Aufgrund ihrer zentralen Position in der industriellen Wertschöpfungskette ergeben sich für Werkzeugbaubetriebe vielfältige Möglichkeiten, die ohnehin kundenspezifischen Werkzeuge mit weiteren individuellen Dienstleistungen zu verknüpfen. Dies ermöglicht es den Werkzeugbaubetrieben, unter anderem dem Trend zu mehr Nachhaltigkeit in der produzierenden Industrie gerecht zu werden. Insbesondere Original Equipment Manufacturer (OEM) müssen sowohl die interne Produktion als auch die gesamte Lieferkette nachhaltiger gestalten, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Dies bietet Werkzeugbaubetrieben im deutschsprachigen Raum die Möglichkeit, sich von internationalen Marktbegleitern zu differenzieren. Zum einen kann der Werkzeugbau durch die Optimierung der eigenen Prozesse und Strukturen hinsichtlich ökonomischer, ökologischer und sozialer Zielgrößen die Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen steigern. Andererseits kann der Werkzeugbau durch das Angebot von Dienstleistungen seine Kunden in die Lage versetzen, ihre Nachhaltigkeit zu verbessern. Das Leistungsangebot der Werkzeugbaubetriebe ist zumeist auf kostengünstige und etablierte Dienstleistungen mit hoher Abhängigkeit zum Kernprodukt ausgerichtet. Daher besteht ein großes Potenzial, das Dienstleistungsangebot generell neu zu strukturieren und speziell im Bereich der Nachhaltigkeit zu erweitern. Bei der Identifizierung von Dienstleistungspotenzialen kann zwischen drei Arten industrieller Dienstleistungen unterschieden werden: Produktunterstützende, prozessunterstützende und kundenunterstützende Dienstleistungen.
Den CO2-Nachweis in Werkzeugdokumentation integrieren
Im Bereich der produktunterstützten Dienstleistungen kann der Wert des verkauften Produktes durch zusätzliche Dienstleistungen gesteigert werden. Um den zunehmenden Anforderung der Interessensgruppen nach mehr Transparenz gerecht zu werden, können Werkzeugbaubetriebe einen CO2-Nachweis in die Werkzeugdokumentation integrieren. In Form eines Product Carbon Footprints (PCF) kann der Werkzeugbau so dem Serienproduzenten die entstandenen CO2-Emissionen nachweisen. Mit dem CO2-Werkzeugpass hat die WBA einen unabhängigen Standard zur Ermittlung und Zertifizierung der CO2-Äquivalente von Werkzeugen entwickelt und für die Praxis zugänglich gemacht. Im Bereich der prozessunterstützenden Dienstleistungen steht die Nutzungsphase des Werkzeugs im Mittelpunkt. Es ist davon auszugehen, dass zukünftig für jedes hergestellte Produkt ein PCF zur Verfügung gestellt werden muss. Hier bietet sich für Werkzeugbaubetriebe die Möglichkeit, durch die Verknüpfung von intelligenten Werkzeugen und digitalen Lösungen den Produktionsprozess des Serienkunden mit Hilfe eines Energiemonitorings zu überwachen. Dies ermöglicht dem Serienproduzenten nicht nur eine vereinfachte CO2-Bestimmung, sondern auch den optimalen Betrieb des Werkzeugs und damit eine Reduzierung des Energieverbrauchs pro produziertem Gutteil.
Die dritte Ebene industrieller Dienstleistungen stellen die kundenunterstützenden Dienstleistungen dar. Die zunehmend geforderte Betrachtung ganzer Produktlebenszyklen bietet den Werkzeugbaubetrieben die Möglichkeit, spezielle Dienstleistungen für das Ende der Werkzeugnutzung zu generieren. Am Ende eines Werkzeuglebenszyklus kann der Werkzeugbau den Serienproduzenten durch die Rücknahme und anschließende Refabrikation des Werkzeugs unterstützen. Bei der Refabrikation wird aus aufgearbeiteten und neuen Komponenten ein neues Werkzeug aufgebaut. Der Werkzeugbau ermöglicht dem Serienproduzenten durch die industrielle Refabrikation ausgemusterter Werkzeuge nicht nur die Einsparung von Lagerkosten, sondern ist darüber hinaus in der Lage, kostengünstigere Neuwerkzeuge mit gleichzeitig geringerem PCF anzubieten. An dieser Stelle schließt sich der Kreis – durch die Kombination der drei vorgestellten industriellen Dienstleistungen im Bereich der Nachhaltigkeit kann der Werkzeugbau als zentraler Befähiger einer nachhaltigen Serienproduktion fungieren und seine zukünftige Marktposition festigen. Die WBA Aachener Werkzeugbau Akademie GmbH verfolgt das Ziel, Sie bei dem Aufbau und der Etablierung nachhaltiger Leistungssysteme zu unterstützen und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschsprachigen Branche Werkzeugbau langfristig zu sichern.