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Freiwillig sozial – ein Erfolgsmotor

Personal: Was Belegschaftspflege ohne offizielle Verpflichtung bewirkt
Freiwillig sozial – ein Erfolgsmotor

Freiwilligkeit kann überaus nützlich sein. Unternehmen, die trotz Wirtschaftskrise ihren Mitarbeitern freiwillige soziale Leistungen gewähren, stärken damit deren Leistungsfähigkeit und binden sie enger an den Betrieb.

„Durch sehr geringe Fluktuation und hohe Leistungsstärke danken es die Mitarbeiter ihrem Unternehmen, dass auch in Krisenzeiten an wesentlichen Elementen freiwilliger Sozialleistungen festgehalten wurde“, sieht Christine Schossig, Leiterin Personalentwicklung der Wieland-Werke AG, den Zusammenhang. Mit weltweit 6500 Mitarbeitern stellt das Unternehmen mit Stammsitz in Ulm Halbfabrikate aus Kupfer und Kupferlegierungen her.

Das sieht auch Dieter Schiller so, Personalleiter der Grünbeck Wasseraufbereitung GmbH, die am Firmensitz Höchstädt a.d.Donau 425 und weltweit mehr als 700 Mitarbeiter zählt. Er betont: „Wir nutzen mit unseren freiwilligen sozialen Leistungen die Möglichkeit, über die gesetzlichen und tarifvertraglichen Leistungen hinaus, entsprechend unseren betrieblichen Belangen, zusätzliche Leistungen an unsere Mitarbeiter zu geben. Gerade in schwierigen Zeiten ist ein Unternehmen auf motivierte und leistungswillige Mitarbeiter angewiesen.“
Damit wird ein viel diskutiertes, aber vielfältig auch missverstandenes Thema berührt, das gegenwärtig neue Bedeutung zu erhalten scheint: die so genannten freiwilligen, gesetzlich und oft auch tarifvertraglicht nicht verankerten Sozialleistungen. Sie hatten über die Aufbauphase der deutschen Wirtschaft hinaus viele Anhänger, vor allem in der mittelständischen Wirtschaft. Von den Gewerkschaften indes sind diese Leistungen nicht gern gesehen worden. Die Arbeitnehmervertretungen beanstandeten, dass derartige Zugaben von heute auf morgen gekündigt werden können. Nur das, was vertraglich, am besten gesetzlich, gesichert war, fand ihre Anerkennung.
Auf der Seite der Arbeitgeber hat dagegen die Möglichkeit, eine arbeitnehmerfreundliche Einrichtung wieder zurücknehmen zu dürfen, wenn sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert, die Einsatzbereitschaft erheblich gefördert. Heute ist diese Bereitschaft deutlich zurückgegangen. Auch die Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) oder die Bundesagentur für Arbeit signalisieren derzeit nur geringes Interesse an freiwilligen Sozialleistungen, während sie in zurückliegenden Jahren zahlreiche Analysen dazu anboten haben und nachdem auch die gesetzlichen Sozialleistungen entsprechend erweitert worden sind.
Sogar das eine Zeitlang propagierte „Cafeteria-System“ geriet in Vergessenheit. Damit können soziale Leistungen angeboten werden, die sowohl in der Form ihrer Ausstattung als auch nach dem Bereich ihres Einsatzes für jeden Mitarbeiter zur Wahl stehen; das kann den Firmen „Luftfinanzierungen“ für Leistungen ersparen, die in Einzelfällen manchmal weniger Anklang finden.
In Krisenzeiten hat sich indessen gezeigt, dass oft gerade „kleinere“, finanziell weniger anspruchsvolle Einrichtungen, wie es freiwillige Sozialleistungen in der Regel zu sein pflegen, von Mitarbeitern sehr geschätzt werden, zumal sie von Arbeitnehmern häufig stärker als persönliche Anerkennung und Wertschätzung ihres Unternehmens empfunden werden als die gesetzlich verordneten. Als Konsequenz ergibt sich daraus eine intensivere Motivierungshilfe und dementsprechend sogar eine absatzfördernde Wirkung, die ihren Einsatz nicht allein sozial, sondern auch kapitalmäßig durchaus positiv beeinflusst.
