Der Cobot hat wieder zugeschlagen. Diesmal im Opel-Werk in Eisenach. In unserer Titelgeschichte ab Seite 62 können Sie nachlesen, wie das Modell UR10 des Herstellers Universal Robots bei dem Autobauer die Schrauben anzieht. Dem Cobot wird ein Motorblock zugeführt, an dem der Werker zuvor einen Klimakompressor angeheftet hat. Zur finalen Befestigung der Komponenten zieht der Roboter drei Schrauben auf exakt 22 Nm an. Die nötigen Daten liefert die Schrauber-Steuerung. Diese schwere Arbeit hat zuvor auch ein Werker erledigt und musste dabei von morgens bis abends eine große Gegenkraft abfangen. Die immer gleichen Hand- und Schulterbewegungen führten zu Muskel- und Skeletterkrankungen.
So gesehen ist der Cobot ein Segen, er „entlastet“ den Werker, wie es in den einschlägigen Pressetexten immer so schön heißt. Doch was ist damit eigentlich gemeint? Wird er überflüssig und in die Arbeitslosigkeit geschickt? Auch bei Opel in Eisenach war die Belegschaft skeptisch. Man hat dem Cobot deswegen einen Namen gegeben: Günni. Das sollte Vertrauen schaffen. Und obwohl Günni jetzt die Schrauben anzieht, wurde niemand entlassen. Die Kollegen, die zuvor den Job hatten, machen jetzt was anderes, dass nicht so auf die Knochen geht. Das ist kein Sonderfall, sondern eher die Regel. Mir ist zumindest bislang kein Fall untergekommen, bei dem Cobots die Werker aus dem Betrieb gedrängt hätten. Manchmal lernen die Mitarbeiter sogar, den stählernen Kollegen zu programmieren, damit er genau das tut, was sie zuvor gemacht haben. So kompliziert ist das heute nicht mehr. Entlassungen würden im Übrigen den Begriff MRK, also die Mensch-Roboter-Kollaboration, ad absurdum führen. Man müsste dann nämlich das M streichen. RK? Geht gar nicht!