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Interview mit Dr. Jochen Kress, Mapal

Interview mit Dr. Jochen Kress, Geschäftsführender Gesellschafter von Mapal
„Wir möchten für die jeweilige Kundenanforderung die beste Lösung anbieten“

„Wir möchten für die jeweilige Kundenanforderung die beste Lösung anbieten“
Dr. Jochen Kress, Geschäftsführender Gesellschafter von Mapal, im Gespräch mit Alexander Gölz, ­Chefredakteur des Industrieanzeigers, über die aktuelle Marktlage in der Präzisionswerkzeugindustrie. Bild: Mapal
Im Geschäftsjahr 2023 hat Mapal 588 Mio. Euro erwirtschaftet und damit eine Steigerung um 5,5 % gegenüber dem Vorjahr erzielt. Im Gespräch mit dem Industrieanzeiger erläutert Dr. Jochen Kress, Geschäftsführender Gesellschafter von Mapal, wie es um das laufende Jahr steht, in welchen Branchen es gut läuft und wie er in die Zukunft blickt.

» Alexander Gölz, Chefredakteur Industrieanzeiger

Herr Dr. Kress, die Stimmung in der deutschen Industrie ist derzeit nicht gut. Wie verlief das erste Halbjahr 2024 für Mapal?

Die Stimmung ist durchaus gedämpft. Das spüren wir auch und sehen große regionale Unterschiede und auch Unterschiede in den Produktbereichen. Bei uns ist das erste Halbjahr 2024, verglichen zu einem sehr starken ersten Halbjahr 2023, ein halbwegs ordentliches. Was wir weltweit sehen, ist eine, insbesondere im zweiten Quartal, deutlich spürbare Zurückhaltung bei größeren Investitionen.

Was erwarten Sie für das zweite Halbjahr 2024?

Die Anfragetätigkeit ist vorhanden, aber die Entscheidungsfreudigkeit ist nach wie vor eher verhalten. Viele unserer Kunden gehen davon aus, dass Richtung Jahresende – und so kann man ja auch die Prognosen deuten – ein Aufschwung erwartet wird in Vorbereitung dann auch des erwarteten Wachstums für 2025.

In welchen Branchen läuft es aktuell gut, in welchen weniger gut?

Am besten läuft es im Bereich der Luftfahrt. Ganz allgemein, weil der Einbruch nach der Corona-Pandemie jetzt verarbeitet zu sein scheint, und sich die Luftfahrtbranche auf steigende Stückzahlen vorbereitet. Im Automotive-Sektor sehen wir ein gemischtes Bild. Im Bereich der E-Mobilität verzeichnen wir einen Rückgang auf Grund der reduzierten Nachfrage in Europa und in den USA. Bei den Verbrennern gibt es dagegen eine gewisse Renaissance. Der Werkzeug- und Formenbau leidet unter der Investitionszurückhaltung genauso wie der Bereich Fluidtechnik.

Welche Rolle spielen elektrische Antriebe für Mapal?

Für uns spielen sie eine große Rolle. Wir sind traditionell sehr stark im Bereich des Verbrennungsmotors und allem, was dazugehört. Und wir arbeiten auch intensiv daran, dass wir im Bereich der elektrischen Antriebe eine ähnlich bedeutende Rolle spielen. Die Anstrengungen in diesem Sektor sind uns in der Vergangenheit sehr zugute gekommen und wir konnten unseren Anteil die letzten Jahre kontinuierlich steigern.

Für die Bearbeitung komplexer Bauteile in der E-Mobilität haben Sie verschiedene Lösungsstufen im Portfolio. Wie wird das angenommen?

Wie in allen unseren Bereichen streben wir auch hier danach, die bestmögliche Lösung für die jeweilige Kundensituation zu bieten. Ob es um Taktzeit, Prozesssicherheit oder das vorhandene Bedienpersonal geht – all diese Faktoren berücksichtigen wir in unseren Auslegungen und bieten deshalb ein breites Lösungsportfolio an, insbesondere für die Bearbeitung von Statorgehäusen. Diese kundenbezogenen Lösungsoptionen werden gut angenommen, allerdings ist die Investitionsbereitschaft derzeit gering, da die Kapazitäten nicht ausgelastet sind.

Welche Fortschritte gibt es bei Mapal im Bereich Nachhaltigkeit?

