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Das Metaverse und seine Chancen und Herausforderungen

Digitalisierung
Metaverse – Mysterium oder reale Chance?

Metaverse – Mysterium oder reale Chance?
Noch hat das Metaverse seinen Experimentierstatus nicht verlassen. Wie kann der Durchbruch gelingen? Bild: Deemerwha studio/stock.adobe.com
Am Metaverse spalten sich die Meinungen: Für die einen ist es die nächste industrielle Revolution, für die anderen nur heiße Luft. Zweifellos sind bereits zahlreiche Anwendungsszenarien für die virtuelle Welt entstanden. Doch was sind zur Zeit die Herausforderungen für das Projekt digitaler Raum? Und welche Chancen bieten sich im Industrieumfeld?

» Gregory Van Keirsbilck, Metaverse Business Architekt und Eddy Peeters, Manager bei Atom Ideas

Ein spannendes Konzept: Das Metaverse kombiniert unsere bekannte physische Realität mit einer virtuellen, erweiterten digitalen Umgebung. Eine neue immersive Erfahrung wird damit geschaffen. Was vor einigen Jahren noch als Science-Fiction galt, bezeichnen vor allem Marktforschungsinstitute inzwischen als Milliardenmarkt. Dennoch ist die Metaverse-Technologie noch nicht ausgereift. Als Folge sehen wir einen polarisierten Diskurs und weit auseinandergehende Prognosen der Fachwelt. Diese kritischen Faktoren hemmen die Entwicklung des Metaverse derzeit noch:

  • Fehlende Standards: Das Metaverse ist nicht uniform. Technologieriesen wie Meta und Microsoft kämpfen noch immer für einen weltweiten Standard – und um die Vorherrschaft bei seiner Formulierung. Bei so viel Unsicherheit halten sich zahlreiche Unternehmen mit Investitionen zurück.
  • Technologische Hürden: Die Rechenleistung reicht derzeit nicht aus, um Millionen von Nutzern zu bewältigen – und die zunehmende Nachfrage nach grafischen Details zu befriedigen. Je nach verwendeter Hardware unterscheiden sich außerdem die Nutzererlebnisse stark.
  • Geringe Akzeptanz bei einzelnen Altersgruppen: Das Metaverse spricht nicht alle Altersspannen gleich an. Das ist eine Herausforderung für Unternehmen, die in das digitale Projekt investieren wollen. Sie müssen für das Metaverse eigene Marketingstrategien entwickeln, ohne dass die generelle Markenwahrnehmung dabei Schaden nimmt.
  • Mangelnde Inklusion: Nur eine geeignete Hardware gewährt Zugang zum Metaverse und seinen Welten. Ihre Anschaffung ist nach wie vor teuer. Hinzukommt, dass die meisten VR/AR-Brillen nicht für Menschen mit Sehbehinderungen oder Epilepsie geeignet sind.
  • Soziale Auswirkungen: Wie werden Menschen in der physischen Realität von Angesicht zu Angesicht interagieren, wenn sie ihre Zeit zunehmend im Metaverse verbringen? Jüngere Generationen wachsen mit der neuen Technologie auf – ist ihr Bewegungsspielraum z.B. durch eine langjährige Pandemie eingeschränkt, steigt die Gefahr, dass sie sich an die soziale Isolierung gewöhnen.

Industrie nutzt das Metaverse

So problematisch das Metaverse in den genannten Aspekten noch ist, so erfolgversprechend sind andere Entwicklungen in seinem Umfeld. Beschleunigt durch die Pandemie, haben sich immer mehr Unternehmen auf die Digitalisierung ihres Kundenerlebnisses fokussiert. Dies hat das Metaverse zweifellos beflügelt.

Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR), Mixed Reality (MR) und andere multisensorische Technologien ermöglichen ein tieferes Eintauchen in unsere Online-Aktivitäten. Nachdem Metaverse-Konzepte vor allem in der Spiele- und Unterhaltungsbranche auf dem Vormarsch waren, gibt es inzwischen auch im industriellen Umfeld diverse Einsatzszenarien.

Vorausschauende Produktwartung mit digitaler Hilfe

Eine attraktive Idee für Unternehmen: Multisensorisch unterstützt, können sie die Produktivität, Qualität und Sicherheit ihrer Prozesse erheblich optimieren. Dazu werden reale Geräte, die Ware, Maschinen oder Anlagen mit einer Vielzahl von Sensoren ausgestattet – diese messen alle Aktivitäten des Objektes. Auch zusätzliche Umgebungsfaktoren wie z. B. Wetterbedingungen können erfasst werden. Die ermittelten Daten fließen anschließend in ein virtuelles Abbild: den digitalen Zwilling. Im Metaverse wird dieser genauso lebendig wie sein Vorbild in der physischen Welt. Mithilfe von VR- und AR-Technologien ist er nicht nur visualisierbar, begehbar und erlebbar – er kann auch mit anderen digitalen Zwillingen in Beziehung gesetzt werden.

Unternehmen können anhand der extrapolierten Daten nun vorhersagen, wann sie eine Maschine warten sollten und welche spezifischen Teile ausgetauscht gehören. Auch welche Fachkräfte sie dafür benötigen, lässt sich erkennen. Boeing benutzt bereits heute diese spezielle Technik bei ihren Flugzeugtriebwerken. Dank des Metaverse kann ein bestimmter Wartungstechniker zur richtigen Zeit am richtigen Gate des richtigen Flughafens auf der ganzen Welt eingesetzt werden.

Im Metaverse die Produktionslinie optimieren

Um den digitalen Zwilling im industriellen Metaverse voranzutreiben, hat Siemens sich mit dem KI-Unternehmen Nvidia zusammengetan. Die Kombination ihrer Technologien Omniverse und Tecnomatix ermöglicht es, Produktionslinien von Fabriken im Metaverse zu erstellen. Angetrieben durch IoT-Sensordaten der physischen Produktionslinie, kann der digitale Zwilling Optimierungspotenzial sichtbar machen.

Konkret bedeutet dies, dass man leistungsschwache Schritte in der Kette identifiziert und ändert – zunächst anhand von Simulationen im Metaverse. Das verhindert, dass Unternehmen ihre physischen Prozesse verfrüht umgestalten. Testet man Änderungen erst am digitalen Zwilling aus, lässt sich das Ergebnis schadlos im Metaverse beobachten.

Weitere Entwicklung des Metaverse

Ist die Kombination aus virtueller und physischer Welt zukunftsfähig? Zahlreiche Unternehmen haben in den letzten Jahren mit den Möglichkeiten des Metaverse experimentiert. Die Geschwindigkeit, mit der neue Einsatzszenarien angekündigt und veröffentlich werden, signalisiert die Zuversicht der Wirtschaft an der Technologie. Dennoch stellt sich die Frage, wieweit das Metaverse es schaffen wird, die genannten Herausforderungen zu bewältigen – und den Experimentierstatus zu verlassen. Ansätze und Standards müssen geschaffen werden, die das Metaverse auf Dauer in der B2B- und B2C-Welt verankern.

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