Es gibt vieles in Deutschland, was längst auf den Müllhaufen der Geschichte gehört. Der Kammerzwang oder auch der – trotz Reform – faktisch noch immer existierende Meisterzwang, genauso wie das Schornsteinfegermonopol, die Berufsgenossenschaften, die CMA für die Bauern bis hin zur Zwangsfinanzierung der „öffentlich-unredlichen“ Sender via GEZ. Seit Jahren wird zum Thema IHK-Zwang immer wieder unendlich lang und zumeist ergebnislos diskutiert. Halbherzige Reformen des IHK-Gesetzes in den 90er-Jahren wie die Beitragsfreistellungen für Unternehmer, die faktisch unter dem Sozialhilfesatz verdienen, hielt ich für politische Augenwischerei und Verdummung von über drei Millionen mündigen Unternehmern des Mittelstandes. (…) Sogar vor Kontopfändungen schreckte die Kammer nie zurück. Meine Ein-Mann-Firma wurde Mitte der 90er-Jahre mit rund dem Vierfachen dessen belastet, was beispielsweise die DaimlerChrysler AG am Hauptsitz Stuttgart zu zahlen hatte. Wegen der Auslandsverluste fiel in Stuttgart kein gewerbesteuerpflichtiger Gewinn mehr an, und somit betrug der Kammerpflichtbeitrag für DC gerade mal lächerliche 168 Euro – ohne jegliche weitere IHK-Umlage, denn der Konzern war rechnerisch wirtschaftlich weniger leistungsfähig als meine kleine Klitsche. Zumindest nach Kammerdefinition. (…) Warum sollten die wenigen hoheitlichen Aufgaben vom Staat nicht, wie übrigens auch bei TÜV und Dekra, an privatrechtlich organisierte Vereine übertragen werden, die sich dann dem Wettbewerb im Markt stellen und die künftigen freiwilligen Mitglieder und Kunden mit Qualität überzeugen. Apropos Qualität und Qualifizierung. Warum sind die Kammern bis heute nicht nach der Dienstleistungs-ISO zertifiziert? Taugt die Qualität der unzähligen und ungefragt bereitgestellten Kammerdienstleistungen dafür noch immer nicht ? Günter Geng, zurzeit Brasilien
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