Die Corona-Pandemie ist längst nicht das einzige Problem, das die deutschen Autobauer belastet. Bereits im letzten Jahr hat die Branchenkrise bei den Herstellern und Zulieferern voll durchgeschlagen. Der Absatz schrumpft, die Umwälzungen in der Branche sind massiv. Neben sinkenden Produktions- und Verkaufszahlen müssen die Autobauer gleichzeitig den Schwenk vom Verbrennungs- zum Elektromotor schaffen. Man mag darüber streiten, ob der E-Antrieb auf Basis des Lithium-Ionen-Akkus die richtige Technologie ist oder damit aufs falsche Pferd gesetzt wird. Jedenfalls unstrittig ist, dass die derzeitige Umbruchphase historisch zu nennen ist. Aber alles Lamentieren hilft nichts: Wenn der Umbruch nicht gelingt, droht eine schmerzhafte Schrumpfkur mit Werksschließungen, -verlagerungen und Arbeitsplatzabbau. Längst sind die Vorboten sichtbar: Zwei Drittel der vom Branchenverband VDA befragten Automobilzulieferer gaben an, dass ihre Kapazitäten derzeit nur zu 50 bis 75 % ausgelastet sind. (Siehe Seite 10)
Damit steigt der ohnehin schon große Anpassungsdruck auf die Unternehmen. Diesem erliegen die Akteure durch Arbeitsplatzabbau (60 % der Unternehmen) und Verlagerung (planen rund zwei Drittel), anstelle die Chancen zu nutzen. Gewiss ist manche Anpassung längst überfällig. Staatliche Stützprogramme wie die Verlängerung des Kurzarbeitergelds auf 24 Monate, aber auch Marktbewegungen wie die derzeit stark anziehenden Verkaufszahlen in China überdecken dabei nur den eigentlichen Problemkern der Branche: ihr jahrelanges zögerliches Verhalten. Stattdessen stellen Tesla und Google die Zukunftsweichen. Wer also den Wandel in der Mobilität nicht schnell genug mitgeht, dessen Geschäftsmodell wird in der Ära der Transformation zur Überlebensfrage.