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China kommt mit Hightech und Nachhaltigkeit

Partnerland der Hannover Messe zeigt sich als ernst zunehmener Wettbewerber der Industrie
China kommt mit Hightech und Nachhaltigkeit

Jeder zehnte Aussteller der Hannover Messe 2012 kommt aus China. Das diesjährige Partnerland will mit seinem Auftritt deutlich machen, dass es ein ernst zunehmender Partner im Bereich der Forschung und Entwicklung ist.

Bewegt durch elektrische Antriebstechnik begrüßt auf dem Festo-Hauptstand (Halle 17, Stand D07) der Hannover Messe ein roter Drache die chinesischen Kunden des Automatisierungsspezialisten. Für Firmensprecher Heinrich Frontzeck ist das Artefakt schon deshalb passend, weil 2012 in China das Jahr des Drachen ist, der dort als Glücksbringer gilt.

Tradition und Moderne sind in China längst keine Gegensätze mehr. Die Industrie des Landes macht in jüngster Zeit einen grundlegenden Wandel durch. Die Fabrik der Welt möchte sich von der Billigproduktion verabschieden und Qualitätsprodukte sowie Hightech anbieten. Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit sollen sich nicht nur in den Produkten finden, dies beginnt bereits in der Produktion und Beschaffung. So ist es besonders spannend, dass sich der weltgrößte Industriestandort auf der weltgrößten Industriemesse als Partnerland präsentiert. Das Partnerland China präsentieren in Hannover aber auch viele deutsche Konzerne, die in China besonders erfolgreich sind.
Der Ministerpräsident der Volksrepublik China, Wen Jiabao, eröffnet am 22. April 2012 gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel die Hannover Messe. Wen kommt mit einer großen Wirtschafts- und Politikerdelegation zur Messe. „Wir freuen uns außerordentlich über die Zusage von Wen Jiabao“, erklärte Dr. Wolfram von Fritsch, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG. „Mit der Hannover Messe nutzt China eine erstklassige Plattform, um den Wandel der Wirtschaft in die weltweite Öffentlichkeit zu tragen und neue Märkte zu erschließen. Schon jetzt hat die Entwicklung der chinesischen Volkswirtschaft dazu geführt, dass China in vielen Spitzentechnologien ein wichtiger Partner der westlichen Industrien geworden ist.“
Auf dem zentralen chinesischen Partnerschaftsstand in Halle 6 stellen auf über 1000 m² 13 große chinesische Industriekonzerne ihre Technologie vor. „Ein Schwerpunkt ist die Nachhaltige Energieversorgung, einige unserer größten Ausrüster für Stromversorgung präsentieren sich auf unserem Partnerschaftsstand. Außerdem sind mit den First Automotive Works (FAW) und der Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC) unsere beiden großen Automobilverbünde vertreten, welche alternative Antriebe und neue Produktionsverfahren zeigen“, erklärt Wang Guangju, Direktor der Internationalen Abteilung der China Federation of Industrial Economics.
Der Themenschwerpunkt Mobilität ist auf dem Partnerschaftsstand, aber auch in weiteren Hallen zu finden. Der stellvertretende Generaldirektor der Industrieabteilung am chinesischen Ministerium für Industrie- und Informationstechnologie (MIIT), Wang Fuchang, erklärte, dass nach den neuen Regierungsplänen China umfassende Beiträge zur Forschung und Entwicklung von Kerntechnologien für umweltfreundliche Fahrzeuge aufwenden wird. In seinem Zehn-Jahres-Plan für Energieeinsparung und Entwicklung plant China bis 2020 Investitionen von mehr als 100 Mrd. Yuan (11,4 Mrd. Euro) für die Produktion neuer Elektrofahrzeuge, Elektroantriebe und Batterien. China möchte damit zum weltweit größten Hersteller in diesem Segment aufsteigen.
Zu den in Hannover austellenden Unternehmen gehören große chinesische Konzerne wie die Energiekonzerne Baiyun Group, Chint oder Nader, Automatisierer wie Sassin, Shanghai Techtop oder Julong Motor. Mit dabei sind auch Hersteller von Elektrofahrzeugen wie Suzhou Longer. Außerdem stellen einige hundert Zulieferer aus, die oft tausende Beschäftigte haben und enorme Stückzahlen in immer besserer Qualität produzieren.
China hat mit über 1,3 Mrd. Einwohnern mehr als die doppelte Bevölkerungszahl der Europäischen Union. Mit dem enormen Wirtschaftswachstum und der neuen Wirtschaftspolitik wird daher eine Wirtschaftsstrategie für die unterschiedlichen Landesteile immer wichtiger. Daher präsentieren sich im Rahmen einer Partnerlandsbeteiligung erstmals verschiedene Regionen.
