Februar 2000: Die Luft in Hannover flirrt vor Anspannung. Es ist Cebit-Zeit und hier wird IT-Geschichte geschrieben. Die Chip-Entwickler Intel und AMD liefern sich erbitterte Rennen, wessen Prozessor zuerst die 1 GHz-Mauer durchbricht. Deutsche Firmen stellen Web-Panels vor – dem zehn Jahre später gelaunchten I-Pad sehr ähnlich. Fast 750.000 Besucher strömen in die Landeshauptstadt.
In den letzten Jahren ist von der Hype-Stimmung nicht mehr viel zu spüren: Knapp 3.000 Aussteller zeigen ihre Produkte – nicht mal die Hälfte im Vergleich zu den Nuller Jahren. Weltneuheiten sucht man heute vergeblich in den Gängen, durch die Besucher vereinzelt schlendern. Letzte Woche öffnete die Messe erneut ihre Tore – in neuem Gewand: Hipper, frischer, bunter war sie. Als Business-Festival für die Digitalisierung will sie vor allem junge Leute auf das Gelände locken. Das klappt auch. Künstliche Intelligenz in Robotern trifft auf einen Rummelplatz inklusive Riesenrad. Jan Delay rappt die Besucher in die Nacht. Ein neues Konzept der schon totgesagten IT-Messe war überfällig. Aber wo soll es hin? Noch eine Internetmesse braucht Deutschland nicht, ebenso wenig einen Abklatsch des SXSW-Events in Texas. Denn die Zahlen der neuen Cebit sind verhalten: 120.000 Besucher trafen auf 2.817 Aussteller.
An alte Erfolge kann das Event nicht mehr anknüpfen. Darum startet die Messe mit der Cebit 1.0 in eine neue Zeitrechnung, betonte Oliver Frese, Vorstand der Deutschen Messe, auf der Abschlusskonferenz. Einen Erfolg feiert er: Eine halbe Million Menschen hat die Cebit täglich auf sozialen Medien erreicht – und rutscht damit zeitweilig auf Twitter-Platz 1. Aber die Medienaufmerksamkeit um ein buntes Riesenrad reicht noch nicht für ein IT-Schaufenster, das Deutschland nötig hätte, um zu zeigen, was es zu bieten hat.