Wer wird Millionär?

Warum ist Fließfertigung nichts für den Maschinenbau? Weil A) in dieser Branche kleine Stückzahlen gefragt sind, oder B) die Arbeit am Band nur bei kleinen Maschinen sinnvoll ist, oder C) die Kunden von Werkzeugmaschinen zu viele Varianten wünschen? Nach der bisherigen Lehrmeinung waren alle drei Antworten richtig. Dennoch haben die Strategen von Trumpf ihre Fertigungsphilosophie umgekrempelt und würden heute keines der Argumente mehr gelten lassen. Mit dem Titelthema dieses Heftes zeigen Tilman Vögele-Ebering und Jens-Peter Knauer ab Seite 22, wie sowohl Trumpf als auch Deckel-Maho in Seebach ein Dogma in Frage stellen: Die Fließfertigung hat die Montage ihrer Maschinen beschleunigt, und die Unternehmen sind auf kleinerer Fläche produktiver.

Einen ausgetretenen Pfad hat auch Horst Klein aus Velbert verlassen: Statt sie zu erodieren, werden bei ihm Schmiedegesenke gefräst, und das auch kurzfristig. Vor den Augen unseres Kollegen Dr. Bernhard Reichenbach sind die Späne geflogen. Ab Seite 36 berichtet er von den wirtschaftlichen Erfolgen und den harten Einsatzbedingungen, über die selbst der Hersteller des Fräsers staunen würde.

Ähnlich genial, weil so einfach wie die Quiz-Idee, ist das Regelsystem, mit dem Frankenthaler Ingenieure eine Abwasserhebestation automatisieren – ohne Schwimmer, Kabelsalat oder Funksignal: Sobald der Pegel sinkt, erkennt eine Pumpe, dass die andere aktiv ist und stellt sich auf ihre Gegenspielerin ein (Seite 47). So wie der skeptische Moderator, dessen Repertoire vom Mitgefühl bis zum diabolisch-genüsslichen Lächeln reicht.

Wie die Beispiele in diesem Heft zeigen, sind die richtigen Antworten auf 15 Quizfragen nicht der einzige Weg zum Wohlstand. Die Rolle derjenigen, die aus scheinbar festgeschriebenem Wissen neue Fragen ableiten, scheint auch ganz aussichtssreich zu sein.

Dr. Birgit Oppermann