Das südchinesische Shenzhen (Halle 25) ist das Weltzentrum für die Produktion von Hochleistungsbatterien und Zentrum für Elektromobilität. Die Stadt mit 13 Mio. Einwohnern, die direkt neben Hongkong liegt, verabschiedet sich von der Billigproduktion. Shenzhen ist der Sitz von vielen chinesischen High-Tech-Unternehmen wie der Telekommunikation- und IT-Konzern Huawei (Halle 15, Stand F34), der jetzt mit eigenen Marken auf den Weltmarkt möchte.
Ein weiterer Sonderstand kommt aus Chongqing (Halle 26), mit 32 Mio. Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt der Welt. Hierhin, in das chinesische Binnenland, verlagert sich die industrielle Massenproduktion. Das Wirtschafswachstum betrug dort im vergangenen Jahr 16 %. Die neuen, riesigen Produktionscluster haben meist einen hohen Umweltstandard und sind hocheffektiv. In Chinas Westen gibt es noch günstige Fachkräfte und von dort kommen viele einfache Zulieferteile, aber auch immer mehr komplette Produkte, wie Maschinen und Anlagen.
Für einige deutsche Unternehmen ist China bereits der wichtigste Absatzmarkt, der weiterhin hohe Zuwachsraten verzeichnet. Dabei wird ein immer höherer Anteil vor Ort in China produziert. Daher nutzen viele Unternehmen die Partnerlandpräsentation, um ihre Chinakompetenz zu zeigen.
Die Stuttgarter Lapp Group gestaltete gleich ihren ganzen Stand (Halle 11, Stand C03) unter dem Motto China. So fährt dort eine Rennbahn, deren Streckenführung dem Formel-1-Kurs in Shanghai nachempfunden ist. Die Flitzer werden von der Unitronic Feldbustechnik von Lapp gesteuert und eine Reihe weitere Lapp-Technologien sind an diesem Modell im Einsatz zu sehen. Anfang kommenden Jahres möchte der Kabelspezialist eine neue Produktionsstäte in China in Betrieb nehmen.
Unternehmen wie Epson (Halle 17, Stand C24-4 und D26) präsentieren sich in Hannover zusammen mit ihren chinesischen Tochtergesellschaften. „Mit dem gemeinsamen Auftritt der Factory Automation Divisions von Epson Europa und Epson China unterstreichen wir die führende Position von Epson als globalem Anbieter hochentwickelter Automatisierungslösungen. Kunden, gleich von welchem Kontinent, erhalten die Gewissheit, von Epson stets die bestmögliche Lösung für ihre Automatisierungsanforderung zu erhalten“, erklärt Volker Spanier, Head of Factory Automation Division EMEAR bei Epson.
Auch der Elektronikhersteller Weidmüller (Halle 6, Stand J24 und Halle 11, Stand B60) setzt auf China. „Wir sehen den Markt dort als Chance an, nicht als Bedrohung“, erklärt Vorstandssprecher Peter Köhler. „Im vergangenen Jahr haben wir zusätzlich zu unserem bestehenden Engagement auch eine eigene Akademie vor Ort nach unserem etablierten Vorbild in Detmold gegründet.“ In der Academy Asia werden auch Fachleute vor Ort geschult und weitergebildet: „Als Lösungsanbieter der Industrial Connectivity müssen wir uns auf den weltweiten Märkten kundenspezifisch positionieren. Unser Engagement in China ist hierfür ein sehr gutes Beispiel, von dem wir enorme Impulskraft als international aufgestellter Arbeitgeber erwarten“, ergänzt Weidmüller-Vertriebsvorstand Volpert Briel.
In Halle 13 steht China im Mittelpunkt der Außenwirtschaftsplattform Global Business & Markets. Die Deutsch-Chinesische Wirtschaftsvereinigung (DCW) hat dort einen Themenpavillion mit Dienstleistern und Experten für das China-Geschäft. „China und die boomenden Märkte der Schwellenländer stehen in diesem Jahr im Vordergrund, dabei spielen die Themen Markterschließung, Technologiekooperationen und Investitionen eine zentrale Rolle“, sagt Oliver Frese, Geschäftsbereichsleiter der Deutschen Messe.
Die Investment Lounge in Halle 13 nutzen Germany Trade und Invest, die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland für Außenwirtschaft und Standortmarketing, sowie verschiedene Bundesländer für die gezielte Ansprache potenzieller Investoren. Die Lounge und ein auf den Empfang von Firmendelegationen ausgelegter VIP-Bereich ermöglichen registrierten Besuchern das persönliche Gespräch mit Regierungsmitgliedern, Unternehmern und Entscheidern aus dem Ausland. Dort sind bereits Delegationen mit Repräsentanten der größten chinesischen Staatsunternehmen angemeldet.
China möchte sich in Hannover als modernes, aufgeschlossenes Land zeigen. Daher sind auch einige große Kulturveranstaltungen und Kunstaustellungen in Hannover zu sehe. So ist in der Halle 6 ein Teehaus aufgebaut, in dem unter anderen neue multimediale Kunst aus China zu sehen ist. Das Reich der Mitte nutzt seine Partnerschaftsbeteiligung, um in Europa ein neues Chinabild zu zeigen, das mehr als moderne Technik und eine leistungsfähige Industrie beinhaltet.
Dr. Thomas Kiefer Journalist und Asienexperte in Aumühle

