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Private Cloud oder Public Cloud?

Serie Cloud-Dienste: Cloud Computing
Private Cloud oder Public Cloud – welches Modell passt zum Unternehmen?

Private Cloud oder Public Cloud – welches Modell passt zum Unternehmen?
Die Möglichkeit, sofort auf Computing-Services zuzugreifen, kann die Einführung und Bereitstellung neuer Produkte und Leistungen beschleunigen. Bild: ckybe/stock.adobe.com
Dank Cloud Computing können Unternehmen heute flexibler am Markt agieren, produktiver arbeiten und wettbewerbsfähig bleiben. Doch einige zögern aktuell noch und betrachten die mangelnde Kontrolle und den Datenschutz als Risikofaktoren. Dieser Artikel beschreibt die Entwicklung des Cloud Computing und gibt Hilfestellung bei der Entscheidung für das richtige Cloud-Modell.

» Elena Simon, General Manager DACH, Gcore

Ein aktueller Bericht des Branchenverbands der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche Bitkom prognostiziert, dass die Nutzung von Cloud Computing in Deutschland rasant zunehmen wird: In fünf Jahren will die Mehrheit der Unternehmen den Großteil der IT-Anwendungen aus der Cloud beziehen. Aktuell liegt der Anteil gerade einmal bei 15 %. Jedes zweite Unternehmen (54 %) will in diesem Jahr in Cloud-Lösungen investieren, zwei Drittel (69 %) planen dies für das Jahr 2024 oder später.

Cloud Computing bezeichnet die Bereitstellung von Rechenleistung und Services über das Internet. Hierzu zählen beispielsweise Server, Speicherplatz, Anwendungen, Datenbanken, Netzwerkkapazitäten, Iot- oder KI-Services. Bereits in den vergangenen Jahren haben die Cloud-Computing-Services, die ein Pay-as-you-go-Modell bieten und Leistungen On-Demand bereitstellen, die Geschäftswelt verändert. Pay-as-you-go ist ein Bezahlverfahren für Online-Dienstleistungen, bei dem nur das bezahlt wird, was wirklich verbraucht wurde.

Airbnb hat enormen Einfluss auf das Hotellerie- und Gastgewerbe, N26 hat das Bankwesen neu gestaltet und Spotify hat unsere Hörgewohnheiten revolutioniert – heute betrachten wir es als selbstverständlich, dass Challenger Brands den Status Quo durchbrechen, von Normen abweichen und ganzen Branchen verändern. Noch vor einer Generation hätten ambitionierte, neue Unternehmen erhebliche Investitionssummen für die Back-End-Technologien aufwenden müssen, die für den Geschäftsbetrieb erforderlich sind. Im Gegensatz dazu haben Unternehmen heute mit Cloud Computing unmittelbaren Zugang zu erstklassigen Tools, mit denen sie nahezu jeden Geschäftsprozess und jede betriebliche Funktion abbilden können – und dies kosteneffizient auf Subskriptionsbasis.

Vor diesem Hintergrund müssen etablierte Unternehmen jedoch sicherstellen, dass die vorhandene technologische Basis ausreicht, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen und dauerhaft zu erhalten.

Gegenüberstellung der Nutzungsmodelle

Wägen Unternehmen die verschiedenen Cloud-Angebote auf dem Markt und die für sie erforderlichen Lösungen und Leistungen ab, wird für viele eine der wichtigsten Überlegungen sein, ob sie sich für eine Public Cloud oder eine Private Cloud entscheiden sollen. Public Cloud Computing ist ein Modell, bei dem On-Demand-Computing-Services und On-Demand-Infrastrukturen von einem Drittanbieter verwaltet und über das Internet von mehreren Unternehmen gemeinsam genutzt werden. Eine Private-Cloud-Umgebung ist, wie der Name schon sagt, einer einzigen Organisation vorbehalten. Sie kann vor Ort also lokal installiert sein und sich auf den Computern und Servern des Unternehmens befinden, oder im Datenzentrum eines Drittanbieters gehostet werden.

Jeder der beiden Ansätze hat seine Vor- und Nachteile. Public Clouds sind flexibel, hochskalierbar und die Unternehmen müssen kein eigenes Datenzentrum betreiben. Die Möglichkeit, mit nur einem Mausklick sofort auf Computing-Services zuzugreifen, kann zudem die Einführung und Bereitstellung neuer Produkte und Leistungen beschleunigen.

Im Gegensatz dazu erfordern Private Clouds zwar höhere Vorabinvestitionen in die Infrastruktur und die Systembetreuung, sie bieten jedoch auch ein höheres Maß an Sicherheit und eine bessere Kontrolle darüber, wo sensible Unternehmensdaten gespeichert und wohin sie übertragen werden. Auf lange Sicht können Private Clouds im Vergleich zu Public Clouds niedrigere Betriebskosten bieten, insbesondere für Unternehmen mit großen oder ressourcenintensiven Workloads. Zudem können Unternehmen Private Clouds einfacher an ihre individuellen Anforderungen anpassen.

Datenhoheit, Datenschutz und DSGVO

Diese Überlegungen führen zu einem weiteren wichtigen Aspekt, der damit in Zusammenhang steht – die Datenhoheit. Die Datenhoheit oder auch Datensouveränität definiert, wer die Kontrolle und die Verfügungsgewalt über die digitalen Daten eines Unternehmens hat. Dies schließt die Erfassung, Verarbeitung, Speicherung, Nutzung und Weitergabe aller Daten inklusive der Informationen zu Geschäftspartnern, Kunden und Mitarbeitern (personenbezogene Daten) ein.

