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Vom Start weg im Spitzenfeld

Vertikal-Bearbeitungszentrum DMC 64V linear
Vom Start weg im Spitzenfeld

Anfang des Jahres in den Markt gebracht und seither über 250fach verkauft, mausert sich die DMC 64V linear zum Bestseller ihrer Klasse. Die kühl kalkulierte Maschine steht nicht nur beim Preis und den Betriebskosten gut da: Hersteller Deckel Maho Geretsried hat in dem Bearbeitungszentrum auch punktgenau umgesetzt, was Kunden in vielen Gesprächen an Leistung, Ergonomie und Vielseitigkeit gefordert hatten.

Von Chefreporter Wolfgang Filì chefreporter@fili.net

Wann genau die DMC 64V linear an der 1000er-Marke kratzen wird, kann Markus Rehm noch nicht sagen. Dass sie diese magische Verkaufszahl zusammen mit den – lediglich in der Länge der X-Achse variierenden – Schwestern 104V und 144V aber 2003 noch schaffen wird, steht für den Geschäftsführer Technik der Deckel Maho Geretsried GmbH außer Frage. Die Maschine sei eine Art Punktlandung mit Ansage, sagt er. Auf einer Hausmesse im Januar 2002 erstmals gezeigt, wurde sie seitdem über 250 mal bestellt sowie 100fach ausgeliefert. In nur 18 Monaten von der Skizze zur Marktreife gebracht, liegt sie damit voll im Plan.
Zielgruppe für das vertikale Bearbeitungszentrum sind Job-Shops mit schwankenden Losgrößen und breitem Werkstückspektrum, kleine und mittlere Serienfertiger sowie Werkzeug- und Formenbauer mit nüchternem Bezug zum High-Speed-Spanen. In der Tat ist HSC längst nicht in jedem Fall erforderlich. Vielmehr deckt die DMC 64V linear rund 80 % aller Zerspanungsaufgaben in ihrem geometrischen Bereich ab. Was meint: in einem Arbeitswürfel von 640 mm x 600 mm x 500 mm. Entsprechend sind die Hauptabnehmer nach den bisherigen Erfahrungen Lohnfertiger mit kleineren Auflagen an Kupplungen, die mit Bohrungen versehen werden müssen oder mit Platten, in die Bahnen und Taschen gefräst gehören. Solcherart Teile sind typisch und fertigungstechnische Alltagskost, so wie sie auch andere Maschinen verdauen.
Dem Wettbewerb Magendrücken verschaffen dürfte jedoch, dass die DMC 64V linear dabei häufig nicht nur schneller ist, sondern regelmäßig auch 30 bis 40 % unter seinen Preisen liegt. Wie ihre Schwesternmaschinen ist sie ein kühl kalkuliertes Volumenprodukt. Gleichzeitig ist sie eine Individuallösung aus dem Baukasten. In der Grundausführung bereits für 90 000 Euro zu haben, kostet die DMC 64V linear in der höchsten Ausbaustufe runde 140 000 Euro. Hier gehört das so genannte Produktionspaket mit Kühlmittelzufuhr und Späneförderer mit zum Lieferumfang, ferner eine hydraulische Werkstückspannung, direkte Wegmesssysteme in Y- und Z-Achse, Messtaster, Werkzeugbruch-Kontrolle, Blasluft, Spülpistole, Visiport-Sichtscheibe und Feierabend-Schalter sowie last not least ein Abscheider für Öl und Emulsionsnebel. Alles unterhalb dieser Complettissimo-Lösung kommt billiger.
Es ist aber längst nicht nur der Preis, der den Erfolg der Maschine ausmacht. Vielmehr sichert sie dem Anwender handfeste Wettbewerbsvorteile. Mit 12 m² Platzbedarf und 3,15 m Höhe recht gedrungen, ist die DMC 64V linear nach modernen ergonomischen und Work-Flow-Grundsätzen sowie – fast besser noch – entlang der Wünsche vieler Kunden konstruiert. Diese waren in langen Verkaufs- und Support-Gesprächen zusammengetragen und auf den Punkt gebracht worden.
So sorgt die lineare Antriebstechnik der X-Achse für knappe Zeiten bei Werkzeugwechsel und Positionierung. Dabei beschleunigt sie mit 0,7 g auf 70 m/min Eilgangsgeschwindigkeit. Y- und Z-Achse haben Kugelgewindeantriebe und erreichen 40 m/min. So werden Span-zu-Span-Zeiten erreicht, die bis zu 30 % kürzer sein sollen als bei herkömmlichen Maschinen. Der Linearmotor selbst ist außerhalb des Arbeitsraums im oberen Maschinenbereich untergebracht und dort geschützt vor Spänen und Kühlschmierstoffen. Weiter reduziert werden ungenutzte Leerlaufzeiten durch einen schnellen Werkzeugwechsler. Er tauscht die Tools nach dem Pick-up-Prinzip innerhalb von 1,9 s und ist ebenfalls verschmutzungssicher vom Arbeitsraum getrennt. Weder Emulsion noch Späne können sich an den Werkzeugen ablagern. Das erhöht die Betriebssicherheit. Das Magazin ist als Teller ausgeführt und bietet 30 Werkzeugen Raum. Bleibt der Nachbarplatz frei, dürfen diese bis zu 140 mm Durchmesser und 7 kg Masse haben. Andernfalls sind 100 mm das Maximum. Der Aufspanntisch misst 850 mm x 600 mm und kann mit bis zu 600 kg belastet werden. Die maximale Beschickungshöhe – gemessen ab Tischoberkante – beträgt 850 mm.
