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Wissensschatz im Datengebirge

Big-Data-Technologie bringt die Datenanalyse in Schwung
Wissensschatz im Datengebirge

In den Unternehmen wachsen die Berge an verschiedenen digitalen Informationen. Lösungen für Big Data sollen dafür sorgen, dass die Daten erfasst, gespeichert und analysiert werden können. Firmen können damit die Grundlage schaffen, um im Geschäftsalltag schneller und besser zu reagieren.

Pro Jahr wächst das weltweite Datenvolumen um etwa 50 %. Die Herausforderung für die Unternehmen ist groß, mit den Informationsbergen zurecht zu kommen.

Die Gründe für das rasante Wachstum: Daten liegen in zunehmend detaillierterer Form vor. Und Firmen sammeln Informationen aus vielen verschiedenen Systemen – zum Beispiel aus der Produktion, der Entwicklung oder dem Kundenmanagement. Hinzu kommen Daten, die von Maschinen geliefert werden – etwa über RFID-Chips – sowie Inhalte aus sozialen Netzwerken.
Für die Unternehmen liegt in diesen Informationen ein Wissenschatz verborgen, der unter anderem wichtige Erkenntnisse für die Steuerung und Optimierung ihres Geschäfts enthält. Mithilfe von Lösungen für Business Intelligence (BI) könnte dieser Schatz gehoben werden.
Breites Datenspektrum
Doch dafür muss nicht nur eine große Menge an Daten erfasst, gespeichert und analysiert werden. Die Herausforderung wird noch dadurch gesteigert, dass es sich um „polystrukturierte Informationen“ handelt, wie Carsten Bange sagt (siehe Interview auf Seite 68). Bange ist Geschäftsführer des Beratungshauses Barc und seiner Meinung nach ist der entscheidende neue Aspekt beim Thema Big Data, dass Daten unterschiedlicher Art ausgewertet werden müssen: strukturierte wie etwa Kennzahlen, semi-strukturierte wie XML-Dateien und unstrukturierte wie zum Beispiel Dokumente.
Herkömmliche BI-Lösungen konnten solche Daten in einem hohen Volumen bisher nicht verarbeiten. Gerade wenn viele verschiedene Parameter miteinander kombiniert werden sollen, stoßen sie an ihre Grenzen. Doch die Hersteller von Soft- und Hardware haben den steigenden Bedarf erkannt. Sie arbeiten an speziellen Systemen, mit denen sich Big Data verarbeiten lassen.
Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Datenbanktechnologie In-Memory. Bei diesem Konzept werden Daten hauptsächlich im Arbeitsspeicher und nicht wie sonst üblich auf der Festplatte gelagert. Der Vorteil: Die Informationen lassen sich deutlich schneller verarbeiten.
So hat zum Beispiel SAP unter dem Namen HANA ein Paket aus Soft- und Hardware geschnürt, mit dessen Hilfe Firmen ihre Datenanalyse in Schwung bringen können. Laut Hersteller gibt es Unternehmen, die dank dieser Technik für die Auswertung bestimmter Daten nicht mehr einige Tage, sondern nur noch wenige Minuten benötigen.
Auch andere Anbieter setzen auf In-Memory. Der ERP-Spezialist Alpha Business Solutions AG (Halle 3, Stand D 31) nutzt die Technologie für eine BI-Erweiterung seiner Standardsoftware Proalpha. Das Unternehmenscockpit sammelt und wertet entscheidungsstützende Informationen aus verschiedenen Firmenbereichen und Quellen systematisch aus. Neben Daten des ERP-Systems lassen sich damit auch Text-, Excel- oder XML-Dateien analysieren. Das In-Memory-Datenmodell gewährleistet laut Anbieter eine sekundenschnelle, multidimensionale Analyse. Die Handhabung sei so einfach, dass auch Fachabteilungen mit der Lösung arbeiten können.
