In einem hochregulierten Markt wie Indien ist die Wahl der richtigen Finanzierungsform erfolgsentscheidend. So kann beispielsweise ein deutsches Unternehmen seiner indischen Tochtergesellschaft nun auch Mittel über ein unternehmensinternes Darlehen direkt in Indischen Rupien (INR) vergeben.
Je nach Lebenszyklus, in dem sich eine Gesellschaft in Indien befindet, kommen unterschiedliche Finanzierungsformen für so genannte MNCs (multi-national companies) in Erwägung. Ein Tochterunternehmen, das gerade die Start-up-Phase durchläuft, benötigt zunächst ausreichendes Eigenkapital für anfängliche laufende Ausgaben wie Büromiete und für unverzichtbare Investitionen in das Anlagevermögen.
Nach den in Indien geltenden Regeln für ausländische Direktinvestitionen fallen die meisten Eigenkapitaleinlagen unter die so genannte automatic route, das heißt eine vorherige Genehmigung vom Foreign Investment Promotion Board (FIPB) ist nicht erforderlich. Sobald das operative Geschäft aufgesetzt ist, wird das Unternehmen Mittel für Working Capital und weitere Investitionen in das Sachanlagevermögen benötigen. Die Finanzierung kann durch Eigenkapital erfolgen – durch weitere Einlagen oder einbehaltene Gewinne – oder durch Fremdkapital. Dieser Artikel befasst sich mit den gängigsten Fremdkapitaloptionen für ein multinationales Unternehmen.
Die Finanzierung des Working Capital gehört zu den kurzfristigen Finanzierungsformen. Es gibt folgende Möglichkeiten für eine bilaterale Bankfinanzierung:
- Kontokorrentkredit (nur in Indische Rupie INR verfügbar) wird auf dem laufenden Konto zur Verfügung gestellt, und das Unternehmen kann den Kredit je nach Bedarf in Anspruch nehmen und zurückführen. Banken berechnen in der Regel eine einmalige Bereitstellungsgebühr sowie Zinsen auf den ausstehenden Betrag. Der Zinssatz kann fix sein und wird von der Bank regelmäßig an die Marktgegebenheiten angepasst oder ist an die so genannte base rate der Bank gebunden. Jede Bank bestimmt ihre eigene base rate als Funktion ihrer Refinanzierungskosten, und die indische Zentralbank RBI (Reserve Bank of India) verbietet Banken, Kredit zu einem geringeren Zinssatz als der base rate zu vergeben.
- Kurzfristige Festsatzkredite (nur in INR verfügbar) werden auf dem laufenden Konto des Unternehmens ausgezahlt. Sie werden von der Bank für einen bestimmten Betrag zu einem fixen Zinssatz bereitgestellt und haben Laufzeiten von weniger als einem Jahr.
- Außenhandelsfinanzierung wird in der Regel zu vergleichsweise günstigeren Konditionen angeboten, weil sie entweder in ausländischer Währung aufgenommen wird und/oder weil Banken ihr wegen der zu Grunde liegenden Handelstransaktionen ein geringeres Ausfallrisiko beimessen. Unter Außenhandelsfinanzierung fallen zum Beispiel Akkreditive (nur in INR), Importfinanzierung in Fremdwährung (buyer’s credit) mit und ohne Hedging des Währungsrisikos, Exportfinanzierung (pre-shipment und post-shipment, jeweils in INR und Fremdwährung möglich), Forderungsverkauf und Wechseldiskontierung.
Zur Finanzierung von langfristigen Investitionen in Sachanlagen bieten sich Tochtergesellschaftern von MNCs folgende Optionen:
- Langfristige Tilgungskredite in INR sind meist für Laufzeiten zwischen zwei und drei Jahren erhältlich, in der Regel zu einem über die Laufzeit fixen Zinssatz, wobei auch ein variabler Zinssatz darstellbar ist. Langfristkredite sind wegen des hohen Zinsniveaus in Indien tendenziell teurer als external commercial borrowings (ECB), so dass sich Unternehmen wenn möglich für letztere Alternative entscheiden.
- Unternehmensinterne Darlehen / External Commercial Borrowings (ECB): ECBs bezeichnen Darlehen in Form von Bankdarlehen, verbriefter Finanzinstrumente, buyer’s credit (Importfinanzierung in Fremdwährung), Lieferantenkrediten oder Gesellschafterdarlehen von einer ausländischen Darlehensgeberin für eine mittlere Kreditlaufzeit von mindestens drei Jahren. Der Verwendungszweck ist grundsätzlich auf die Finanzierung von Investitionen (capital expenditures) beschränkt. Vor kurzem hat die Indische Zentralbank auch „general corporate purpose“ als Verwendung zugelassen, wobei dies auch die Working-Capital-Finanzierung mit einschließt – allerdings wird dafür eine durchschnittliche Kreditlaufzeit von mindestens sieben Jahren und die vorherige ausdrückliche Zustimmung der RBI (approval route) verlangt. Unter jener approval route, ist es Tochtergesellschaften von MNCs nun auch erlaubt, ein ECB-Darlehen von ihrer Muttergesellschaft direkt in INR zu erhalten. Der ausländischen Darlehensgeberin wurde es erleichtert, das Währungsrisiko in Indien selbst onshore abzusichern, etwa mittels FX-Forwards.
In einem herausfordernden und hochregulierten Markt wie Indien ist es für den Erfolg entscheidend, die richtige Finanzierungsform zu wählen. In mehr als 30 Jahren vor Ort in Indien hat die Deutsche Bank ein umfangreiches Verständnis des indischen Finanzsystems sowie der komplexen Regularien und Regeln rund um die Unternehmensfinanzierung erworben. Sie bietet ihren Kunden einzigartige Finanzierungsinnovationen, zum Beispiel das Reciprocal Lending, bei dem die Tochter eines MNC in Indien Kredit gegen Barsicherheit einer anderen Gruppengesellschaft bei einer beliebigen Filiale der Deutschen Bank erhält. Die Deutsche Bank in Indien ist ein starker Partner für Kunden an 17 eigenen Standorten und durch ihr Netzwerk aus Partnerbanken in ganz Indien. Ihr hohes Ansehen im Land verdankt sie ihrem dauerhaften Bekenntnis zum indischen Markt, führender Produkttechnologie und ihrer weltweiten Vernetzung.
Mark-Werner Dreisörner, Relationship Manager – Deutsche Bank AG, Bangalore, mark-werner.dreisoerner@db.com
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