Der Grundaufbau der Maschinen ist massiv, stabil und steif. Auf der Gusskonstruktion mit obenliegendem Fahrschlitten für die X-Achse und niedrigem Schwerpunkt lassen sich auch schwere Werkstücke problemlos bearbeiten. Der integrierte Linearantrieb kann dadurch noch schneller und dynamischer verfahren und kommt auch nicht mit magnetisierbaren Spänen in Berührung. Unterstützt wird er von einem linearen Wegmesssystem, das die Achspositionen direkt erfasst. Sollte während der Bearbeitung einmal der Strom ausfallen, sorgen pneumatische Bremselemente dafür, dass der Schlitten unmittelbar und sicher geklemmt wird. Übrigens benötigt die Maschine kein spezielles Fundament. Sie wird vielmehr in drei Keilschuhen aufgestellt.
Deckel Maho bietet die DMC 64V linear in unterschiedlichen Aufbaustufen an. Jede davon hat ihren Sinn. So werden sich Serienfertiger von Aluminiumteilen eher mit dem Palettenwechsler oder dem Produktionspaket beschäftigen als Schwerzerspaner und Formenbauer. Letztere könnten an der alternativ angebotenen Spindel mit 8000 min-1 und 200 Nm Drehmoment interessiert sein, die Lohnfertiger hingegen an Kratzbandförderern, der Werkzeugüberwachung und der hydraulischen Werkstückspannung.
Weiterhin wäre zu klären, ob die Standard-Ausrüstung der Maschine mit der Siemens’schen CNC-Steuerung 810D powerline ausreicht, oder ob die optional angebotene iTNC 530 von Heidenhain die bessere Lösung ist. Entscheidend wird das Einsatzgebiet der Maschine sein. Beide Steuerungen arbeiten auf Basis des Betriebssystems Windows und haben schnelle Prozessoren, die auch für mächtige Programme, dreidimensionale Darstellungen und die Übertragung großer Datenpakete ausreichend Speicherkapazität bieten. Der augenfreundliche 15″-TFT-Bildschirm dagegen fällt unmittelbar in die Rubrik „Ergonomie“. Gleiches gilt für die Bedieneroberfläche. Über das Ethernet beziehungsweise das Internet kann zudem auf externe Netzwerke zugegriffen werden. Damit ist für die nötige Sicherheit im Rahmen des gemeinsamen DMG-Netservices der Konzernmutter Deckel Maho Gildemeister in Bielefeld gesorgt.
Mit Blick auf die angestrebten Verkaufszahlen der Maschine hatten die Geretsrieder bei der Preisgestaltung mehr Spielraum als kleinere Hersteller. Umgekehrt bedeutet dies, dass die DMC 64V linear zwingend gleich vom Start an ins Spitzenfeld ihrer Klasse sprinten musste. Andernfalls wäre die Nachkalkulation weniger freundlich geraten. Seit dem Zuspruch auf der Hausmesse Anfang diesen Jahres sowie spätestens nach der Formenbauer-Fachmesse Die+Mold in Taipeh, Taiwan, im Juli ist Markus Rehm jedoch überzeugt, dass das Konzept aufgeht. 28 Maschinen hatte Deckel Maho dort vom Stand weg an chinesische Formenbauer verkauft. Neben Deutschland und dem nahen europäischen Ausland sieht er Asien denn auch als den Markt mit dem größten Aufnahmevermögen. Allein in Europa, wo der Verbrauch an vertikalen Bearbeitungszentren auf rund 5000 Einheiten jährlich geschätzt wird, rechnet Deckel Maho Geretsried sich in Mittelfrist einen Marktanteil an die 20 % aus.
Das nach wie vor in Geretsried gefertigte Vorgängermodell DMC 63V sieht Markus Rehm allerdings nicht als Konkurrenz im eigenen Haus. Im Gegenteil: Mit ange-passtem Preis und ausgerüstet mit einer Fanuc-Steuerung sieht er für diese Maschine zusätzliche Chancen in Nordamerika und in Asien. Das Lohnniveau liegt dort unter dem in Westeuropa. In der EU mit ihrer durchweg hohen Produktivität hingegen sieht er beste Chancen für die neue DMC 64V linear und ihre Derivate 104V und 144V. Raum für weitere Varianten der Maschine sieht Rehm derzeit übrigens nicht.
Vielleicht hätten die Maschinen – so weit sie ihre 1000er Auflage erst einmal passiert haben – gar das Zeug zu Klassikern der Moderne. Schließlich ist es nicht verboten, zehn Jahre weiter denken und zu spekulieren, ob die DMC 64V/104V und 144V linear nebst ihren Folgemodellen dann eine ähnliche Verbreitung hätten wie die legendären FPx-Fräsmaschinen von Deckel.
Kerndaten Technik
X-Achse 640 mm
Y-Achse 600 mm
Z-Achse 500 mm
Vorschub X-/Y-/Z-Achse 40 m/min
Eilgang X-Achse 70 m/min
Beschleunigung X-Achse 0,7 g
Positionstreue X-Achse 5 µm
Leistung Motorspindel 13 kW
Drehzahl Motorspindel 12000 min-1
Moment Motorspindel 70 Nm
Werkzeug-ø max. 100 mm
Werkzeuglänge max. 300 mm
Plätze im Werkzeugmagazin 30
Span-zu-Span-Zeit 5 s
Aufspannfläche Tisch 850×600 mm
Tischbelastung max. 600 kg
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