Heutzutage existiert kaum noch ein Produkt, welches nicht nachgebaut wurde. Dabei werden nicht nur Einzelteile gefälscht, sondern mitunter ganze Maschinen. Sobald ein Plagiat fertiggestellt ist, suchen sich Produktpiraten entsprechende Vertriebswege. Der gängigste sowie leichteste ist dabei der Weg über das Internet, denn auch Unternehmen bestellen heutzutage ihre Ersatzteile unter anderem online. Wird dort nach dem Namen der Firma sowie der Bezeichnung des zu ersetzenden Bauteils gesucht, werden Hunderte von Ergebnissen angezeigt, unter welchen sich immer zugleich unzählige Fälschungen befinden.
In diesem Zusammenhang hat sich insbesondere das Phänomen des sogenannten Domain-Squatting verbreitet. Dabei handelt es sich um nahezu perfekt nachgeahmte Unternehmensseiten, auf denen Plagiate des jeweiligen Betriebs zum Verkauf angeboten werden. Einige Firmen müssen aus diesem Grund bis zu 15 gefälschte Domains im Jahr sperren lassen.
Da nachgemachte Produkte allerdings nicht immer ausschließlich über eigene Webseiten vertrieben werden, lassen sich vermeintliche Originale oft weiterhin auf chinesischen Verkaufsplattformen finden. Teilweise haben diese aber mittlerweile Portale eingerichtet, auf denen Rechteinhaber ihre Schutzrechte hinterlegen können. Auf diese Weise kann der Betreiber der Webseite unkompliziert darum gebeten werden, die urheberrechtsverletzenden Angebote zu entfernen. Dafür müssen jedoch tatsächlich registrierte Schutzrechte des Unternehmens in China existieren.
Plagiate durch Zulieferer
Die im Maschinen- und Anlagenbau am stärksten betroffenen Branchen sind mit jeweils 92 Prozent Motoren und Systeme sowie Kunststoff- und Gummimaschinen, dicht gefolgt von Textilmaschinen mit 91 Prozent. Diese Angaben entstammen einer Studie zum Thema Produktpiraterie des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) aus dem Jahr 2016.
Künftig könnten Produktfälschungen immer häufiger in Umlauf geraten. Ein besonders kompliziertes Unterfangen stellt sich für Unternehmen dar, sobald Einzelteile, die über Zulieferer in die Fertigung eingeschleust werden, von Plagiaten betroffen sind. Denn diese werden selbstverständlich noch seltener entdeckt als komplette Produktnachbauten.
Wird dennoch ein gefälschtes Element in der Maschinenkonstruktion gefunden, trifft das Haftungsrisiko nicht nur allein den Hersteller des Endprodukts, sondern auch dessen Zulieferer. Diese kann durchaus enorme Maße annehmen, stellt man sich beispielsweise ein durch ein fehlerhaftes Bauteil verunglücktes Flugzeug vor.
Wie sollten sich Unternehmen schützen?
Die VDMA fand in ihrer Studie ebenfalls heraus, dass viele Unternehmen keine technischen Schutzmaßnahmen gegen Produktpiraterie anwenden. Gründe hierfür waren einerseits die schwer überblickbare Vielfalt an Schutzmechanismen, andererseits ein zu hoher Preis für ebensolche.
Dennoch ist es unbedingt empfehlenswert, rechtzeitig Schutzrechte anzumelden. Da in vielen Ländern das Vorrangprinzip gilt, genießt derjenige den Rechtsschutz, der sich zuerst einträgt. Dabei ist es ebenfalls wichtig, die eingetragenen Rechte zusätzlich in die Landessprache übersetzen zu lassen.
Um Kopien ganzer Maschinen beziehungsweise Plagiate durch industrielle Zulieferer zu verhindern, ist es außerdem sinnvoll, auf mehrere Lieferanten zu setzen und diese mit der Produktion von Einzelteilen statt vollständiger Produkte zu beauftragen.
Weitere Informationen zur Produktpiraterie und ihren Folgen erhalten Sie unter www.urheberrecht.de/produktpiraterie/.