Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie gerate bald mächtig unter Druck, befürchten einige „Experten“ im öffentlichen Diskurs. Schuld daran sei die Elektromobilität und das durch sie dramatisch reduzierte Zerspanvolumen. Ob nun rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge der Weisheit letzter Schluss sind, das wird noch zu klären sein. Einige Studien belegen jedenfalls, dass deren Gesamt-Ökobilanz (von der Produktion bis zur Entsorgung) schlechter sei als bei Fahrzeugen mit modernen Verbrennungsmotoren.
Dennoch: Die Situation stellt für viele Fertigungsbetriebe, Zulieferer sowie deren Ausrüster eine Herausforderung dar. Das bestätigt der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken. Trotzdem blickt der Branchenverband optimistisch in die Zukunft (Seite 10). So geht der VDW davon aus, dass der Anteil reiner E-Fahrzeuge 2030 nur etwa ein Fünftel an den weltweiten Neuzulassungen ausmache. 60 Prozent seien dagegen Hybridfahrzeuge, die mit einem höheren Bearbeitungsbedarf verbunden sind. Zum Ausgleich des entfallenden Volumens tragen laut VDW zudem der weltweit weiter steigende Bedarf an Neufahrzeugen sowie neue Anwendungsfelder bei.
Deutschen Herstellern von Werkzeugmaschinen kommt aber auch entgegen, dass die Elektromobilität auf hochpräzise Komponenten und entsprechende Produktionsmittel angewiesen ist. Gerade ihr Prozesswissen, kombiniert mit modernen Analyse- und Entwicklungstools, führt schneller und gezielter zum bestmöglichen Ergebnis als Big-Data-Ansätze. Wem dieses Know-how fehlt, der dürfte eindeutig im Nachteil sein. Insofern bieten die Mega-Trends E-Mobilität und Industrie 4.0 unseren hochentwickelten Anbietern von Fertigungstechnik nicht nur Risiken sondern vor allem auch große Chancen.