Interessanterweise wird in den zahlreichen Unternehmen, die wir danach befragten und die sich in der Mehrzahl mit ihrer Einstellung zu freiwilligen sozialen Leistungen als sehr zurückhaltend erwiesen, die Mitarbeiterbeteilung in dieser Kategorie untergebracht. Eine Zuordnung, die natürlich davon abhängig ist, ob und wie weit die Firma die Anteile von Mitarbeitern trägt.
Grünbeck-Personalchef Dieter Schiller zum Beispiel setzt diese Aktivität, mit der sein Haus seit Jahrzehnten in der Bundesrepublik als führend gilt, mit Besonderheiten und Stärken wie der Innovations- und Technologieführung im Bereich der Wasseraufbereitung oder der partnerschaftlichen Unternehmensführung gleich, für die die Schwaben ausgezeichnet wurden
Besonders geschätzt werden dort Jubiläumszahlungen für Betriebszugehörigkeit. Außerdem stehen in Höchstädt Zuschüsse zu den vermögenswirksamen Leistungen, zur betrieblichen Altersversorgung, zum Kantinenessen und Sonderurlaube bei bestimmten Familienereignissen auf der „freiwilligen Liste“. Betrieblich markante Daten wie Ausbildungsabschlüsse oder Azubi-Einstellungen erhalten einen festlichen Rahmen. Insgesamt lässt sich die Firma die zusätzliche „Individualpflege“ ihrer Mitarbeiter einiges kosten. „Neu eingestellte Mitarbeiter stellen oft überrascht und anerkennend fest, dass es bei uns noch diese Sozialleistungen gibt“, bekräftigt Dieter Schiller.
Von der Wieland-Gruppe berichtet Christine Schossig, dass dort vor allem die Gesundheitsvorsorge eine große Rolle spielt. Zum Beispiel ein präventives Rückentraining, das allen Mitarbeitern innerhalb der Arbeitszeit unter professioneller Anleitung eines Physiotherapeuten angeboen wird. An den Haupt-Produktionsstandorten stehen für Mitarbeiter auf dem Betriebsgelände Praxen für eine individuelle Physiotherapie bereit. „Lebenslanges Lernen und Verantwortung für die eigene Gesundheit übernehmen – damit wollen wir sowohl die Belegschaft als auch unsere Firma unterstützen“, betont Schossig.
Auf der Liste freiwilliger Sozialleistungen bei der Wieland-Werke AG stehen neben Zuschüssen zur betrieblichen Altersversorgung auch Baudarlehen, Jubiläumsgelder, Fördermaßnahmen zur Berufsqualifikation wie etwa Fachtrainings, aber auch Trainings zur Kindererziehung und zur Fahrsicherheit. Über die geschlossene Betriebskrankenkasse – eine der ältesten deutschen Krankenkassen – des 1820 gegründeten Unternehmens werden zusätzlich Ernährungs-Entspannungs- und Bewegungs-Programme angeboten. Es gibt ein Internet-Cafe, haushaltsnahe Dienstleistungen wie etwa einen Bügelservice und in der Werkskantine sogar „Essen zum Mitnehmen“. Und es gibt eine eigene Bücherei und vor allem für Kinder: Kita-Plätze, Kinderferienfreizeiten und Kinderweihnachtsgeschenke. Genussrechte und Mitarbeiterbeteiligung vervollständigen die Sozialausstattung des Hauses.
Erfreut ist Christine Schossig über die „sehr geringe Fluktuation“. Auch auf dieser Seite zahlt es sich aus, dass die Wieland AG mit Maßnahmen zur Work-Life-Balance die Gesundheit ihrer Mitarbeiter und deren Arbeitsfähigkeit erhält.
Der Hinweis auf die Work-Life-Balance“ erinnert zugleich an einen weiteren sozialen Bereich, der seit einigen Jahren in Form von Familien-Audits (Beispiele: Hertie-Stiftung, Bertelsmann) oder Familiensiegel (Handelskammer Hamburg) durch unternehmerische Initiativen abgesichert wurde, um die Familienverpflichtungen der Beschäftigten besser mit dem Arbeitsleben in Übereinstimmung bringen zu können. Sowohl zum Vorteil der Mitarbeiter als auch zum Nutzen des Unternehmens. Freiwilligkeit kann eben auch sehr nützlich sein.
Rosemarie Fiedler-Winter Freie Journalistin in Hamburg
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