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„Wir wachsen in neuen Feldern, aber nicht um jeden Preis“

Vorstand Dr. Joachim Belz: Weidmüller führt im schaltschrank regie
„Wir wachsen in neuen Feldern, aber nicht um jeden Preis“

In der elektrischen Verbindungstechnik bestimmen rasante Innovationszyklen den Takt. Einer der führenden Hersteller ist die Detmolder Weidmüller-Gruppe. Vorstand Dr. Joachim Belz erläutert, wie mit Innovationen und Strategien Mehrwert generiert wird.

Herr Dr. Belz, Sie sind seit November Vorstand der Weidmüller-Gruppe. Wie beurteilen Sie den Markt und was sind Ihre Ziele?

Unser Umsatz wächst derzeit zweistellig. Wir haben 2006 mit gut 430 Millionen Euro ein Rekordergebnis erreicht. Aufgrund der hohen Produktionsauslastung investieren wir deutlich an allen Standorten, besonders in Thüringen und in China.
…und Ihre Ziele?
Wir gewinnen in den klassischen Segmenten der elektrischen Verbindungstechnik immer mehr Marktanteile hinzu, wollen aber darüber hinaus auch neue Märkte erschließen. So haben wir einen eigenen Geschäftsbereich für kundenspezifische Lösungen aufgebaut, der beispielsweise komplexe Klemmenleistensysteme mit angeschlossenen Kabeln für große Unternehmen wie Siemens, Rockwell oder Omron fertigt.
Wie bearbeiten Sie den Wachstumsmarkt Industrial-Ethernet?
Hier gibt es, bedingt durch die zunehmende Automatisierung, im Markt einen klaren Trend zur Integration von Büro-IT und Factory Floor in eine leistungsfähige IT-Gesamtarchitektur. Gemeinsam mit Netzwerkspezialisten arbeiten wir an Lösungen, die die IT des Büros mit der Steuerung der Fabrik bis hin zur Feldebene verbinden.
Gibt es denn schon reale Produkte?
Im November haben wir unsere IE-Line präsentiert. Das sind universelle Industrial Ethernet-Steckverbinder, die für die industrielle Verkabelung mit Kupfer- und Lichtwellen-Leitern einen Quasistandard etablieren, der gleichzeitig auch die Anforderungen der unterschiedlichen Industrial-Ethernet-Konsortien erfüllt. Daneben bieten wir ein umfassendes Produktprogramm von Industrial-Ethernet-Geräten in Ausführungen für IP20 und IP67 an.
Entstehen neue Geschäftsfelder durch Kooperationen?
Ja, aber auch Zukäufe oder Mehrheitsbeteiligungen machen Sinn. Mit der australischen Mann Industries International verbessern wir unser Know-how in der Prozessautomatisierung. 2005 haben wir die Mehrheit an dem Ethernet-Spezialisten Heyfra Electronic GmbH mit Sitz in der Lutherstadt Eisleben übernommen. Wir wollen hier Geschwindigkeit aufnehmen. Aber nicht um jeden Preis und nie zu Lasten des Kerngeschäfts.
Wie sehen Ihre Zukunftsfelder aus?
Weidmüller wird immer die optimale Verbindungstechnik im Fokus haben. Wir führen im Schaltschrank Regie, weil wir die Ebenen 400 und 24 Volt sowie die Datenkommunikation beherrschen. Das reicht vom Energiebussystem FieldPower bis hin zum aktiven Sensor-Aktor-Interface SAI Universal Pro. Bei Reihenklemmen und Schaltschrankelektronik sehen wir ein deutliches Potenzial für neue Applikationen und Funktionalitäten.
Was heißt das konkret?
Anstatt die Funktion der Klemme in andere Geräte innerhalb des Schaltschranks zu integrieren, entwickeln wir intelligente Klemmen, die die Funktion heutiger Schaltschrankelemente zusätzlich übernehmen.
Welche Rolle spielt Deutschland zukünftig als Produktionsstandort?
Eine bedeutende, denn unsere Kernkompetenzen bleiben die Metallbearbeitung einschließlich der komplizierten Oberflächenbeschichtung für die Kontaktträger sowie die Kunststoffspritztechnik für die Gehäuse. Dieses Potenzial werden wir in unserem Kompetenzzentrum in Detmold weiter ausbauen. Aber auch in anderen Ländern wie etwa in China entstehen ähnliche Zentren.
Wie muss ich mir das vorstellen?
Nehmen wir China: Dort haben wir in den letzten Jahren das Know-how für eine Fertigung nach unseren Qualitätsmaßstäben aufgebaut und Ende 2006 wurde der Grundstein eines Kompetenzzentrums für Elektronikentwicklung gelegt.
Wo planen Sie Stellenaufbau?
Wir expandieren an allen Standorten. Dafür suchen wir Ingenieure und Techniker. Im Inland haben wir hohen Bedarf an Applikationsexperten. Da Innovationen in unserer Branche immer mehr an Schnittstellen entstehen, wie zum Beispiel an denen zwischen Mechanik, Elektronik und Optik, ist hier die fachübergreifende Kommunikation von entscheidender Bedeutung. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, die hiesige Forschungslandschaft aktiver zu gestalten.
Hört sich das nach Kritik an?
Weniger Kritik, sondern Empfehlung. Wir in Ostwestfalen sind führend in den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik, aber wir haben nur einen Lehrstuhl für Mechatronik in Paderborn. Immerhin plant die IHK mit der Initiative OWL Maschinenbau in unserer Region ein Fraunhofer-Institut für Mechatronik zu installieren. Ich würde mich freuen, wenn die Landesregierung in Düsseldorf solche Aktivitäten stärker unterstützt. Nicht nur in diesem Zusammenhang wird Weidmüller sich engagiert in die Hochschullandschaft mit einbringen.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
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