In diesem Punkt stehen die einschlägigen Rechtsvorschriften der EU und der USA derzeit im Konflikt, wobei die beiden Blöcke sich derzeit in Verhandlungen befinden, um die Inkonsistenzen zu beseitigen.

Die EU-Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO) umfasst strenge Vorschriften für grenzüberschreitende Übermittlungen, wobei Datentransfers nur in Länder zulässig sind, die über angemessene Sicherheitsvorkehrungen verfügen. Im völligen Widerspruch dazu fordert der CLOUD Act (Clarifying Lawful Overseas Use of Data Act)) der USA von IT-Service-Providern, dass sie Daten, wo auch immer diese gespeichert sind, auf Anfrage an US-Behörden herauszugeben. Ein anschauliches Beispiel für die Risiken, die Unternehmen eingehen, wenn sie beim Datenschutz Fehler begehen, ist die Rekordstrafe von 1,2 Mrd. Euro, die die EU im Mai dieses Jahres gegen Facebook verhängt hat, weil das Unternehmen Daten europäischer Nutzer an die USA weitergegeben hat.

Um Komplikationen und auch Geldbußen zu vermeiden, erwarten Unternehmen auch bei der Nutzung von Public-Cloud-Lösungen immer häufiger die Zusicherung von Service-Providern, dass die Daten ausschließlich in Datenzentren in Deutschland oder der Europäischen Union verarbeitet werden.

Deutsche Unternehmen bleiben zurückhaltend

Die Bitkom-Daten zum aktuellen Stand der Cloud-Nutzung in Deutschland deuten darauf hin, dass bei dem Übergang zu Cloud-First-Infrastrukturen in Deutschland noch viel zu tun ist. Die Ergebnisse einer Umfrage zeigen, dass viele deutsche Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt viele ihrer Workloads in ihren eigenen IT-Umgebungen ausführen – auf ihren eigenen Servern und in ihren eigenen Räumlichkeiten.

Für viele Unternehmen in Deutschland – insbesondere in Branchen, in denen der Wettbewerbsvorteil in fundiertem Fachwissen und im geistigen Eigentum liegt – sind die Sicherheit und Datenschutz einer Private Cloud die beruhigendere und attraktivere Option als die alternative Public Cloud.

Die passende Lösung finden

Die Entscheidung muss jedoch nicht für die eine oder andere Variante fallen. Für viele Unternehmen ist eine Kombination aus Private Cloud und Public Cloud, die sogenannte Hybrid Cloud, die optimale Lösung. So kann ein Unternehmen den erforderlichen Schutz für sensible Daten in der Private Cloud gewährleisten und weniger kritische Workloads in die Public Cloud auslagern.

Eine weitere Überlegung betrifft die Workloads, die Unternehmen in ihren Cloud-Umgebungen ausführen möchten. Software-as-a-Service-Tools (SaaS) mögen zwar das vertraute Gesicht der Cloud-Technologie sein, sie bieten jedoch dieselbe Dynamik für die Bereitstellung von On-Demand-Zugängen zu hochmodernen und leistungsstarken Lösungen und Services im Technologie-Stack eines Unternehmens.

Mit Platform-as-a-Service (PaaS) können Entwickler Anwendungen in der Cloud erstellen, bereitstellen und verwalten, ohne die zugrunde liegende Infrastruktur warten zu müssen.

Nehmen wir an, es soll ein Modell erstellt werden, das Patienten auf der Grundlage ihrer CT-Scans diagnostizieren kann. Die Plattform verfügt bereits über fertige Tools für das Laden und Verarbeiten von Daten und unterstützt maschinelles Lernen in vollem Umfang. Das Modell muss nicht erst lernen Snapshots zu analysieren. Stattdessen stehen bereits fertige Plattform-Tools zur Verfügung. Der Entwicklungsprozess ist in diesem Fall um ein Vielfaches schneller. Darüber hinaus kann PaaS für verschiedene andere Aufgaben verwendet werden, etwa die Verwaltung und Analyse von Datenbanken.

Infrastructure-as-a-Service (IaaS) hingegen stellt virtualisierte Rechenressourcen über das Internet zur Verfügung. Wie auch bei SaaS können Unternehmen von einer Reihe von Vorteilen profitieren, wenn sie IaaS und PaaS in der Cloud nutzen. Hierzu zählen eine hohe Skalierbarkeit, eine schnellere Bereitstellung der benötigten Services sowie niedrigere und planbare Kosten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Unternehmen bei der Planung ihrer Cloud-Nutzung eine Reihe von Faktoren berücksichtigen müssen, um zu entscheiden, welche Option – Public, Private oder Hybrid Cloud –die richtige für sie ist. Für Unternehmen mit strengen Anforderungen an die Datensouveränität könnte eine Private Cloud die richtige Wahl sein, da hier die Speicherung und Verarbeitung von Daten innerhalb einer bestimmten Gerichtsbarkeit gewährleistet ist. Private Clouds können auch für diejenigen Unternehmen geeignet sein, die ein höheres Maß an Kontrolle und Individualisierung wünschen. Bei weniger sensiblen Daten und Workloads können die Vorteile von Public Clouds überzeugender sein: die hohe Skalierbarkeit, um Lastspitzen zu bewältigen, der geringere Zeit- und Kostenaufwand für die Systembetreuung und Wartung, da diese Aufgaben von den Public-Cloud-Providern übernommen werden, sowie die Möglichkeit, neue Funktionalitäten und Services schnell bereitzustellen.

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