Tatort Messe

Wer von Produktpiraten geschädigt wird, erfährt dies meist auf einer Messe, hat eine Umfrage ergeben. Heutzutage beobachtet man deshalb am Vorabend vor einem Messestart ein buntes Treiben in Hallen. Mit Digitalkamera und Rechtsanwalt bewaffnet, versuchen vor allem Vertreter größerer Hersteller, einen Blick auf die Stände der meist fernöstlichen Konkurrenz zu erhaschen, ob sich da nicht ein Nachbau verbirgt. Es gibt kaum mehr eine Technik-Messe, bei der nicht Exponate wegen Plagiatsvorwürfen vom Stand entfernt werden.

Die Koelnmesse legt sich jetzt wie schon die anderen großen Messegesellschaften ins Zeug, um Produktpiraterie auf der Ausstellung zu bekämpfen. Sie zeigt auf der Eisenwarenmesse (Berichte ab Seite 17) Plagiatoren die sprichwörtliche rote Karte: Ein ausgestreckter Arm präsentiert auf Plakaten und Broschüren den roten Karton mit dem Slogan „No Copy“. Die Initiative verfügt zudem über einen Stand (Halle 10.1.) Dort will der Veranstalter alle Maßnahmen bündeln. Mit im Boot sind die zuständigen Behörden: Der Zoll wird mit so genannten Mobilen Kontrollgruppen – MKG genannt – vor Ort Verdachtsfällen nachgehen.

Die Werkzeugbranche ist besonders stark von – oft minderwertigen – Plagiaten gebeutelt, wie der Fachverband FWI klagt. Er präsentiert auf seinem Stand (ebenfalls in Halle 10.1) das Qualitätssiegel „Werkzeug – Made in Germany“. Denn es sind nicht nur die Plagiate, sondern auch legale Billigwaren, die Anwender und Qualitätshersteller bedrohen. So gehen laut FWI viele Arbeitsunfälle auf Werkzeugmängel zurück: Da splittern Schraubendreher und Hammerköpfe lösen sich vom Stiel (s. Seite 22) – wohlgemerkt im gewerblichen Bereich, nicht bei Heimwerkern. Deshalb will der Verband vor allem professionelle Einkäufer mit seiner Kampagne erreichen und sensibilisieren. Der Ratschlag: nicht ausschließlich aufs Geld schauen.