Startseite » Allgemein »

Wie Phoenix aus der Asche

HPM Hemscheidt für die Zukunft gerüstet
Wie Phoenix aus der Asche

Holmlose Spritzgießmaschinen und hydromechanische Zwei-Platten-Konstruktionen hat die HPM Hemscheidt GmbH im Programm. Die Maschinen zeichnen sich durch innovative Lösungen aus, etwa durch im Zyklus ein- und ausfahrende Holme.

Von unserem Redaktionsmitglied Werner Götz

Etwa eineinhalb Jahre ist es jetzt her, daß der amerikanische Hersteller von Spritzgießmaschinen, Extrusionssystemen und Druckgußanlagen, die HPM-Stadco Inc., Los Angeles, den Schweriner Spritzgießmaschinenbauer Hemscheidt übernahm. Für die Amerikaner war der Erwerb „ein strategischer Schritt hin zu einer stärkeren Präsenz auf dem wichtigen europäischen Markt“, so Manfred Kersten. „Hinzu kommt“, ergänzt der Geschäftsführer der HPM Hemscheidt GmbH, „daß Schwerin über die mit am weitesten entwickelte Technologie für holmlose wie für hydromechanische Zwei-Platten-Maschinen verfügt.“ Gründe genug für HPM-Stadco, die eigenen Kräfte mit denen von Hemscheidt zu bündeln.
Bislang läuft der Deal für die Amerikaner positiv. Wurden im Mai 1997 gerade mal 68 Mitarbeiter in Schwerin beschäftigt, sind es heute bereits knapp 130. Sehr erfreulich hat sich auch der Umsatz entwickelt, konkrete Zahlen möchte Manfred Kersten noch nicht nennen. Eines war jedoch zu erfahren: Das Unternehmen partizipiert nicht nur an der derzeit guten konjunkturellen Situation im Kunststoffmaschinenbau, sondern wächst überdurchschnittlich. Kersten: „Wir nehmen den Wettbewerbern wieder Marktanteile ab.“
Für den Manager ist besonders wichtig, daß HPM-Stadco es nicht allein auf das Know-how der Schweriner abgesehen hat, „wie manch anderer, der ebenfalls Interesse an Hemscheidt zeigte“. Hier wäre zu befürchten gewesen, daß der Standort auf Dauer keine Zukunft gehabt hätte. Vielmehr sehen die Amerikaner in Schwerin ein weitgehend unabhängig agierendes Unternehmen mit Entwicklung, Konstruktion und Produktion sowie eigener Maschinenpalette. „Daher“, betont Kersten, „hat HPM-Stadco bereits sehr viel am Standort Schwerin investiert und auch das Eigenkapital von 50000 auf 1,5 Millionen Mark erhöht.“
Derzeit bauen und vertreiben die Schweriner zwei Baureihen: die Modelle Access und Next Wave. Erstere bieten ein offenes Verriegelungssystem ohne Holme. Für exakte Parallelität der beiden Platten und eine präzise Positionierung der beweglichen Aufspannplatte sorgt ein patentierter C-Rahmen. Kersten: „Er kompensiert gezielt ein mögliches Durchbiegen des Maschinenrahmens während der Verriegelungsphase.“ Die bewegliche Platte bewegt sich zudem auf Führungsschienen, die von Durchbiegungskräften nicht beeinflußt werden. Außerdem tragen unter definierter Spannung stehende Druckstabbolzen entscheidend dazu bei, daß die vertikale Position der feststehenden Platte konstant ist. Erhältlich ist die Access-Baureihe derzeit im Schließkraftbereich von 550 bis 2500 kN.
„Für die holmlose Bauweise sprechen eine ganze Reihe von Vorteilen“, erläutert Manfred Kersten. Er nennt zum Beispiel den größeren und in vollem Maße nutzbaren Werkzeugraum, den ungehinderten Zugriff auf die gespritzten Teile bei offenem Werkzeug, den direkten Zugriff von Handhabungsgeräten von oben oder der Seite sowie die Freizügigkeit bei Prozeßautomatisierung hinsichtlich dem Positionieren von Komponenten.
Um kurzbauende hydromechanische Zweiplatten-Spritzgießmaschinen im Schließkraftbereich zwischen 3300 und 45000 kN handelt es sich bei der Baureihe Next Wave.
„Präzise Hochgeschwindigkeitsverriegelung, schneller Schließkraftaufbau, flexible Hub- und Einbauhöhenspezifikationen sowie minimierter Platzbedarf sind Kennzeichen der Next-Wave-Serie“, meint Manfred Kersten. So habe das Zweiplatten-Design „die fortschrittlichste Verriegelungstechnik auf dem Markt und die einzigen im Zyklus ausfahrenden Holme in der Branche“. Letztere fahren zusammen mit der beweglichen Platte ein und aus. So lassen sich beim Öffnen des Werkzeugs große, unhandliche Spritzteile schnell und einfach herausnehmen.
Eine Stärke der Maschinen sei auch der um 40 Prozent geringere Platzbedarf – verglichen mit konventionellen Drei-Platten-Maschinen. Darüber hinaus bieten sie laut Kersten kurze Zykluszeiten sowie eine effiziente Energienutzung, auch seien Werkzeugwechsel schnell und einfach zu automatisieren.
Vollelektrische Spritzgießmaschinen finden sich nicht im Programm der Schweriner. „Wir haben auch keine Ambitionen, das in näherer Zukunft zu tun“, meint Kersten. Sie seien derzeit einfach zu teuer und die Wirtschaftlichkeit nur in wenigen Anwendungsfällen gegeben. Daran werde sich auch mittel- und längerfristig nichts ändern. Im günstigsten Fall könnten sie einmal 20 Prozent Marktanteil erreichen, mehr nicht, meint Kersten. „Viel sinnvoller sind hybride Lösungen, etwa eine hydraulische Maschine kombiniert mit einem elektrischen Schneckenantrieb.“ Hier sieht der Manager den Nutzen in mehr Anwendungs-Fällen, etwa wenn Parallelbetrieb von Dosieren und Formzuhalten kürzerer Zykluszeiten wegen erforderlich ist.
Maschinen aus den USA haben die Schweriner derzeit nicht im Programm. Mit ein Grund ist der hohe Dollarkurs. Mittelfristig ist das jedoch geplant, längerfristig sollen die beiden Unternehmen ihre Produktpaletten sogar miteinander verschmelzen. Für später wird auch an den Vertrieb von Extrusions- und Druckgußanlagen von Schwerin aus gedacht. Doch derzeit hat der Verkauf von Spritzgießmaschinen „Made in Schwerin“ für Manfred Kersten die höchste Priorität. Erst wenn hier die Nachwehen der Gesamtvollstreckung Hemscheidts völlig verdaut seien, könne an zusätzliche Aufgaben gedacht werden.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de