Zur vollen Stunde ruft in Shanghai der Kuckuck. Jeden Tag strömen chinesische Besucher zu Tausenden in den deutschen Expo-Pavillon. Drangvolle Enge herrscht stets am Freiburg-Stand, wo mit Hirschgeweih und Eichenlaub geschmückte Kuckucksuhren in Bahnhäusleform die Blicke auf sich ziehen. Chinesen haben eben ein Faible für alte deutsche Symbole. Ob sie das Spektakel gut finden, weiß man nicht so genau. Chinesen lächeln immer. Oft dient es der Entspannung. Lächeln ist im Land des Lächelns aber auch in kritischen Situationen angebracht. Das Hochziehen der Mundwinkel kann zudem der Täuschung dienen. Wenn tausend Augenpaare auf den zur vollen Stunde trällernden Holzvogel blicken, kann das in China auch als Ruhmestat auf den eigenen Erfolg gewertet werden. Denn längst fingern Billiglöhner auch an dem deutschesten aller handwerklichen Kulturgüter herum. So wird kolportiert, dass die meisten in amerikani- schen Wohnstuben hängenden Kuckucksuhren statt des hierzulande vertrauten Gezwitschers ein liebliches „Mo Li Hua“ trällern. dk
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