Seit Jahren reden wir über Industrie 4.0. Mindestens ebenso lang erzählen uns Anbieter von Fertigungstechnik, welch tolle Möglichkeiten sie ihren Kunden dafür bereits bieten. Oft wunderte ich mich, wie Produktionsausrüster von den Potenzialen einer durchgängigen Vernetzung schwärmten und – quasi im gleichen Atemzug – stolz betonten, die just vorgestellte Digitalisierungslösung sei exklusiv für die eigenen Produkte gedacht.
Dann präsentierte der VDW auf der EMO 2017 seine Initiative „Konnektivität für Industrie 4.0“. Der Werkzeugmaschinenverband und einige seiner Mitglieder arbeiteten damals bereits seit Monaten an einem Schnittstellenstandard (lesen Sie ab Seite 56). Einzelinteressen wurden zurückgestellt, konstruktive Teamarbeit war angesagt. Der Grund: Selbst der Größte unter ihnen hatte weder die finanzielle Kraft noch die Marktmacht, dieses Projekt allein zu stemmen.
Ein internationaler Standard war nur eine Frage der Zeit. Ohne ihn ist eine durchgängige Vernetzung bei heterogen ausgestatteten Fertigungsbetrieben nicht sinnvoll umzusetzen. Die Sorge, andere könnten eine Lösung vorgeben und damit die eigenen Möglichkeiten beschneiden, war berechtigt.
Das Ergebnis der Initiative zeigt jedoch: Auch in einer digitalisierten Welt gehört der deutsche Maschinenbau noch lange nicht zum alten Eisen. Andere mögen in Datenbergen schneller bestimmte Muster finden, doch die Aufgabenstellungen in der Fertigungstechnik sind komplexer. Und hier hat die hiesige Branche mit ihrem Prozesswissen noch immer die Nase vorn.
Die Chancen stehen gut, dass ‚Umati‘ zum internationalen Schnittstellenstandard und damit zur Basis für echte Industrie-4.0-Lösungen wird. Letztlich entscheidet aber auch hier der Markt.