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Mit Glanz und Glimmer gegen Plagiatoren

Plagiatschutz: Moderne Sicherheitstechnologien erschweren den Ideenklau
Mit Glanz und Glimmer gegen Plagiatoren

Produktpiraten machen selbst vor sensiblen Produkten wie Medizintechnik und Medikamenten nicht halt. Mit Sicherheitslabel, Hologrammen und versteckten Farbpigmenten im Rohmaterial setzen sich die Hersteller zur Wehr.

Die Endoskope und endoskopischen Instrumente der Karl Storz GmbH & Co. KG, Tuttlingen, sind aus der medizinischen Diagnostik und Operationstechnik nicht mehr wegzudenken und besitzen dort einen guten Ruf. Umso ärgerlicher für das Unternehmen, dass regelmäßig Fälschungen seiner Produkte auftauchen. Allein in den vergangenen drei Jahren wurden 23 deutsche Unternehmen identifiziert, die das Storz-Original eines Resektoskops kopiert haben. Selbst eine Firma aus dem gleichen Ort machte vor dem Ideenklau nicht halt und baute das Produkt nahezu identisch nach.

Hersteller, die sich nachhaltig vor dem Ideenklau schützen wollen, setzen deshalb verstärkt auf den Einsatz moderner Sicherheitstechnologien. Dabei soll der Endverbraucher so wenig wie möglich mit dem heiklen Thema Produktpiraterie in Berührung kommen. „Die Hersteller informieren ihre Kunden ungern, dass es bei ihren Produkten ein Fälschungsproblem geben könnte“, weiß Thomas Völcker, Fachmann für Markenschutz bei der Schreiner Group GmbH & Co. KG in Oberschleißheim. Mit dem Geschäftsbereich ProSecure bietet das Unternehmen selbstklebende Kennzeichnungen für den Produkt- und Markenschutz. Für einen Schweizer Hersteller von Blutplasmaprodukten sollten Infusionsflaschen vor Plagiaten geschützt werden. Das speziell entwickeltes Etikett mit Sicherheitshologramm erlaubt eine schnelle Echtheitsprüfung der Infusionsflasche. Völcker schätzt dabei vor allem den hohen Schutz durch die Verbindung mit weiteren Sicherheitsmerkmalen wie Lasernummer oder Barcode.
Auch die Hamburger Tesa Scribos GmbH hat ihr Markenschutzprogramm um den Holospot erweitert. Das individuell computergenerierte, lasergeschriebene Hologramm verfügt über einen Barcode und eine Seriennummer auf einem Etikett. Die Identifikationsnummer kann mit einem gewöhnlichen Barcodescanner ausgelesen werden, was die Rückverfolgbarkeit des Produkts in der Logistikkette vereinfacht. Jeder unrechtmäßige Versuch, das Hologramm zu entfernen, bleibt sichtbar auf dem Etikett zurück.
Hologramme, die nicht aufgeklebt werden können, lassen sich auch in Kunststoffe prägen oder in das Spritzgussverfahren mit einarbeiten. Doch es gibt weitere Möglichkeiten, die Kennzeichnung in ein Kunststoffprodukt zu integrieren. Die Gerresheimer Wilden GmbH aus Regensburg bietet ihren Kunden eine Materialmodifikation mit äußerlich nicht erkennbaren IR-Pigmenten als funktionellem Zusatz zum Kunststoff-Rohmaterial. Dabei werden dem Thermoplast mikroskopisch kleine Partikel zugefügt, die, wie ein Fingerabdruck, eine eindeutige Zuordnung des Medizinteils ermöglichen (siehe Kasten).
Auch die Merck KGaA, Darmstadt, hat mit Spezialpigmenten den Kampf gegen Produktpiraten aufgenommen. Dr. rer. nat. Klaus-Christian Ullmann: „Natürlich wissen wir, dass ein hundertprozentiger Schutz unmöglich ist, aber es ist durchaus möglich, durch die Kombination von technischen Möglichkeiten die Fälschungssicherheit zu erhöhen.“ Seiner Ansicht nach liegt der effektive Produktschutz in der Kombination von offenen und verdeckten Merkmalen. Ein offenes Sicherheitsmerkmal wird vom Betrachter ohne technische Hilfsmittel erkannt. Verdeckte Merkmale, wie Pigmente, lassen sich dagegen nur mit technischen Hilfsmitteln erkennen.
Zu den verschiedenen Pigmenttypen zählen Absorptionspigmente, metallische Pigmente sowie Perlglanzpigmente. Die Pigmente bestehen aus natürlichem oder synthetischem Glimmer oder aus industriell gefertigtem Siliciumoxid. Dieses wird auf eine Größe zwischen 5 und 200 µm gemahlen und anschließend mit einer oder mehreren Metalloxidschichten überzogen. Abhängig von der Art des Trägers oder den aufgebrachten Oxidschichten zeigen sich, hervorgerufen durch Lichtinterferenz, die Farbeffekte, die sich je nach Blickwinkel verändern. Die relativ niedrigen Kosten und die vielfältigen Möglichkeiten ihrer Applikation machen die Perlglanzpigmente gerade für hochvolumige Artikel attraktiv. Einige Pigmenthersteller bieten den Unternehmen nur für Sicherheitsanwendungen reservierte Produkte, deren Farbum-schlag nicht oder nur mit großem Aufwand mit anderen Pigmenten nachgestellt werden kann. Um Verpackungen vor Nachahmern zu schützen, eigne sich laut Ullmann, vor allem die Zugabe von UV-Farbstoffen oder UV- Pigmenten zu den konventionellen Druck- farben. Leider sei es auch für potenzielle Fälscher keine besondere Schwierigkeit, mit diesen UV-Pigmenten zu arbeiten.
Bei anspruchsvollen Sicherheitsprodukten rät der Markenschutz-Experte zu Kombinationen: So können beispielsweise sichtbare variable Pigmente mit unsichtbaren, infrarot-aktiven Markierstoffen, so genannten Taggants, angereichert werden. Der Markierstoff wird dabei beim eigentlichen Produkt in Kombination mit einem silberweißen Perleffekt direkt bei der Herstellung in die Kunststoffmasse eingebracht, ohne die Funktionsweise des Produktes zu beeinträchtigen. Das Einarbeiten in die thermoplastischen Kunststoffe erfolgt in der Regel über Kunststoffkonzentrate, die Masterbatches. Zwar ist bei einer Reihe von Kunststoffen auch die direkte Einbringung des Pigmentträgerpulvers möglich, die besten Resultate werden laut Ullmann aber mit Konzentraten erzielt. Um diese in den Kunststoffartikel zu bekommen, steht in der Regel das gesamte Spektrum der Thermoplastverarbeitung zur Verfügung. Der Nachweis erfolgt durch einen IR-Laser, dessen Emissionswellenlänge auf den eingesetzten Markierstoff abgestimmt ist. Zwar sei der Nachahmschutz dadurch ziemlich hoch, doch die Produktpiraten schlafen nicht. Dr. Ullmann: „Für welche Technologie man sich letztendlich entscheidet, es ist wichtig, diese regelmäßig kritisch zu betrachten und, falls nötig, entsprechend nachzurüsten.“
Fingerabdruck durch Pigmente und Hologramme
Sicherheits-Kombinationen erhöhen den Kopierschutz
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