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Licht im Tunnel ist Lean Management

Lean management: Der gegenwind wechselt immer schneller
Licht im Tunnel ist Lean Management

Ohne Prozessdenken und die Anwendung der Lean Management Philosophie schwächt man seine Zukunftsfähigkeit. Das war der Tenor der Teilnehmer des jüngsten Lean Management-Summits des WZL in Aachen.

Die Krise ist natürlich auch nicht an der sechsten Tagung, die am 10. und 11. November in Aachen stattfand, vorbeigezogen, wie man an den Vorträgen und Diskussionen feststellen konnte. Alles andere wäre auch befremdend gewesen. „Der Summit ist zur Plattform avanciert, auf der die unzähligen wertvollen Erfahrungen, Tipps, Meinungen und Methoden von Praktikern aller Ebenen und unterschiedlicher Industrien diskutiert und in den Vorträgen kommuniziert werden“, sagte Prof. Günter Schuh. „Hier erfährt man, was im eigenen Unternehmen verbessert werden kann, um sich für die Zukunft, die sofort beginnen sollte, besser aufzustellen“, so der Direktor des Werkzeugmaschinenlabors (WZL) der RWTH Aachen. Tags zuvor bot der „Practioners Day“ die Möglichkeit in kleinem Kreise über die betriebsspezifischen Themen zu diskutieren; tags nach dem Summit die Anwendung im Labor zu üben.

Lean Management kann man im Grunde auf zwei Worte zusammenfassen: „Verschwendung vermeiden!“. Als Konsequenz ergibt sich daraus bisweilen sogar die Veränderung von vollständigen Betriebsstrukturen. Wesentlich für den Erfolg ist auch die Verhaltensänderung des Einzelnen, die Sensibilität für effiziente Prozesse zu entwickeln. Ein Teilnehmer der ersten Stunde formulierte es recht pointiert: „das ist endlich mal ein Universal-Mantra für Manager mit Substanz. Das Erfreuliche daran ist, man kann sofort anfangen, braucht kein Investitionsbudget und lernt anders auf die Dinge zu schauen, die erforderlich oder nicht erforderlich sind. Man muss allerdings bereit sein, auch sein eigenes Tun immer wieder in Frage zu stellen und sich spiegeln zu lassen.
Doch bevor es an die Themen der Firmenvertreter und Praktiker ging, gab es einen mehr als zweistündigen Exkurs in die volkswirtschaftlichen Fragen. Aus Schweizer Sicht von Prof. Dr. Franz Jaeger, der über die Finanzmärkte unter Globalschock und die Aussichten referierte und aus deutscher Sicht, Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, der über die negativen Folgen des US-Finanzkapitalismus referierte.
Ein ideales Gespann, war Professor Jaeger doch von 1971 bis 1995 Schweizer Nationalrat, vergleichbar einem deutschen Bundestagsabgeordneten und derzeitig Leitungsmitglied der Executive School der Universität St. Gallen. Für Jaeger ist ein Aspekt von besonderer Bedeutung, der sich nach seiner Erkenntnis in den letzten achteinhalb bis neun Jahren abgezeichnet hat, die Synchronität der Finanzzahlen. Waren früher noch regional abhängig deutliche zeitliche Verläufe und Peaks festzustellen, ist heute eine „unglaubliche Abhängigkeit der realwirtschaftlichen Transaktionen, Aktivitäten von den Finanzmärkten“ festzustellen. Das heißt, traten bis Ende der 1990er Jahre Konjunkturbewegungen in den größer gefassten Wirtschaftsregionen der Welt mit einem gewissen Zeitversatz auf und konnte sich die Wirtschaft darauf etwas einstellen, so ist es heute durch den globalen Finanzmarkt so, dass der Zeitversatz nur noch wenige Tage beträgt. Damit ist der Finanzmarkt mit der zitierten „Realwirtschaft“ viel direkter gekoppelt und erfordert für Unternehmen zweifelsohne, sich mit dynamischeren Veränderungen von Randbedingungen auseinanderzusetzen. Ein abgeleitetes Argument für das Lean Management. Denn neben der Reduzierung von Verschwendung, der massiven Verkürzung von Durchlaufzeiten, führt Lean Management auch zu einer erhöhten Agilität in sämtlichen betrieblichen Prozessen, die die Reaktionsfähigkeit beschleunigen kann. Für Professor Sinn ist die Ursache in der Struktur des US-Finanzkaptialismus´ zu suchen. Auch in den zu Deutschland massiv unterschiedlichen Strukturen. Ein Beispiel zeigt den Unterschied der Philosophie bei Einfamilienhäusern. Kann man in Deutschland einen Hauskredit nicht bedienen, dann erfolgt der Durchgriff auf sämtliche privaten Finanz- und liquidierbaren Mittel und man ist oft gezwungen, die Privatinsolvenz zu beantragen. In den USA hingegen ist das viel konsumentenfreundlicher. „Wenn man die Kredite nicht mehr bedienen kann, gibt man der Bank den Schlüssel, zieht weg und die muss dann sehen, wie sie aus dem Haus noch Geld macht“, so Sinn. Die Bank muss somit sehen, wie sie den Kredit ausgleichen kann. Das Privatvermögen, es wird gesetzlich geschützt, es kann nicht angetastet werden. Übrigens eine der Ursachen der Implosion der Finanzmarktblase, weil jeder nur auf die steigenden Immobilienpreise starrte. Und hoffte. Schwächelnde Kredite wurden in einer Kette von teils über zwölf und mehr Stufen als so genannte CDOs weiterverkauft und letztlich nur auf statistischer Basis für Ausfallwahrscheinlichkeiten bewertet.
Nach Einschätzung Jaegers und Sinn, ist die Krise Schulter an Schulter mit dem großen Kollaps Ende der 1920er Jahre zu sehen. Durch das Handeln der Zentralbanken und Regierungen konnte sie letztlich verhältnismäßig gut stabilisiert worden. Auch die für Deutschland spezifische Kurzarbeit wird einhellig als ein stabilisierendes Instrument anerkannt. Hier zeigt sich fast zwingend die Erfordernis für Manager, die makro-ökonomischen Entwicklungen gleichermaßen zu berücksichtigen, da sie nunmehr grundsätzlich schneller durchschlagen.
Herbert J. Joka Fachjournalist in Aachen
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