An der Wirtschaftsflaute kommt auch die elektrische Antriebstechnik nicht vorbei. Das heißt aber nicht, dass den Entwicklern die Ideen ausgehen. Sie müssen allerdings ihre Prioritäten etwas anders setzen als bisher.
Von unserem Redaktionsmitglied Dr. Birgit Oppermann – birgit.oppermann@konradin.de
Deutliche Bremsspuren“ – mit diesen Worten fasst der Fachverband Automation/Elektrische Antriebe im Frankfurter ZVEI e.V. treffend zusammen, was er im zweiten Quartalsbericht über die wirtschaftliche Lage der Branche meldet. Seinen Angaben zufolge sind die Auftragseingänge, verglichen mit den Vorjahreswerten, um etwa 10 % gesunken, und es sind „auf breiter Front Rückgänge zu verzeichnen“. Nicht einmal die Kleinmotoren, seit drei Jahren das erfolgreichste und umsatzstärkste Segment im Bereich der elektrischen Antriebe, bleiben demnach von der Entwicklung verschont.
Ein wenig positiver ist die Bilanz bei den Getrieben und Getriebemotoren, die die Unternehmensberatung Frost&Sullivan für den europäischen Markt zieht. Die Frankfurter sehen für den Zeitraum bis zum Jahr 2008 „trotz des geringen Vertrauens in die Konkunktur einen erheblichen Wachstumsspielraum“. Dieser entstehe aber nicht so sehr aus einer Nachfrage in Deutschland, da hier der Entwicklungsstand bei den Anlagen schon sehr hoch sei. Erhebliche Zuwächse erwarten sie beispielsweise in Spanien. Dort sei für die Getriebehersteller vor allem der Zubau in der Windenergiebranche interessant. Die Förder- und Handhabetechnik bleibe aber auch zukünftig der größte Abnehmersektor – obwohl sich einige Anwender auch vorstellen können, die mechanischen Lösungen durch geregelte Antriebe und Motoren zu ersetzen, heißt es.
Verhältnis zwischen Preis und Leistung wird verbessert
Der Preis ist nach den Erhebungen der Unternehmensberater ein bestimmendes Kriterium geworden. Der große Wettbewerbsdruck zwinge die Hersteller, trotz höherer Wirkungsgrade und zusätzlicher Mehrwertangebote, preislich attraktiver zu werden. Für die Anwender positiv: Das Preis-Leistungs-Verhältnis werde sich dadurch in den nächsten Jahren voraussichtlich verbessern. Speziell die Anbieter von Getriebemotoren stünden unter einem erheblichen Kostensenkungsdruck.
Dass die Hersteller auf diese Situation reagieren, zeigt sich an einer Reihe von „Low-Cost“-Varianten, die auf den aktuellen Branchenmessen zu sehen sind. Der Spürsinn der Entwickler richtet sich jetzt nicht mehr so stark auf neue Eigenschaften, die die Produkte verbessern könnten. Im Blickpunkt steht, was sie weglassen könnten oder wie sich die Produktionskosten für die Antriebe selbst senken lassen. Das gilt sowohl für die mechanischen Elemente in den Antriebssträngen als auch für die Motoren: Selbst die Anbieter von Direktantrieben haben Möglichkeiten gefunden, die Kosten für ihre Produkte zu reduzieren (siehe Seite 44).
Für das laufende Jahr ist laut ZVEI keine Besserung für die Branche in Sicht. Doch noch ist die Hoffnung nicht begraben, dass bei den nächsten Quartalsberichten wieder Stichworte wie „Guter Start“ oder „Wachstum“ die Gesamtlage charakterisieren.
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