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Sicherheitsmanagement auf mehreren Ebenen

Nanotechnologie: Dialog wirkt Dämonisierung entgegen
Sicherheitsmanagement auf mehreren Ebenen

Sicherheitsmanagement auf mehreren Ebenen
Was ist das, eine biologische Zelle? Dinge, die der Mensch nie gesehen hat und auch nie mit eigenen Augen wahrnehmen können wird, erwecken Ängste. Rastersondenmikroskopische Aufnahme aus dem Nanokosmos Bild: TÜV Süd Industrie Service
Nanotechnologie polarisiert. Während Befürworter dieser Schlüsseltechnologie auf das Zukunftspotenzial verweisen, betonen Skeptiker unerforschte Risiken. Aufklärung und ein interdisziplinärer Dialog wirken einer unbegründeten Dämonisierung der Nanowissenschaften entgegen.

Die offene Auseinandersetzung mit potenziellen Risiken trägt dazu bei, dass sich Nanotechnologien langfristig und kommerziell behaupten können.

Bereits heute werden Nanopartikel erfolgreich in der Oberflächenbeschichtung eingesetzt und verleihen den Produkten revolutionäre Eigenschaften. Die Anwendungsgebiete sind weit und die Ergebnisse erstaunlich. Es entstehen kratzfeste Autolacke und Brillengläser, ebenso wie transparente keimtötende Beschichtungen, die in Krankenhäusern angewendet werden und vor Infektionen schützen. Kleidungsstücke und Gebäudefassaden erhalten eine schmutz- und wasserabweisende Wirkung. Durch die neuen Produkteigenschaften wie Hydrophobie, extreme Haltbarkeit und häufige Wiederverwendbarkeit entstehen enorme ökologische und ökonomische Vorteile und ein eindeutiger Mehrwert für Verbraucher. In der Oberflächentechnik gelten Nanopartikel durch die chemische Bindung in einer festen Matrix als gesundheitlich risikofrei. Einen Überblick über die derzeit erhältlichen, derartigen Nanoprodukte finden Verbraucher unter www.nanotechproject.org/topics/ consumer_products
Ein potenzielles Gesundheitsrisiko wird bei freien, chemisch ungebundenen Nanopartikeln, Nanoröhrchen (CNT) oder Nanofasern vermutet. Das größte Gefahrenpotenzial könne laut Wissenschaftlern in der Aufnahme durch die Atemwege oder der Haut liegen. Es ist unbestritten, dass industriell gefertigte Nanopartikel und Kohlenstoffnanoröhrchen (CNT) in Zellen und Organe gelangen können und dort oxidativen Stress auslösen, da sie nicht abgebaut werden können. Welche konkreten gesundheitlichen Auswirkungen sie haben, ist jedoch unklar. Entsprechende Langzeitstudien werden derzeit durchgeführt. Fakt ist, dass dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bisher kein Fall bekannt ist, in dem Gesundheitsschäden nachweislich durch Nanomaterialien ausgelöst wurden. Statt sich also einer pauschalen Technologiefeindlichkeit hinzugeben, sollten die bereits vielfältigen Möglichkeiten des Risikomanagements umgesetzt werden. Eine Auswertung des Impulskreises Nanowelten belegt, dass die Öffentlichkeit der Nanotechnologie eine Risikoerwartung unter 20 % zuschreibt, während die Risikoerwartung in der Gentechnik 70 % beträgt.
Eine weitere Herausforderung für die Nanotechnologien wird die erfolgreiche Markteinführung von Nanoprodukten darstellen. Deutschland verfügt über hervorragende Standortfaktoren, die schnell für die Produktion von marktfähigen Nanoprodukten genutzt werden müssen. Es gilt, das so genannte „Valley of Death“ zwischen Forschung und Produktion zu überwinden und produktive Brücken zu klein- und mittelständischen Unternehmen zu schlagen. Um eine effiziente Produktion zu gewährleisten, müssen qualitative und regulative Grundlagen geschaffen werden. Diesem Vorhaben widmet sich das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung beauftragte Projekt Nanocare. Es wertet Nanomaterialien aus, um eine umfassende Wissenschaftsbasis zu schaffen.
Forschungsergebnisse werden in Datenbanken gesammelt und stehen seit Oktober 2007 zur öffentlichen Nutzung bereit. Am 6. November fand diesbezüglich der „Dialog Nanocare“ mit dem Thema „Verantwortlicher Umgang mit Nanomaterialien“ in Düsseldorf statt.
Eine wichtige Neuheit im Bereich der Risikoermittlung stellte die TÜV Süd Industrie Service GmbH erstmals auf der NanoEurope 2007 im September in St. Gallen vor. Cenarios (Certifiable Nanospecific Risk Management and Monitoring System) ist das erste zertifizierbare Risikomanagement- und Monitoring-System und wurde vom TÜV Süd und der Innovationsgesellschaft St. Gallen entwickelt. Cenarios ermöglicht es, potenzielle Gefahren und Vorteile der Nanotechnologie schnell und vollständig zu identifizieren, zu analysieren und zu bewerten. Das Resultat sind Informationen, die klar aufzeigen, welches Risikopotenzial Prozesse und Produkte der jeweiligen Firma aufweisen und welche Maßnahmen zur Krisenbewältigung herangezogen werden können. Cenarios lässt sich von jedem Unternehmen einsetzen und eignet sich speziell für das Herstellen von Nanomaterialien.
Unternehmen, die dem Anforderungskatalog der TÜV-Süd-Zertifizierung gerecht werden, erhalten das TÜV-Süd-Zertifikat, das die Sicherheit der getesteten Produkte bestätigt.
Besonders Start-up-Unternehmen im Bereich der Nanotechnologie benötigen ein solides Fundament für einen langfristigen Erfolg. Das Allianzzentrum für Technik bietet mit seinem betrieblichen Risikomanagement ein komplettes Sicherheitsprogramm für technisch innovative Unternehmen. Rechtliche, organisatorische, gesundheitliche, finanzielle und technische Risiken müssen frühzeitig erkannt werden, um sie durch spezielles Gegensteuern beherrschbar zu machen. Ein Bausteinkonzept, das Qualitätssicherung und Produktsicherheit, Produktrückruf, Notfallplanung, Umweltmanagement und Integriertes Sicherheitsmanagement (ISM) einschließt, sichert Unternehmen ganzheitlich ab.
http://azt.allianz.de/Industrietechnik/Content/Seiten/home.html
2005 wurde mit der Standardisierung der Nanotechnologie auf internationaler Ebene begonnen durch die Einführung des ISO/TC 229. Seit 2006 widmet sich in Deutschland die DIN-NA 062-08-17 AA dieser wichtigen Aufgabe. Weltweit anerkannte Normen werden den Nanotechnologien zu einem enormen Wettbewerbsvorteil auf internationalen Märkten verhelfen und gleichzeitig die öffentliche Akzeptanz steigern.
Antonia Skeljo Journalistin bei der Agentur Beiersdorff in München

nanofacts

Dieser Artikel ist in unserer Beilage nanofacts 2/2007 erschienen. Die nächsten nanofacts erscheinen in Industrieanzeiger-Ausgabe 12, unter anderem mit den Themen
  • Zulieferer von Nanotechniken
  • Länderfokus Saarland
  • Nanotechnologie in der Medizin
  • Unsere Webinar-Empfehlung
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