„Wir konzentrieren uns auf Forschung und Entwicklung“

NACHGEFRAGT

Herr Liu, China hat als Partnerland einen sehr großen Auftritt in Hannover. Was sind besonders spannende Beiträge?
China baut seine Industrie grundlegend in Richtung Nachhaltigkeit um. In den Bereichen nachhaltige und energieeffizente Produktionsverfahren, neue alternative Antriebstechniken und Hochleistungsbatterien zeigen wir viele neue Produkte und Verfahren. Aber auch im Bereich Energie und Stromübertragung sind interessante, leistungsfähige Produkte zu sehen. Unser Land mit seinen vielen Menschen kann sich nur langfristig entwickeln, wenn wir den Ressourceneinsatz einschränken und uns in Richtung Kreislaufwirtschaft entwickeln. Daher investieren wir viel in Forschung und Entwicklung. Wir arbeiten dabei auch intensiv mit deutschen Unternehmen zusammen. Die deutsche Industrie ist führend bei Umwelttechnik. Deshalb nutzt eine Kooperation in diesem Bereich China und Deutschland.
Hightech und Nachhaltigkeit – wie konnte China eine solche gewaltige Modernisierung in so kurzer Zeit schaffen?
Wie gesagt, wir konzentrieren uns auf Forschung und Entwicklung. Aber auch bei der Ausbildung steigen unsere Ausgaben stark. China hat auch eine langfristig angelegte Entwicklungspolitik. Darin haben wir viele leistungsfähige Industriezonen für einzelne Branchen geschaffen, was die Zusammenarbeit innerhalb der Branche beschleunigt und die Modernisierung unterstützt. In diesen Industriezonen haben sich auch viele Unternehmen aus Deutschland niedergelassen.
Wo sehen sie da zukünftig Schwerpunkte bei Kooperationen mir Deutschen Industriebetrieben?
Im Bereich alternativer Energien und bei neuen Antriebstechniken steckt viel Kooperationspotenzial. Aber auch beim Aufbau einer grünen Industrie, effektiven Maschinen und Anlagen, bei der Entwicklung noch umweltfreundlicherer Produkte sehen wir ein großes Innovationspotenzial. In diesen Branchen ist Deutschland weltweit führend und wir haben in China einen großen Bedarf.
Chinesische Industriekonzerne investieren verstärkt in Europa. Welche Branchen stehen im Fokus chinesischer Investoren?
Die Investitionen sind langfristig ausgerichtet, unsere Konzerne halten nicht in erster Linie nach Billigangeboten Ausschau. Technologieführer im Maschinenbau und bei den Automobilzulieferern sind interessant. Auch im Bereich Umwelttechnik sind Übernahmen und Beteiligungen denkbar. Die Unternehmen müssen zueinander passen und sollten sich gut ergänzen. Dr. Thomas Kiefer
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