Bereits heute sind über 1400 deutsche Unternehmen in Singapur angesiedelt. Vor allem dem Mittelstand hat es der asiatische Standort angetan. Sie schätzen die politische Stabilität, den Schutz von Markenrechten und nicht zuletzt eine hochentwickelte Infrastruktur. Der Stadtstaat unterstützt die Ansiedlung neuer Unternehmen durch vergleichsweise hohe Subventionen und niedrige Steuern.
Das Drehkreuz Singapur liegt im Zentrum der asiatischen Märkte. In dem Stadtstaat leben 5,6 Millionen Menschen auf einer Fläche so groß wie Hamburg. Dazu kommen jährlich mehr als 10 Mio. Besucher. Singapurs Wirtschaft zählt zu den liberalsten und am meisten privatisierten Volkswirtschaften der Welt. Zu den Standortvorteilen zählen unter anderem das Investitionsklima, die Ausbildung der Menschen und die Lage. Mit 1,7 % Arbeitslosen herrscht quasi Vollbeschäftigung. 2016 exportierte Deutschland Waren im Gesamtwert von 6,74 Mrd. Euro in den Stadtstaat – vor allem Maschinen, Autos und Fahrzeugteile sowie Elektronik und Elektrotechnik.
Die Steuern fallen
Die Regierung Singapurs unterstützt die Ansiedlung ausländischer Firmen. Dazu zählen moderate Einreisebestimmungen, vor allem aber niedrige Steuersätze und hohe Subventionen. Die Körperschaftsteuersätze zählen zu den niedrigsten der Welt. Solange bestimmte Bedingungen erfüllt sind, wird die Überweisung von ausländischen Dividenden, ausländischen Filialgewinnen und ausländischen Dienstleistungserträgen gar nicht besteuert. Bei der individuellen Einkommensteuer sind sämtliche ausländischen Einkünfte steuerbefreit – ebenso der Warenexport und internationale Dienstleistungen. Dabei zeigt der Trend nach unten: Während die Steuern in Deutschland kontinuierlich steigen, sanken sie in Singapur in den letzten Jahren um rund ein Viertel.
Singapurs Steuersätze im Überblick:
- Körperschaftsteuer: 17 %
- Kapitalertragssteuersatz: entfällt
- Lizenzgebühren für Patente etc.: 10 %
- Filialüberweisungen: entfällt
- Individueller Einkommensteuersatz: 0 bis 20 %
- Mehrwertsteuersatz: 7 %
Der Staat investiert mit
Die Regierung hat im Rahmen des Projektes „Research, Innovation and Enterprise Plan 2020“ 2 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt, um die öffentliche Forschung im Bereich Advanced Manufacturing zu unterstützen – das asiatische Pendant zu Industrie 4.0. Zu den Schlüsselindustrien in Singapur zählen Elektronik, Feinmechanik, Spezialchemie, Automobil, Medizintechnik und Logistik. Weitere 2,5 Mrd. Euro fließen in diesem Zuge in die Gesundheitswissenschaften und die Biomedizin.
Fast die Hälfte aller Exporte dreht sich in Singapur um HighTech-Produkte. Dementsprechend ist die Patentdichte besonders hoch: Auf eine Million Einwohner kommen jährlich 900 Patentanmeldungen. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 311, in der Schweiz als europäischer Spitzenreiter immerhin 892. Der Anteil der Mid- und High-Tech-Industrie am verarbeitenden Gewerbe liegt auf dem weltweit höchsten Wert von ca. 80 %. Die herstellende Industrie wuchs 2016 um gut 10 %, die gesamte Wirtschaftsleistung um 3 %. Für das laufende Jahr rechnet das Handelsministerium traditionell konservativ mit einem Wachstumskorridor zwischen 1,5 und 3,5 Prozent und sieht Risiken – wenn überhaupt – vor allem im zunehmenden Protektionismus und der steigenden Inflation.
Nur zwei Dinge sind in Singapur knapp: Arbeitskräfte und Land. Trotz des begrenzten Raumes will die Regierung die produzierende Industrie als wichtigen Wirtschaftszweig im Lande halten. Immerhin macht die Fertigungsindustrie mehr als 20 % des Bruttoinlandsproduktes aus. Das Problem: Anders als in den benachbarten Tigerstaaten wie zum Beispiel Hongkong können Fabriken nicht ins eigene Umland abwandern. Sie müssen deshalb bei flächenintensiven Expansionen ins benachbarte Malaysia oder nach Indonesien umsiedeln. Dieser Verlagerungsprozess wird von der Regierung steuerlich gefördert und wird sich weiter fortsetzen. Bedingung für den Erhalt weiterer Subventionen und Steuererleichterungen ist nur, dass der Hauptsitz der Firma in Singapur bleibt.
Kurzer Singapur-Knigge
Auch wenn das Straßenbild und die Geschäftswelt international erscheinen, muss doch auf die Gesetzgebung und die kulturelle Prägung vor Ort geachtet werden. Verbotsschilder unbedingt und überall befolgen! Rauchen ist in Singapur zum Beispiel grundsätzlich im Bereich von fünf Metern zu Ein- und Ausgängen, Parkhäusern, überdachten Gehsteigen und klimatisierten Gebäuden verboten. Essen und Trinken in der U-Bahn, das Wegwerfen von Abfall oder ein öffentlicher Kuss können schnell mehrere hundert Euro kosten. Auch unangemessenes Verhalten gegenüber Frauen („outrage of modesty“) kann zur Festnahme und einer Geld- oder Haftstrafe führen. (mg)