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„Innovationen entstehen, wo mehrere Branchen präsent sind“

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„Innovationen entstehen, wo mehrere Branchen präsent sind“

„Innovationen entstehen, wo mehrere Branchen präsent sind“
Über 4000 Innovationen sollen dieses Jahr auf der Hannover Messe zu sehen sein, nicht wenige davon bei den Zulieferern in der Industrial Supply Bilder: Deutsche Messe
Die Krise fordert Unternehmen, innovative Lösungen zu entwickeln, betont Messechef Dr. Wolfram von Fritsch. Das Zusammenwirken verschiedener Branchen und Technologien fördere dies, mithin die Stärke der Hannover Messe.

Derzeit scheint sich die Situation in der deutschen Industrie leicht zu entspannen. Wie entwickelt sich vor diesem Hintergrund die Hannover Messe?

Wir erleben gerade etwas, was schon bei anderen Messen galt und auch für andere Bereiche: Buchungen erfolgen immer kurzfristiger. Selbst Ende März haben wir nicht so belastbare Ausstellerzahlen wie in den Jahren zuvor. Hinzu kommt, dass Verantwortliche für das Marketing häufiger nicht mehr die Entscheidungskompetenz wie früher besitzen. Selbst wenn das Budget verabschiedet ist, müssen sie sich vor der Auftragsvergabe noch einmal eine Genehmigung einholen. Dennoch: Wir laufen auf die Ausstellerzahlen von 2008 zu, dem von den Messeinhalten vergleichbaren Jahr. Deswegen bin ich sicher, es werden genauso viele Unternehmen im April präsent sein wie vor zwei Jahren.
Was macht Sie so sicher?
Mit der Hannover Messe bieten wir ein breites Profil. In der Energiebranche haben wir sehr gute Anmeldezahlen. Gleiches gilt etwa für die Research & Technology, die ja stark von öffentlichen Fördergeldern abhängig ist, auch sie ist ausgebucht. In vielen Gesprächen zeigt sich zudem, dass die Auftragseingänge deutlich anziehen. Ob man daraus auf eine generelle Erholung schließen kann, diese Aussage würde ich mir jedoch nicht zutrauen. Auf jeden Fall ist eine erhöhte Investitionsbereitschaft zu spüren.
Die Hannover Messe steht im Ruf, eine der wichtigsten Innovationsmessen für die fertigende Industrie zu sein. Auch nach dem Krisenjahr 2009?
Innovationen spielen eine noch wichtigere Rolle als je zuvor. Im vergangenen Jahr präsentierten die Unternehmen rund 4000 davon in Hannover, und das werden wir dieses Jahr auf jeden Fall übertreffen. Innovationen entstehen aus dem Zusammenwirken mehrerer Technologien, mehrerer Branchen. Wenn Sie zum Beispiel die Windenergie nehmen, da geht es nicht nur um das Windrad, sondern auch um die Antriebstechnik, um Fragen des Leichtbaus, der Oberflächentechnik, der dezentralen Energieverteilung, Energiespeicherung und Energieübertragung.
Gilt das auch für die neue Fachmesse MobiliTec?
Die MobiliTec betrifft unterschiedliche Bereiche, nicht nur die Fahrzeugbranche. Sie entstand aus der Antriebstechnik heraus und umfasst all das, was an Technologien notwendig ist, um den Antriebsstrang zu elektrifizieren. Dazu gehört zum Beispiel auch die Infrastruktur. Da kommen Energieversorger ins Spiel und Fragen zur Energiespeicherung. Das heißt wir reden über den Antriebsstrang und das, was seitens der Energiewirtschaft dazu nötig ist.
Also keine grün angehauchte Mini-IAA?
Sicherlich nicht. Natürlich kann man anhand eines Fahrzeuges viele Lösungen gut darstellen. Es werden Autos zu sehen sein, als Anschauungsbeispiele. Es geht jedoch weit über das Fahrzeug hinaus. Schon allein deshalb, weil die Logik, aus der die MobiliTec heraus entstand, eine ganz andere ist.
Wie kommt die MobiliTec bei den Unternehmen an?
Bereits Anfang Februar hatten wir unsere Flächenziele erreicht, haben wichtige Player wie RWE mit an Bord. Derartige Messen entstehen nicht aus dem Bauch heraus, wir beobachten ganz genau den Markt, was sind die Themen, die die Aussteller bieten können und Besucher interessieren. Deswegen kommt der Erfolg der MobiliTec auch nicht von ungefähr. Sie passt wunderbar ins Konzept.
