Welche Veränderungen der Prozesskette machen das Gesenkschmieden noch wettbewerbsfähiger und damit interessanter für die Produktanwender?
Eine Achillesferse des Schmiedens sind die Werkzeugkosten. Sie lassen sich nur durch hohe produzierbare Stückzahlen, also die Standzeit der Werkzeuge, kompensieren. Daher erhalten diese strukturierte Mehrlagen-Beschichtungen, oder es werden in besonders verschleißintensiven Bereichen Keramiken eingelötet, um den Verschleiß zu verringern und somit indirekt die Bauteilkosten zu senken.
Wo sehen Sie weitere Möglichkeiten?
Ein weiterer aktueller Fortschritt: Werden Schmiedestücke aus der Prozesswärme mit einem Spray aus Wasser und Luft wärmebehandelt, spart man Kosten für die Wiedererwärmung und erhält zudem verzugsarme Bauteile, die durch den geringeren Richtaufwand wiederum kostengünstiger sind.
Wie lässt sich durch EDV das Schmiedeprodukt kontrollieren?
Immer wichtiger wird die 100%ige prozessbegleitende Qualitätsprüfung mit direkter Rückkopplung in die laufende Fertigung, zum Beispiel bei minimalem Versatz zwischen Ober- und Untergesenk oder Rohteil-Massenschwankungen. Dies führt zu Geometrie-Abweichungen, die während eines nachfolgenden Bearbeitungsschritts korrigiert werden, um etwa bei Verzahnungen die Exzentrizität und somit die Laufruhe zu verbessern und leisere Getriebe zu erhalten.
Schmiedetechnik ist generell ein Problemlöser im Hochleistungsbereich, auch in der Medizintechnik. Wo sehen Sie die Gründe?
Der ununterbrochene Faserverlauf und das feinkörnige Umformgefüge sorgen für eine deutliche Steigerung der Festigkeit, insbesondere der Dauerfestigkeit. Dies lässt sich nutzen, um die Bauteil-Querschnitte zu verringern und so Gewicht zu sparen. In der Medizintechnik sind 100-%-Sicherheit gegen Bauteilversagen und Biokompatibilität wichtig. Traditionell werden hier CoCrMo-Legierungen, CrNi-„Medizinstähle“ und Titan geschmiedet; in letzter Zeit auch biokompatible Magnesiumwerkstoffe.
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