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„Integrated Industry als Leitthema gibt uns Rückenwind“

Deutsche-Messe-Vorstand Dr. Jochen Köckler zu den Schwerpunkten der Hannover Messe 2015
„Integrated Industry als Leitthema gibt uns Rückenwind“

In einer Industrie 4.0-gemäßen Fertigung teilen Maschinen und Werkstücke einander mit, wer sie sind und was sie zu tun haben. Das Zusammenspiel bildet gleichsam die Klammer für die einzelnen Leitmessen der Hannover Messe. Dr. Jochen Köckler, Vorstand der Deutschen Messe AG, erläutert das Konzept. §

Autor: Werner Götz und Dietmar Kieser

Was erwarten Sie von der Hannover Messe, die 2015 in ihrem 68. Jahr stattfinden wird?

Wir freuen uns über einen tollen Anmeldestand. Die ungeraden Messejahre sind ja immer etwas stärker als die geraden. Deshalb rechnen wir mit mindestens so vielen Ausstellern wie im Jahr 2013 mit rund 6400. Positiv entwickelt sich auch die Flächennachfrage, da wichtige neue Aussteller gemeldet sind, darunter prominente wie Fanuc, Sick, Arburg, Norgren, Universal Robots oder Ingersoll Rand. Also beste Voraussetzungen für eine gute Messe. Zudem schreiben wir mit dem Leitthema „Integrated Industry – Join the Network“ den Erfolg der Vergangenheit auf ausdrücklichen Wunsch vieler Entscheider in der Industrie fort. Und mit Indien präsentiert sich ein Partnerland unter dem Slogan „Make in India“sehr kraftvoll und professionell. Ich bin sehr optimistisch.
Wenn Sie sagen, mindestens so viele Aussteller wie vor zwei Jahren, rechnen Sie sicherlich mit mehr. Hängt das auch mit dem Thema Industrie 4.0 zusammen?
Der Anmeldestand liegt aktuell über dem vergleichbaren von vor zwei Jahren. Mit „Integrated Industry“ zum dritten Mal als Leitthema, ist die Hannover Messe wieder deutlich stärker auf die Industrie fokussiert. Das Thema gibt uns Rückenwind. Vielfach hören wir aus Unternehmen, dass sie hiervon partizipieren wollen. Deshalb ist etwa auch Microsoft erstmals so prominent mit einem 700 Quadratmeter-Stand vertreten. Unter dem Stichwort Mechatronik wachsen Elektrotechnik, Maschinenbau und IT zusammen. All dies ergibt den guten Anmeldestand.
Ist Industrie 4.0 die Klammer, die die Hannover Messe letztendlich gebraucht hat, um die Fachmessen zu vernetzen?
Hierzu sage ich gerne ja, wobei wir es auf ausdrücklichen Wunsch vieler Marktteilnehmer „Integrated Industry“ nennen. Das ist für uns mehr als Industrie 4.0. Bei allem Nutzen der Digitalisierung zeigt die Hannover Messe beispielsweise auch Werkstoffe, Leichtbau oder gegossene Technik, bis hin zu antriebstechnischen Produkten und Energietechnik mit allen Aspekten rund um Smart Grids. Auch diese Komponenten wollen Industrie-4.0-fähig werden, und somit Bestandteil der modernen Fabrik. Dorthin entwickelt sich jetzt der Maschinenbau. Was der Hannover Messe vom Konzept her richtig gut tut. Exakt das ist die Klammer, die wir nutzen.
Wird das Thema Indust rie 4.0 zunehmend exportrelevant?
Ganz klar ist es auch ein Exportthema. Deshalb geht es am Dienstag, dem zweiten Tag der Hannover Messe, um die Weiterentwicklung der Plattform Industrie 4.0. Unterstützt vom Wirtschaftsministerium, soll und wird Deutschland bei der digitalen Vernetzung der Industrieproduktion weltweit die Nase vorn haben. Anders als bei Entwicklungen der letzten zwei Jahrzehnte, als das Silicon Valley mit einigen großen IT-Firmen am Standort Deutschland und Europa vorbeigezogen ist.
Als ein Ort für Visionen und große Worte lockt die Hannover Messe auch die Politik auf ihr Parkett. Da Industrie 4.0 zunehmend auch ein politisches Thema ist, wäre eine konzertierte Aktion geboten. Was kann die Messe als Netzwerkplattform leisten?
Dank des wie bei keiner anderen Messe im Investitionsgüterbereich enormen Interesses sollte es gelingen, die Gesellschaft, die Arbeitnehmerseite – Stichwort Gewerkschaften – mitzunehmen und aufzuzeigen, dass sich jede Menge Chancen auch für die tägliche Arbeit ergeben. Zudem soll das Bild von der vollautomatisierten, menschenleeren Fabrik getilgt werden. Daher setzen wir bewusst auf das Thema Mensch-Maschine-Kollaboration mit dem Roboter als Partner. Das Interesse an dem Thema nützt uns Messemachern. Aber als Plattform muss die Hannover Messe die Funktion dafür auch erfüllen. Am Messedienstag diskutiert Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel mit Arbeitnehmervertretern und führenden Vertretern der deutschen Industrie über diese Thematik, um die Angst vor menschenleeren Produktionshallen zu nehmen.