Unternehmen bieten solche Lösungen ein hohes Nutzenpotenzial. Sie können damit die Auswertung ihrer Unternehmenskennzahlen verbessern. „Im Extremfall sind auf Knopfdruck Informationen zu allen erdenklichen Fragestellungen abrufbar“, sagt Christina Eilers, Senior Managerin beim Beratungsunternehmen Mieschke Hofmann und Partner (MHP). Grundsätzlich schaffe die Auswertung von großen Datenmengen mehr Transparenz. „Informationen liegen schneller und exakter vor“, erklärt Eilers. „Das ermöglicht es, kurzfristig Entscheidungen zu fällen.“ Insgesamt tragen die neu gewonnenen Möglichkeiten dazu bei, die Konkurrenzfähigkeit auszubauen und den Umsatz zu erhöhen.
Mittelstand ist oft überfordert
Bevor Firmen in den Genuss solcher Vorteile kommen können, müssen sie jedoch zunächst in Big-Data-Lösungen investieren. Und dabei geht es in der Regel um hohe Summen. Der finanzielle Aufwand für In-Memory-Technologie zum Beispiel ist häufig für Mittelständler zu groß.
Heiko Viertel von der Geschäftsleitung des Beratungs- und Systemhauses Intec International GmbH (Halle 3, Stand B50) rät dazu, sich die eigene Datenbasis genau anzuschauen. „Im klassischen B2B-Markt ist ein Großteil der Daten nach wie vor sehr stark strukturiert. Da stellt sich gerade für kleine und mittelständische Unternehmen die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, in diese Big-Data-Diskussion einzusteigen“, meint Viertel. Anders sehe es im B2C-Markt aus. „Hier können die Informationsquellen aufgrund von Social Media sehr vielseitig sein. Unternehmen sollten sich klar vor Augen halten, wie sie derzeit und künftig Informationen gewinnen können und welcher Mehrwert dahinter steht.“
Barc-Mann Bange sieht jedoch auch für Mittelständler aus Industriebranchen wie dem Maschinenbau gute Möglichkeiten, von den neuen Analysemöglichkeiten zu profitieren. Als weitere mittelständische Unternehmen, für die Big-Data-Technik interessant sein könnte, nennt er Firmen aus der Handelsbranche.
Mit Schukat electronic, einem Händler von Elektronikbauteilen, nutzt bereits ein Mittelständler die In-Memory-Datenbank von SAP. Das Unternehmen arbeitet mit HANA, um die Durchlaufzeiten seiner Prozesse zu verbessern.
Alle Abteilungen profitieren
Eilers warnt Unternehmen davor, wahllos Informationen aus ihren elektronischen Systemen zu sammeln, um von BI- und Big-Data-Lösungen auf möglichst breiter Ebene zu profitieren. „Wichtig ist es, zunächst einen konkreten Bedarf zu definieren“, sagt die Expertin.
Interessant sind die entsprechenden Technologien für alle Abteilungen in einer Firma. Das größte Interesse käme aus den Bereichen Controlling, Vertrieb/Marketing, Produktion und Logistik, so Intec-Mann Viertel. „Im Grunde trifft es aber alle Unternehmensbereiche, die ihre Kennzahlen schnell erfassen, visuell darstellen und Relationen erkennen möchten“.
Wichtig ist es, Regeln zu definieren, mit deren Hilfe die unstrukturierten Daten in eine Zielstruktur überführt werden, um diese überhaupt auswertbar zu machen. In den meisten BI-Projekten ist die mangelnde Datenqualität das größte Problem.
Besonders sollten Firmen darauf achten, rechtliche Fragen frühzeitig zu klären. „Personenbezogene Daten dürfen zum Beispiel nicht verwendet werden“, warnt Eilers.
Wer in die Analyse von Big Data einsteigen möchte, sieht sich außerdem mit einem Problem konfrontiert, das in neuen Technikfeldern naturgemäß häufig auftritt. So fehlt es laut Eilers noch am nötigen Personal. „Der steigenden Nachfrage nach Big-Data-Lösungen steht zur Zeit noch eine begrenzte Anzahl von qualifizierten Fachkräften gegenüber.“
Markus Strehlitz Journalist in Mannheim

Tipps aus der Praxis

Mit dem Thema Big Data beschäftigt sich auch ein Vortrag, den Barc-Berater Lars Iffert während der IT & Business auf dem Fachforum 3.1 halten wird. Titel: „Business Intelligence und Big Data: Aktuelle Trends und Best Practices“. Der Vortrag findet am 23. Oktober von 10 bis 10:45 Uhr statt.
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