Die Hannover Messe wird zunehmend energielastig. Vor zehn Jahren füllte das Thema gerade kleinere Hallen…
Wir haben uns über die Jahre hinweg schon immer weiterentwickelt, ständig neue Themen aufgegriffen. Am Beispiel der Energy sieht man den Erfolg dieser Strategie. Sie hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt, 100 000 Menschen besuchten sie 2009. Heute ist sie die größte Energietechnikmesse der Welt. Es war und ist das richtige Thema zur richtigen Zeit.
Ist Energie ein Thema in der Krise?
Vor ein paar Jahren hieß es noch, ich kann mich nicht um Energieeffizienz kümmern, ich muss sehen, dass ich meine Kapazitäten hochfahre. Jetzt in der Krise müssen sich die Unternehmen um genau diese Themen kümmern. Die Stückkosten sind gestiegen, die Produktivität gesunken, wenn ich jetzt investiere, muss es sich schneller rechnen. Und wenn es sich nicht am Markt rechnet, muss es sich in den Stückkosten rechnen. Eine Frage der Effizienz, mithin der Energie, aber auch etwa der Materialeffizienz, ebenfalls ein wichtiges Thema in Hannover. Würden die heute verfügbaren Technologien eingesetzt, ließen sich 40 Prozent der gesamten, in der Industrie verbrauchten Energie einsparen.
Wie sehr verändern Energie und Mobilität das Gesamtbild der Hannover Messe?
Betrachtet man das Ereignis aus der Ferne, ist festzustellen, dass sich die Schwerpunkte innerhalb verschieben, aber das Gesamtpaket das Gleiche bleibt. Die Hannover Messe ist und bleibt die führende Plattform für die industrielle Wertschöpfungskette und sie ist eine Messe, die durch forschungsintensive Bereiche Innovations-charakter bietet. Dabei wird sie jedoch immer neue Themen aufgreifen.
Neu hinzugekommen ist die CoilTechnica. Was versprechen Sie sich von ihr?
Bezeichnender Weise wurden wir von der ausstellenden Industrie gebeten, diese Messe in Hannover als eigene Veranstaltung zu integrieren – und war nicht umgekehrt unsere Initiative. Viele Besucher der bisherigen Branchenmesse sind Aussteller in Hannover, zudem passt das Thema ideal in das Umfeld der Industrial Automation und Industrial Supply.
Sehen Sie weitere Themen, die es zu verselbständigen lohnt?
Wir haben mehrere Themen in der engeren Betrachtung. Dazu füttern wir sie an, zum Beispiel unter dem Dach der Research & Technology. Man merkt, das es eine gute Idee ist, sie wird aufgegriffen in Form eines Forums, daraus entsteht eine Sonderschau, ein Gemeinschaftstand und irgendwann ist es eine eigene Messe. So war es bei der Wind und der MobiliTec. Jetzt wird getestet und nach der Messe ausgewertet. Aber seien sie sicher, auch 2011 wird es Neues geben.
Neue Schwerpunkte sind dieses Jahr Visualisierung/Simulation, eingebettete Systeme und organische Elektronik. Ihre Favoriten?
Besonders spannend finde ich die Visualisierung und die organische Elektronik. Das Erstere deshalb, weil sich darüber erst viele Automationsthemen überhaupt erschließen und realisieren lassen, etwa in der Robotik. Und die organische Elektronik, weil ich überzeugt bin, dass sich hier ein Quantensprung abzeichnet. In zwei, drei Jahren könnte die organische Elektronik enorme Potenziale etwa bei der Gebäudeautomatisierung, in der Beleuchtungstechnik und der Elektronik bieten.
Auch beim Thema Embedded Systems sehe ich gute Chancen. Die Zeit dafür ist reif. Zumal die Belastbarkeit und Qualität der Systeme eine ausreichende Reife erreicht hat, auch sind die Kosten auf einem akzeptablen Niveau.
Wie gut kommt die letztes Jahr gegründete Robotation Academy an?
Sehr gut. Vergangenes Jahr hatten wir 2000 Besucher in 90 Veranstaltungen. Dabei muss man wissen, dass es sich um kleinere Veranstaltungen mit meistens fünf bis sechs Leuten handelt. Dieses Jahr sind 200 Veranstaltungen mit rund 4000 Besuchern bereits gebucht. Die Nachfrage ist da, der Weg ist der Richtige, und die wichtigsten Roboteranbieter sind Partner der Akademie.
Von Chefredakteur Werner Götz
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