Mit Taegutec erscheint erstmals ein koreanischer Hersteller von Hartmetall-Schneidstoffen auf dem deutschen Markt. Wir fragten Geschäftsführer Peter Geisendörfer nach Herkunft und Zielsetzung des Unternehmens.
Das Interview führte Chefredakteur Dr. Rolf Langbein
?Herr Geisendörfer, mit der Taegutec GmbH Europe in Rastatt wollen Sie einen koreanischen Anbieter von Hartmetall-Schneidwerkzeugen auf einem heiß umkämpften deutschen Markt etablieren. Wer ist Taegutec?
!Als 1998 in Korea die Konjunktur eingebrochen war, hatte Iscar dieses Unternehmen aus einem Konglomerat herausgekauft. Damals zählte es 1250 Mitarbeiter, heute sind es noch etwa 900.
?Welche Rolle spielt Taegutec in Korea und im asiatischen Raum als Hersteller von Präzisionswerkzeugen?
!Im asiatischen Raum spielt es eine gute Rolle, hat sich aber nie aus diesen Märkten hinausbewegt. Vor diesem Hintergrund ist die Herausforderung auf dem europäischen Markt umso größer.
?Werden Sie Taegutec im deutschen Markt als eigene Marke führen?
!Ja, das werden wir. Früher hieß das Unternehmen übrigens Korean Tungsten Carbide (KTC), wurde dann aber nach einer Stadt umbenannt. Taegu ist hinter Seoul und Pusan die drittgrößte Stadt Südkoreas und hat etwa 1,5 Millionen Einwohner.
?Im Werkzeugbereich werden Anbieter aus Fernost, von den Japanern einmal abgesehen, oft als Billiganbieter mit Qualitätsproblemen angesehen. Womit treten Sie diesem Image entgegen?
!Das ist ein Vorurteil, das uns sicher noch begegnet, weil die Koreaner im Billigsegment angeboten haben. Inzwischen zählt Südkorea zu den Tigern, die industriell gewachsen sind. Die Anforderungen und die Ansprüche sind gestiegen, so dass hier nicht mehr wie vor Jahren mit Preisen jongliert wird. Heute ist Taegutec preislich etwa acht bis zehn Prozent unter Sandvik, Secco und Iscar angesiedelt. Aber die Qualität ist sehr gut, was uns auch vom Markt her bestätigt wird.
?Nun werden ja zunehmend von großen Kunden Dienstleistungen erwartet, die weit über das Liefern von Werkzeugen hinausgehen. Ich denke da an die Werkzeugverwaltung oder das Bereitstellen von Werkzeugen in der Produktion. Können Sie solche Dienstleistungen schon erbringen?
!Im Augenblick sind wir dazu noch nicht in der Lage. Wir haben jetzt begonnen, den Vertrieb über den Handel aufzubauen. Denn wir können nicht gleich 150 Leute einstellen, so wie Iscar in Deutschland. Deshalb wollen wir Schritt für Schritt wachsen, um später auch solche Anforderungen erfüllen zu können.
?Und Sie wollen das auch nicht im Huckepack mit anderen tun?
!Das können wir nicht. Es wäre eine totale Überschätzung. Außerdem müssten sie auch erst einmal sämtliche Tests durchlaufen. Und darüber hinaus wollen ja die Automobilhersteller eher die Zahl der Lieferanten ab- anstatt aufbauen.
?Welche Vorteile bieten Sie potenziellen Kunden, die der etablierte Wettbewerb nicht bieten kann?
!In Sachen CBN und PKD denke ich, dass wir Vorteile aufweisen können. Auf allen anderen Gebieten sind die Anbieter alle gleich stark. Wenn also Vorteile vorliegen, dann bei den Schneidstoffen.
?Mit welcher Marketingstrategie werden Sie auf Taegutec und Ihr Angebot aufmerksam machen?
!Die Strategie zielt zunächst darauf ab, über den Handel anzubieten. Wir werden auch Mitarbeiter einstellen. Und wir stellen auf Messen aus, jetzt auf der Metav mit 150 Quadratmeter Standfläche und später auf der AMB. Aber leider gehört ja noch viel mehr dazu: Anzeigen, Testimonials, Artikel und auch Interviews, in denen ich dann sagen kann, dass die Koreaner fast so gut sind wie die Schwaben, nur mit der Sprache haben sie noch Schwierigkeiten.
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