Steigt angesichts dieses Engagements nicht auch die Erwartungshaltung an die Hannover Messe?
Ich stimme Ihnen zu, dass die Erwartungshaltung zu Recht sehr groß ist, wenn wir zum dritten Mal auf dieses Thema setzen. Ich selbst war beim Besuch einiger Unternehmen zu Beginn dieses Jahres tief beeindruckt, wie sehr schon das entstehende Produkt in einer Fabrik im Mittelpunkt steht und sich seinen Weg bahnt. Mit Blick auf Losgröße eins und die Flexibilität ist vieles bereits im Gange. Von daher: Ja, die Erwartungshaltung ist da, aber sie wird auch erfüllt.
Mit der Digitalisierung wachsen die Anforderungen an die Belegschaften. Damit Mitarbeiter die entsprechenden Kompetenzen erlangen, wäre im Rahmen der Hannover Messe eine Art Industrie-Didacta vorstellbar?
Vorstellen können wir uns alles. Ich zeichne bei uns auch verantwortlich für die Didacta, in deren Beirat wir auch solche Punkte diskutieren. Mit Blick auf unseren Bereich „job and career“ denken wir durchaus über eine Brücke nach. Nachwuchsförderung ist ein wichtiger Teil der Hannover Messe. Deshalb will ich mit Blick auf den Didaktik-Aspekt nichts ausschließen.
MDA-Aussteller füllen nicht nur die Hallen 19 bis 25 komplett, sondern sind auch in den Automatisierungshallen 14 bis 17 präsent. Verschieben sich die Gewichte zugunsten der Antriebstechnik?
Der Bereich der Industrial Automation läuft jährlich im April sehr erfolgreich, die MDA historisch im Zweijahresrhythmus. Beide Bereiche verzeichnen Zuwächse gegenüber 2013. Stand heute registrieren wir für 2015 eine hohe Zufriedenheit. Während die Antriebs- und Fluidtechnik auf die MDA konzentriert ist, ist die elektrische Antriebstechnik Teil der Industrial Automation. Die Aussteller sind mit dieser Aufteilung sehr zufrieden. Deshalb sehen wir keinen Handlungsbedarf, hier etwas anzupassen.
Mit Zuwächsen bei der Motion, Drive & Automation?
Die MDA belegt jetzt die Hallen 19 bis 25 – und damit mehr Fläche als vor zwei Jahren.
Die Global Business & Markets sind von Halle 13 in die Osthalle 6 gewandert. Was ist passiert?
Die internationale Ausstellung für Investition, Wirtschaftsentwicklung und Joint Ventures passt schon deshalb besser in die Halle 6, weil sich dort auch das Partnerland Indien präsentiert. Überdies sitzt sie an der Schnittstelle zur gleichfalls internationalen Industrial Supply.
Was gab für Indien den Ausschlag als Partnerland 2015?
Indien hatten wir schon länger im Visier, nachdem es 2006 als Partnerland reüssierte. Da passt es, dass die im Mai 2014 gewählte Regierung mit Narendra Modi an der Spitze mit dem Slogan „Make in India“ ein klares Bekenntnis zum produzierenden Gewerbe abgegeben hat. Es freut uns sehr, dass Ministerpräsident Modi zu seinem ersten Deutschland-Besuch auf die Hannover Messe kommt. Indien aktiviert hier seine Suche nach Investoren und möchte auch hierher exportieren. Besetzt wird zudem das Thema Industrie 4.0, etwa von Firmen wie Infosys mit dem ehemaligen SAP-Vorstand Vishal Sikka als CEO. Deutsche Unternehmen, die in Indien bereits produzieren oder künftig produzieren wollen, können sich im April in Hannover ein Bild davon machen, was sich unter der Regierung Modi verändern wird.
Wie viele Aussteller erwarten Sie aus Indien?
Rund 350, als fast doppelt so viele wie 2013. Das ist eine Größenordnung, die dem Partnerlandauftritt im Jahr 2006 entspricht. Angekündigt haben sich zudem 90 CEO’s der führenden indischen Unternehmen.
Russland fällt als Wachstumsmotor aus. Wirkt sich diese Entwicklung auch auf die Hannover Messe aus, weil von dort weniger Aussteller und Besucher anreisen?
Im Vorjahr waren 20 Hauptaussteller und 40 Mitaussteller aus Russland präsent. Stand heute sind 34 Aussteller angemeldet, davon 10 Hauptaussteller. Bei den Ausstellern verzeichnen wir also einen leichten Rückgang. Mit Blick auf die von mir verantworteten Messen wie die Euroblech, die IAA Nutzfahrzeuge oder die Domotex bestätigen uns die Aussteller in Befragungen hingegen ein sehr stabiles Besucheraufkommen. Offenbar scheinen diese Verwerfungen und politischen Herausforderungen, die uns alle irritieren, auf den Messeplattformen so noch nicht angekommen zu sein. •
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