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Archiv für eine IT-Ewigkeit

Sensible Fertigungsdaten müssen 15 Jahre verfügbar sein
Archiv für eine IT-Ewigkeit

Bei sicherheitsrelevanten Teilen wie etwa Bremssystemen müssen die Fertigungsdaten über Jahre zugriffsbereit gespeichert werden. Programme für solche Dokumentationen gibt es viele, doch oft hapert es an der reibungslosen Einbindung in die Firmen-IT. Auch der Automobilzulieferer Continental stand vor diesem Problem und löste es mit einem abgestimmten MES-System des Karlsruher Software-Spezialisten ZOZ.

Die Herstellung von sicherheitsrelevanten Teilen wie etwa die Komponenten elektronischer Bremssysteme für die Kfz-Industrie unterliegt vielen Vorschriften. Kern des Sicherheitskonzepts ist dabei immer die akribische Verfolgung des Produktionsprozesses mit entsprechender Dokumentation der gewonnenen Daten. Für den Einsatz in Produktionsanlagen von ESC/ABS-Komponenten suchte die Continental Teves AG in Frankfurt/M. eine passende Lösung. Das MES-System sollte dabei in unterschiedlichen Produktionslinien des Konzerns eingesetzt werden können. Und das Programmpaket musste nicht nur auf SPS-Ebene, sondern auch in der übergeordneten Hierarchie alle Daten erfassen können. Die Softwarespezialisten der ZOZ & Partner GmbH aus Karlsruhe konnten für diese Anforderungen mit einem passenden Konzept aufwarten. In enger Abstimmung mit dem Auftraggeber entstand ein MES-System mit den entsprechenden Funktionalitäten.

Die Datenrecherche bei sicherheitsrelevanten Teilen in der Kfz- und Luftfahrtindustrie ist eine Welt für sich. Zeiträume von zehn Jahren und mehr müssen dabei verfügbar sein. Nur so können bei den langen Nutzungszeiten der Fahrzeuge auch nach Jahren auftretende Fehler sicher auf einzelne Seriennummern eingegrenzt und gezielte Umrüstaktionen gestartet werden. In dieser Zeit verändern sich aber Betriebssysteme und Hardware aufgrund kurzer Innovationszyklen womöglich mehrfach. Eine Grundvoraussetzung für die langfristig sichere Datenrecherche ist daher ein paralleles Vorgehen bei der Datenarchivierung. Neben der aktuell eingesetzten Datenbank, die den schnellen Zugriff über die derzeit verwendete Software bietet, müssen die Informationen zusätzlich noch in klassischer Form unabhängig von irgendwelchen Datenbanken gespeichert werden. Der Zugriff dauert zwar länger, dafür können aber auch nach Jahren und auch nach mehreren Innovationszyklen in der IT die Daten noch sicher gelesen und ausgewertet werden.
Beim Bremsspezialisten Continental erfasst das MES-System alle wesentlichen Produktions- und Qualitätssicherungsschritte. Angefangen von der Auftragsvergabe über die Individualisierung der angelieferten Teile bis hin zur eigentlichen Produktion wird alles in einem produktbezogenen Kontext erfasst und abgelegt. Aufgrund der Datenmenge und der je nach Produktionsstandort leicht unterschiedlichen Verfahrensweise müssen in der Teileverfolgung die Daten flexibel genutzt werden. Das betrifft die Erfassung und Archivierung gleichermaßen. In einem ersten Schritt werden die Informationen zuerst im Produktionscluster gesichert und dann der Inhalt mehrerer Cluster in die Masterdatenbank überführt. Ab hier greift dann das zweiteilige Konzept, das den Datenzugriff auch nach über zehn Jahren noch problemlos möglich macht.
Die Lösung der Karlsruher Spezialisten arbeitet mit den bei Continental eingesetzten Microsoft-Programmen problemlos zusammen. Dabei werden alle wesentlichen Schritte von der Auftragsübernahme, dem Speichern von Prüfdaten, dem Qualitätsmanagement bis hin zu den Fertigungsdaten der SPS vor Ort verarbeitet. Die gewonnenen Informationen werden anschließend in einer Oracle-Datenbank abgelegt. Dabei erfasst das MES-Paket auch die exakte Rezeptur, sprich die Bearbeitungsvorschrift für die Teile. Änderungen in der Rezeptur oder bei bestehenden Aufträgen sind damit ebenfalls im Werdegang enthalten. Auf diese Weise lässt sich immer nachvollziehen, wer was zu welchem Zeitpunkt geändert hat.
Datenbankbasierte Schnittstellen, Datenaustausch über TCP/IP, SPS-Kopplungen und ein Datenexport für Analyse und externe Speicherzwecke bieten die Möglichkeit, die gewonnenen Daten für die Weiterverarbeitung oder Langzeitspeicherung zu transferieren. Über Barcodeleser können die Varianten der ESC/ABS-Steuerteile, die sich teilweise nur durch die Zahl der Bohrungen oder in der Ausführung der Montageflansche unterscheiden, erkannt und dem Auftrag zugeordnet werden. Dies war für die Frankfurter ein wichtiger Punkt, da die Variantenvielfalt bei den ESC/ABS-Komponenten eine absolut sichere Zuordnung jedes einzelnen Fertigungsschrittes erfordert. Mit der Lösung von ZOZ lassen sich einzelne Produktionslinien überprüfen, aber auch Gesamtstückzahlen einer Anlage kontrollieren. „Unsere Produktionswerke brauchen ein flexibles IT-Konzept, das sich an autarken Zellen orientiert und so eine hohe Verfügbarkeit sicherstellt“, weiß Angelo Bindi, stellvertretender Direktor Industrial Engineering bei der Continental AG. Die Nachweispflicht der Funktion der produzierten Komponenten und Produkte über einen Zeitraum von 15 Jahren ist für Bindi eine Herausforderung hinsichtlich der dabei anfallenden Datenmengen. „Mit ZOZ wurde daher ein skalierbares Zellenrechnerkonzept für die übergeordnete Steuerung von Produktionslinien für ESC- und ABS-Komponenten entwickelt“, erläutert Bindi. „Schwerpunkt dabei war die schnelle Archivierung der entstehenden Prüf- und Qualitätsdaten.“
Aus den gesammelten Daten lassen sich auch Kennzahlen ermitteln und nach Schwankungen auswerten. Das kann zum Beispiel Durchlaufzeiten, Maschinenauslastungen, Maschinenverfügbarkeit oder Produktionsausbeute betreffen. Auf diese Weise lässt sich die Produktion im laufenden Betrieb verbessern. Optimierungspotentiale in der Fertigung oder Engpässe in der Logistik werden sichtbar. Gleichzeitig ergibt sich daraus mehr Transparenz für die Qualitätssicherung und das Management. Bei Bedarf können sogar einzelne Teile durch den gesamten Prozess hindurch verfolgt werden. An der SPS lässt sich mit einem Barcodelesers abfragen, was schon alles bearbeitet wurde. ub
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