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„Wir wollen Aussteller und Besucher über das Internet in Kontakt bringen“

Ernst Raue, Vorstandsmitglied der Deutschen Messe, zur Strategie der Messemacher
„Wir wollen Aussteller und Besucher über das Internet in Kontakt bringen“

Ernst Raue, bislang verantwortlich für die Hannover Messe ist seit 1. Januar im Vorstand der Deutschen Messe AG. Als stellvertretendes Vorstandsmitglied nennt er die künftigen Ziele und Aufgaben des umsatzstärksten deutschen Messeveranstalters.

Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Iris Frick

?Herr Raue, andere Messeplätze in Deutschland machen Negativ-Schlagzeilen, Sie machen Rekordumsätze. Was ist das Besondere das die Deutsche Messe AG ausmacht?
!Es sind die Menschen. Jeder arbeitet hier mit außerordentlichem Engagement. Keiner lehnt sich zurück und macht einfach nur seinen Job nach dem Motto: Wir füllen dieses Messegelände, wie wir es schon immer getan haben und das wars dann. Mit einer solchen Einstellung hätten wir das vergangene Geschäftsjahr nicht mit einem Rekordumsatz von 495 Millionen Mark abschließen können. 1999 war das erfolgreichste Messejahr seit der Gründung. Wir verhalten uns hier in Hannover wie Unternehmer, auch mit dem entsprechenden persönlichen Risiko. Allerdings immer in Abstimmung mit den entsprechenden Gremien wie Aufsichtsrat oder Vorstand.
?Ihre beiden Flaggschiffe, die Cebit und die Hannover Messe, gleichen schwerfälligen, überfüllten Dampfern. Wie halten Sie die Kolosse beweglich?
!Sowohl die Cebit als auch die Hannover Messe könnten wir, wenn es nur eine Frage der Flächen wäre, noch größer machen. Aber das macht wenig Sinn. Eine Messe muß immer der Spiegel der einzelnen Märkte sein, die sich natürlich ständig verändern. Und damit eben auch die Messeinhalte. Das heißt, die Strategie ist: Nicht mehr passende oder unzeitgemäße Technologien aus einer Messe herausnehmen, um Platz für Neues zu schaffen. Dass das nicht einfach ist, können Sie sich vorstellen. Schließlich geht es dabei oft um Partner, mit denen man schon seit Jahrzehnten zusammengearbeitet hat. Trotzdem war es eine richtige Zäsur, die Lichttechnik aus der Hannover Messe zu nehmen und damit der Factory Automation mehr Raum zu geben.
?Wie Sie eben sagten, benötigt die Fabrikautomation jährlich mehr Fläche. Wird die Hannover Messe in absehbarer Zeit dann nicht sinnvoller Weise in Factory Automation umgetauft werden müssen?
!Das ist ein sehr sensibles Thema, mit dem wir uns selbstverständlich auseinandersetzen und auch mit den Verbänden diskutieren. Doch meiner Ansicht nach ist die Hannover Messe eine Marke mit weltweiter Imagewirkung, die als solche auch den Ausstellern eine entsprechende Plattform bietet. Das aufs Spiel zu setzen wäre nicht klug.
?Immer mehr Themenfelder sehen sich unter dem Dach Factory Automation gut aufgehoben. Wie lange wird es für bestimmte Bereich noch einen Zwei-Jahres-Rhythmus geben?
!Auch in diesem Punkt sind wir im Gespräch mit dem VDMA, den Ausstellern und den einzelnen Fachverbänden. Für uns als Messemacher besteht die Kunst darin, die Dynamik der einzelnen Märkte und ihrer Innovationszyklen widerzuspiegeln. Ganz gleich, ob dies nun Ein-, Zwei- oder Drei-Jahres-Rhythmen sind.
?Ein Messeveranstalter sollte nicht nur den Ausstellern dienen, sondern auch den Besuchern. Was wollen Sie künftig für diese tun?
! Unser Ziel heißt: Weg von der reinen Messe AG hin zu einer Dienstleistungs AG. Dabei spielt das Internet eine entscheidende Rolle. Zwar sind das Messeangebot, die Aussteller und ihre Produkte, schon heute über das Netz verfügbar. Doch einen weiteren Nutzen für die Besucher gibt es bisher nicht. Das werden wir ändern. Im Groben sieht das Konzept vor, Aussteller und Besucher über das Internet zusammen zu bringen. So kann der Besucher schon vor dem Messebesuch seine Wünsche nach Produkten oder Lösungen nennen und wir als Dienstleister den Kontakt zum Aussteller über das Internet herstellen, Termine vereinbaren und einen Terminplan vorbereiten. Der Besucher soll möglichst eine Komplettlösung für seinen individuellen Messeaufenthalt erhalten, um seine Zeit effektiv nutzen zu können.
?Welches Wachstum erwarten Sie für diesen Bereich?
!Der Anteil der elektronischen Dienstleistungen beträgt derzeit etwa drei Prozent des Unternehmensumsatzes, das sind 15 Millionen Mark. Die Dynamik dieses Geschäftsfeldes lässt realistisch erwarten, dass der Anteil in den nächsten zehn Jahren auf etwa 20 bis 30 Prozent wachsen wird.
?Wachstum im Dienstleistungsbereich ist eine Seite, Wachstum in ausländischen Märkten eine andere. Wo liegen hier die Ziele?
!Im kommenden Jahrzehnt strebt die Deutsche Messe AG erneut eine Verdoppelung des durchschnittlichen Jahresumsatzes an. Der Weg zu diesem Ziel führt nicht allein über das klassische Kerngeschäft Messen im Inland. Auch der im Ausland erwirtschaftete Umsatz von derzeit rund 55 Millionen Mark wird sich deutlich erhöhen. Der größte Umsatzzuwachs wird sich allerdings aus einer Erweiterung der Geschäftsfelder ergeben, wie ich sie kurz skizziert habe.
?Um das Auslandsgeschäft voranzutreiben, errichtet die Deutsche Messe in Kooperation mit den Messegesellschaften in Düsseldorf und München in Shanghai ein neues Messegelände. Welche Bedeutung hat dieses Engagement?
!Im Rahmen unserer internationalen Aktivitäten genießt China höchste Priorität. Um die Potenziale des chinesischen Marktes künftig noch umfassender ausschöpfen zu können, bauen wir dieses neue Messegelände. In der ersten Phase werden dort drei ebenerdige Messehallen mit einer Fläche von jeweils 15 000 Quadratmetern entstehen. Die Gesamtinvestitionen von 120 Millionen Mark werden je zur Hälfte von chinesischer Seite und den drei deutschen Messegesellschaften getragen.
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