„Wo der Handschlag noch gilt“

Mitten im Herzen des sogenannten Bergischen Städtedreiecks, das von den Großstädten Wuppertal, Solingen und Remscheid gebildet wird, ist die Branscheid Werkzeugmaschinen-Pressen e. K. angesiedelt. Hier betreiben die Eigentümerin Ulrike Branscheid sowie Tochter Regina und deren Lebensgefährte Bent Sauer den Handel mit Gebrauchtmaschinen. Das traditionsreiche Familienunternehmen hat seinen belegten Ursprung im Jahre 1818. Großvater Erwin Branscheid hatte dann 1928 seinen Werkzeug- und Maschinenhandel an gleicher Stelle gegründet.

„Nach dem Tod meines Großvaters übernahm mein Vater, Gustav Erwin Branscheid, im Jahre 1962 das Maschinenhandelsgeschäft und betrieb es bis zu seinem Tode im April 2003“, berichtet Prokuristin Regina. Seit 1992 ist die Tochter quasi als fünfte Generation im Familienunternehmen tätig. Einstiegsprobleme hatte sie keine in einer von Männern dominierten Handelswelt mit Gebrauchtmaschinen. „Ich hatte das Glück, bis zum Tode meines Vaters in diese Welt hineinwachsen zu können“, blickt sie zurück.

Auch die davor genossene Ausbildung kam ihr im Unternehmen zugute. Nach einem Auslandsaufenthalt ließ sie sich zur Fremdsprachenkorrespondentin ausbilden und danach bei einem namhaften Remscheider Werkzeughersteller zur Industriekauffrau und zur technischen Kauffrau. „Heute sind wir ein Familienunternehmen mit einem sehr guten Team“, betont Regina Branscheid. „In technischen Fragen habe ich eine Stütze in meinem Lebensgefährten Bent Sauer, der seit 18 Jahren im Unternehmen ist“, erklärt sie, „und in kaufmännischen Dingen meine Mutter. Ich bin also in der glücklichen Lage doppelten Boden unter den Füßen zu haben.“

Der Schwerpunkt der Aktivitäten des Unternehmens liegt auf dem Handel, also Ankauf sowie Verkauf und Vermittlung, mit gebrauchten Pressen aller Art und Größe wie Kniehebel-, Präge- und Kalibrierpressen, Exzenterpressen, hydraulische Pressen, aber auch Schmiedemaschinen. Dieses Programm spanloser Maschinen wird ergänzt durch spanabhebende Maschinen wie Fräs-, Dreh- und Schleifmaschinen und andere. „Dabei können wir nicht nur auf unseren Lagerbestand zurückgreifen“, erklärt die Prokuristin, „sondern auch auf jene Maschinen, die wir ab Produktionsstandort vermitteln.“ Reparaturen und Teilüberholungen können im erforderlichen Umfang ausgeführt werden. „Dabei greifen wir zum Teil aber auch auf Unterstützung von Externen zurück, mit denen wir seit Jahren vertrauensvoll zusammenarbeiten“, berichtet sie.

Um Kunden das Gefühl zu vermitteln, nicht die Katze im Sack zu kaufen, führen die Remscheider nach Terminabsprache die Maschinen unter Strom vor. „In manchen Fällen kommt es auch zu Probearbeiten“, berichtet Regina Branscheid. So habe ihr Team zum Beispiel mit einem Kunden auf einer Kniehebelpresse Hefte für chirurgische Instrumente tiefgezogen, geprägt und kalibriert, weil der Kunde bisher auf anderen Pressen gearbeitet habe und sich von den Möglichkeiten und Ergebnissen ein genaues Bild habe machen wollen. „Das ist auch für uns immer wieder interessant“, betont sie. „Nächste Woche sind wir zum Beispiel mit einem Kunden bei einem Abgeber einer Flachschleifmaschine verabredet, weil er gerne Probe schleifen möchte.“

Zur Erlangung von Kundenkontakten spielt auch bei Branscheid das Internet eine außerordentlich bedeutende Rolle. „Ich sehe es jedoch mit gemischten Gefühlen, also als Segen und Fluch zugleich“, wird die Händlerin nachdenklich. „Es birgt die Gefahr, dass der Handel – und nicht nur der Gebrauchtmaschinenhandel – verzichtbar wird.“ Auf der anderen Seite sei das Internet als Informationsdienstleister unverzichtbar und scheinbar grenzenlos. „Es kommen auch Kontakte zustande“, so ihre Erfahrung, „die sich ansonsten vielleicht nicht so ergeben hätten – insbesondere weltweite Kontakte.“ Deshalb biete Branscheid die Maschinen neben der eigenen Homepage www.branscheid-maschinen.de auch über die einschlägig etablierten Plattformen an.

Auf die Frage, ob sie als Frau Vorteile beim Ein- und Verkauf der Maschinen habe, stellt Regina Branscheid fest: „Man sieht sich eher einmal mit dem Problem konfrontiert, dass wir bei den erfreulicherweise bestehenden weltweiten Kontakten nun mal alle aus unterschiedlichen Kulturen stammen. Dabei ist es in manchen dieser Kulturen nicht Usus, mit Frauen über geschäftliche Dinge zu sprechen, geschweige denn, Geschäfte abzuschließen.“ Wenn man als Frau einem Kunden nicht einmal die Hand zur Begrüßung reichen dürfe, werde die Sache schon schwierig. Schließlich handle man ja nach dem Grundsatz: „Da wo der Handschlag noch gilt!“ Aber die Geschäftsfrau weiß auch: „Ist diese Hürde erst einmal durch den persönlichen und familiären Kontakt genommen, zählt nur noch das, worauf es ankommt – Qualität und Vertrauen.“

Dr. Rolf Langbein