Michael Huber, Prokurist bei der Borries Markiersysteme GmbH, Pliezhausen, setzt auf das Ritzprägen. Diese Technik garantiert Dokumentenechtheit und die Möglichkeit der Teile-rückverfolgung.
Das Gespräch führten unsere Redaktionsmitglieder Simone Reimann und Uwe Böttger – simone.reimann@konradin.de – uwe.boettger@konradin.de
Warum setzt sich das Ritzprägen gegenüber dem Nadelprägen immer stärker durch?
Beim Nadelprägen schlägt ein Stift mit hoher Frequenz ins Material. Das kann zu einem enorm hohen Lärmpegel führen. Der Stift beim Ritzprägen drückt dagegen leise in das Material und zieht ein Furche in der Form des gewünschten Zeichens. Dieses Verfahren ähnelt einer Reißnadel, mit der manuell eine Markierung angebracht wird.
Unternehmen könnten den Lärm vermeiden.
Wenn das Werkstück selbst ein guter Resonanzkörper ist, liegt der Lärmpegel beim Nadelprägen oft bei über 80 Dezibel. Die Lärmschutzmaßnahmen werden dann so teuer, dass Unternehmen besser gleich einen preisgleichen Ritzpräger einsetzen.
Das Verfahren ist langsamer als beispielsweise Laserbeschriftung. Warum setzen Anwender trotzdem auf diese Technik?
Der Ritzpräger kennzeichnet für die Ewigkeit. Er verändert das Mate-rialgefüge und verdrängt dabei das Material. Lackaufträge, Strahl oder Waschvorgänge können dem geritzen Text nichts mehr anhaben. Selbst wenn die Prägung optisch nicht mehr für das Auge erkennbar ist, bleibt sie immer noch nachvollziehbar.
Die Kennzeichnung weist auch in Produktionsketten einzelne Bearbeitungsschritte lückenlos nach. Schicht, Datum oder zuständiger Roboter und Maschine werden dauerhaft festgehalten. Bei Reklamationen ist der Schuldige schnell gefunden.
Welche Branchen setzen das Verfahren ein?
Gerade die Automobilindustrie und deren Zulieferer nutzen diese Technik. In der Branche spielen die Dokumentation und Rückverfolgung der Teile eine große Rolle. Dort wird alles, von kleinsten Teilen wie Einspritzdüsen bis hin zu großen Fahr-gestellen, gekennzeichnet.
Haben Ritzpräger Vorteile gegenüber der Laserkennzeichnung?
Wenn es die Zeit erlaubt und Materialaufwurf möglich ist, kann man das preiswertere Ritzenprägen einsetzen. Beim Laser sind nicht nur die Investitionskosten, sondern auch die Betriebskosten um ein Vielfaches höher. Der Laser ist eine Energievernichtungsmaschine. Rund 85 % der benötigten Energie gehen hier durch den Schornstein. Ritzpräger dagegen benötigen nur ein wenig Strom und ein wenig Luft.
Muss das Ritzwerkzeug nicht auch hin und wieder gewechselt werden?
Diese Kosten sind verschwindend gering. Oft wird mit einem Diamantwerkzeug gearbeitet, das kaum verschleißt. Der Diamant selbst ist so hart, dass er sich nicht abnutzt. Selbst bei gehärteten Materialien hält der Diamant sehr lange. Alles, was härter als 62 Rockwell ist, geht bei der flexiblen Kennzeichnung aber nur noch mit Laser.
Muss Kennzeichnung schön aussehen?
Das Prägebild ist wie eine Visitenkarte. Wenn Sie ein Auto kaufen, erwarten Sie, dass die Prägungen professionell aussehen. Auch bei diesem Detail muss eben alles stimmen.
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