Fortschritt ist ein großes Wort angesichts der Größe der Aufgabe, die wir als Firma aber auch als Gesellschaft insgesamt haben. Einige Dinge haben wir bereits umgesetzt. Ich freue mich sehr, dass unser Neubau in Indien mit dem Platinum-Award der Agentur Leed ausgezeichnet wurde. Wir haben in fast allen Ländern unsere Gebäude mit Photovoltaik ausgestattet. Wo es möglich ist, beziehen wir Öko-Strom. Aktuell arbeiten wir daran, unsere Verpackungen nachhaltiger zu gestalten. Natürlich gibt es noch Bereiche, in denen wir Fortschritte machen müssen. Insbesondere geht es dabei um die Frage, welche Materialien und Maschinen wir von externen Lieferanten beziehen, wie zum Beispiel Stahl und spezifische Maschinenkomponenten. Hier liegt noch Arbeit vor uns. Derzeit konzentrieren wir uns auf das CSRD-Reporting, um eine solide Datenbasis zu schaffen, die als Grundlage für weitere Schritte dient.

Das Thema CSRD war sicherlich eine Herkulesaufgabe?

Das ist es nach wie vor, weil wir ein zusätzliches Berichtswesen aufbauen und das für alle Standorte weltweit. Man kann das nicht nur auf Deutschland beschränken; wir müssen diese Maßnahmen global umsetzen. Das stellt natürlich einen erheblichen Aufwand für uns dar.

Neben dem Thema Nachhaltigkeit ist der Fachkräftemangel ein wichtiges Thema für viele Unternehmen. Welche Strategie fahren Sie in diesem Bereich?

Je nach Standort und Tätigkeit ist das auch für uns ein wichtiges Thema. Der Fachkräftemangel stellt eine Herausforderung dar, aber deshalb legen wir auch nach wie vor großen Wert auf eine intensive Ausbildung unserer Mitarbeiter. Was mich besonders freut, ist, dass wir neue Mitarbeiter häufig durch Empfehlungen unserer bestehenden Mitarbeiter oder aus deren Netzwerk gewinnen. Das zeigt, dass wir ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem unsere Mitarbeiter gerne arbeiten, sich einbringen und entwickeln können.

Was sind denn aus Ihrer Sicht die größten politischen Hürden, die Wachstum in Deutschland verhindern?

In diesen Zeiten hat es unsere Regierung nicht leicht. Ich habe großes Verständnis für die aktuellen Herausforderungen, aber ich vermisse das Bestreben, zu einem gemeinsamen Nenner zu kommen. Das ist problematisch, weil die Unsicherheit vielerorts greifbar ist. Die anderen bekannten Stichworte sind Bürokratie und Bildung. Die Bürokratie könnte mit relativ geringen Kosten reduziert werden. Und dann wird hoffentlich Energie frei für das Thema Bildung. Das sind alles Bereiche, in denen Deutschland derzeit nicht glänzt.

Was ist denn Ihre Vision für die Zukunft von Mapal?

Unser Ziel ist es, auch in Zukunft als eigenständiges, familiengeführtes Unternehmen zu bestehen. Das bedeutet für uns, dass wir die Märkte, in denen wir tätig sind, genau verstehen und sowohl unsere Produkte als auch unsere Arbeitsweise den Anforderungen dieser Märkte anpassen. Wenn uns das gelingt, sehe ich gute Chancen für unsere Zukunft.

Wo sehen Sie in den kommenden Jahren weitere Wachstumschancen?

Wachstumspotenziale gibt es zum einen in den regionalen Märkten, die in den kommenden Jahren wachsen werden, und zum anderen in spezifischen Branchen wie der Luftfahrt, die voraussichtlich zulegen wird. Auch wenn das Wachstum im Automobilsektor etwas verhaltener ausfallen dürfte, gibt es dennoch Bereiche, die weiterhin wachsen werden. Insbesondere der Bereich E-Mobilität bietet trotz der aktuellen Herausforderungen langfristig vielversprechende Perspektiven.


Mapal auf der AMB

Der Aalener Werkzeugspezialist Mapal stellt vom 10. bis 14. September auf der AMB in Stuttgart aus.

Wo: Halle 1, Stand C11

Informieren Sie sich am Mapal-Messestand über die neuesten Zerspanungslösungen und spannende Trends rund um die Metallbearbeitung.

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