Die negativen Auswirkungen der Coronakrise betreffen vor allem den Mittelstand: Neben Umsatzeinbußen klagen 44 % der kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU) über eine Belastung ihrer Liquidität. Das geht aus einer Ende April veröffentlichten Sonderbefragung im Rahmen des KfW-Mittelstandpanels hervor, an der rund 3400 Unternehmen teilgenommen haben.
„Wir können allen helfen, und wir werden es auch“, hat Finanzminister Olaf Scholz im März in einer Talkshow angekündigt. Für Unternehmer mit mehr als zehn Mitarbeitern, die durch den Lockdown unverschuldet in finanzielle Not geraten sind, wurden KfW-Schnellkredite aufgesetzt: Das Darlehen stellt die KfW zur Verfügung, Banken und Finanzdienstleister zahlen das Geld aus, der Bund sichert die Kredite zu 100 % ab.
Coronakrise stellt Banken in der Kreditvergabe vor große Herausforderungen
Die volle Absicherung des Bundes soll eine deutlich schnellere Kreditbewilligung ermöglichen. Dass dies nicht immer der Fall ist, hat ein Unternehmer aus Nordrhein-Westfalen erfahren: Um 200.000 Euro aus dem Fördertopf zu beantragen, hatte der Mann laut eigener Angaben über einen Zeitraum von drei Wochen mindestens fünfmal Kontakt mit seiner Haubank. Als der Antrag dann immer noch nicht eingereicht war, wandte er sich an seine Lokalzeitung. Seine Bank ließ auf Anfrage wissen, dass die Corona-Krise sie vor eine große Herausforderung gestellt habe und sie sich, was die Unterstützung ihrer gewerblichen Kunden betrifft, in einer bisher noch nie dagewesenen Situation befinde.
Ähnliche Erfahrungen hat Sandra Zielinsky zunächst gemacht, Inhaberin der Zielinsky Universal-Stein GmbH & Co. KG. Das Unternehmen mit Sitz im ostfriesischen Uplengen produziert und vertreibt patentiert ökologische Allzweckreiniger. Mit Absage aller Messen bis in den Herbst hinein brach eine Haupteinnahmequelle weg. „Um unsere Produktion und den Versandhandel weiter am Laufen halten zu können, brauchten wir dringend liquide Mittel“, so Zielinsky. Die KfW-Schnellkredite schienen wie gerufen zu kommen – doch ihr Antrag bei der Bank blieb unbeantwortet.
Digitaler Antragsprozess soll zu schnellerer Auszahlung verhelfen
Von ihrem Finanzierungsberater, der ihr vor gut einem Jahr zu einem klassischen Kredit verholfen hatte, hörte die Niedersächsin schließlich, dass KfW-Förderkredite jetzt auch gebührenfrei übers Internet beantragt werden können: Das Berliner FinTech Kapilendo hat in Kooperation mit der Varengold Bank erstmalig eine Online-Plattform an die KfW angebunden und mit Unterstützung der Förderbank den kompletten Antragsprozess digitalisiert. Das Prüfverfahren der Förderkriterien erfolgt über eine Schufa-Schnittstelle. Lediglich die Unterschrift unter den Kreditvertrag sowie der Versand müssen noch von Hand ausgeführt werden.
Der digitale KfW-Kreditantrag soll vor allem Unternehmen helfen, die bislang nur erschwert Zugang zu Schnellkrediten erhielten: „Vor allem kleine und mittelständische Unternehmer, die nicht von einer gewachsenen Kreditbeziehung mit einer Hausbank profitieren können, stellen den Antrag lieber online über unsere Homepage“, stellt Christopher Grätz fest, Geschäftsführer der für die Plattform-Entwicklung mitverantwortlichen Kapilendo AG. Nach den ersten Erfahrungen des CEO scheitert es für die meisten Antragsteller weniger am Geld, als vielmehr an der Zeit, die ihnen bis zu einer drohenden Insolvenz bleibt. „Je zügiger die Soforthilfen bei den KMU ankommen, desto leichter fällt es Unternehmern, die Krise als Chance zu sehen um ihren Betrieb für die Zukunft auf sichere Beine zu stellen.“
KfW-Förderkredite innerhalb von drei Wochen
Sandra Zielinsky hat bereits vom digitalen Verfahren profitiert: „Den Kreditantrag online zu stellen, war sehr unkompliziert, bei einigen Rückfragen haben mir die Finanzexperten von Kapilendo direkt geholfen.“ Über ein persönliches Login konnte die Geschäftsführerin jederzeit den Status ihrer Anfrage einsehen. Innerhalb von gut drei Wochen war der Kredit bewilligt und ausgezahlt. Laufende Kosten konnten gedeckt, die digitalen Vertriebswege weiter ausgebaut werden. Die genaue Kreditsumme will die Geschäftsfrau nicht nennen: „Wir haben den gewünschten Betrag bewilligt bekommen. Laut des Prüfverfahrens lag das Limit sogar höher, das wollte ich bewusst nicht ausschöpfen“, verrät die verantwortungsbewusste Unternehmerin.
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