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EU Data Act: Warum Maschinenbauer jetzt handeln müssen

EU Data Act in der Industrie
Warum Maschinenbauer jetzt handeln müssen

Warum Maschinenbauer jetzt handeln müssen
Der EU Data Act stellt Maschinenbauer vor Herausforderungen, bietet ihnen aber auch große Chancen. Bild: gopixa/stock.adobe.com
Der EU Data Act stellt Maschinenbauer vor neue Herausforderungen, eröffnet ihnen aber auch neue Geschäftsmöglichkeiten. Spätestens jetzt sollten sie den Wert der Daten für ihr Geschäftsmodell erkennen und handeln. Dieser Artikel erläutert, worauf es dabei ankommt.

» Dr.-Ing. Mathias Döbele, Geschäftsführer 247FactoryNet GmbH

Der EU Data Act ist Teil der EU-Digitalstrategie zur Förderung der Datenwirtschaft innerhalb des Binnenmarkts. Mit ihm soll der Zugang zu und die Nutzung von Daten reguliert und verbessert werden. Zwei Kernfragen stehen im Mittelpunkt:

1. Wer darf auf maschinengenerierte Daten zugreifen?

2. Wie sollen diese Daten geteilt werden?

Auf diese Weise sollen Innovation und Wettbewerb gefördert, gleichzeitig aber auch sensible Daten von Nutzern, Verbrauchern und Unternehmen geschützt und deren Rechte gestärkt werden.

Chancen des EU Data Act für die Industrie

Die Verfügbarkeit digitaler Daten erhöht die Transparenz und ermöglicht eine automatisierte Feinsteuerung von Prozessen, was die Produktivität in der Industrie steigern kann. Der EU Data Act bietet Betreibern einige Vorteile:

  • Zugangsrechte zu Daten: Bislang konnten oft nur Maschinenhersteller auf Maschinendaten zugreifen, wodurch Betreiber in Abhängigkeit gerieten. Der EU Data Act erleichtert nun den Zugang für Betreiber.
  • Datenkontrolle: Betreiber von Fabriken erhalten mehr Kontrolle über die Daten, die durch den Betrieb ihrer Maschinen entstehen. Dies ermöglicht eine bessere Integration der Daten in unternehmenseigene Systeme zur Optimierung der Produktion und Effizienzverbesserung.
  • Innovation & Wettbewerbsfähigkeit: Durch den besseren Zugang zu Daten können neue Potenziale ausgeschöpft und Innovationen vorangetrieben werden, was eine bessere Stellung im internationalen Wettbewerb verschafft. Anlagenbetreiber können datengetriebene Dienstleistungen wie „Predictive Maintenance“ oder „Condition Monitoring“ effizienter nutzen und weiterentwickeln.

Relevanz des EU Data Act für den Maschinenbau

Maschinen und Anlagen erzeugen enorme Datenmenge Daten, die sowohl für Hersteller, als auch Betreiber wertvoll sind. Der EU Data Act legt fest, dass die Daten den Maschinenbetreibern gehören und sie das primäre Nutzungsrecht an diesen Daten besitzen, Das heißt, Betreiber können die Daten an die Hersteller der Maschinen übermitteln, müssen dies aber nicht. Gleichzeitig jedoch müssen die Maschinenhersteller den Betreibern die Daten zugänglich machen.

Diese Regelung bringt die Maschinenbauer in eine schwierige Situation: Einerseits müssen sie zu einer datengetriebenen Produktivitätssteigerung beitragen, um ihre Schlüsselrolle in der Industrie zu bewahren. Andererseits erhalten sie keinen garantierten Zugriff auf die dafür notwendigen Daten.

Es bleibt daher nur eine Möglichkeit: Maschinenbauer müssen derart hochwertige und nützliche digitale Services anbieten, dass die Kunden die dafür relevanten Daten gerne zur Verfügung stellen. Dafür müssen sie sich aber in der digitalen Welt neu zu erfinden. Die so genannte „Industrial Service Experience“ bietet nicht nur neue Chancen zur Differenzierung und Umsatzgenerierung, sondern wird auch den Herausforderungen des Fachkräftemangels gerecht. Maschinenbauer haben dabei eine starke Ausgangsposition: Niemand versteht Maschine und Prozess besser als sie.

Handlungsempfehlungen für Maschinenbauer

Um die Regelungen des EU Data Acts als Chance zu nutzen und sich auf die Herausforderungen vorzubereiten, sollten Maschinenbauer folgende Schritte unternehmen:

1. Datenstruktur evaluieren: Nicht alle maschinengenerierten Daten sind für Maschinenbauer von gleichem Wert. Beispielsweise sind Prozessdaten wie Start- und Endzeitpunkt eines Produktionsauftrags zwar für übergeordnete Planungssysteme, aber nicht für Maschinenbauer von Bedeutung. Maschinenbauer sollten sich vor allem auf Daten rund um die Maschine und den darauf implementierten Technologie-Prozess konzentrieren. Damit können sie ihre Kernkompetenzen schützen und weiterentwickeln. Das oberste Ziel sollte sein, das eigene Know-how für sich selbst und den Kunden gewinnbringend einzusetzen. Das betrifft in erster Linie:

  • Die Maschine als mechatronisches System: Daten, die Informationen über den Betrieb der Maschine selbst liefern, beispielsweise Zustandsdaten oder Verschleißparameter.
  • Den Prozess als Intellectual Property: Daten, die den Technologie-Prozess betreffen und die Symbiose aus Maschine, Werkzeug und Software abbilden, beispielsweise die Optimierung von Schnittgeschwindigkeiten oder Presskräften.

Für Maschinenbauer stellen sich dabei folgende Fragen:

  • Wie kann die Maschine optimal in Betrieb gehalten werden?
  • Wie kann der Produktionsprozess auf der Maschine verbessert werden?
  • Wie kann die Gesamtanlageneffektivität (OEE) gesteigert werden?

Maschinenbauer sollten eine Strategie entwickeln, um diese Daten vom Betreiber zu erhalten und auf dieser Basis nützliche digitale Dienste anzubieten. Technologien wie der 247KnowledgeHub bieten hier Unterstützung.

2. Verträge anpassen: Mit Inkrafttreten des EU Data Act müssen Maschinenbauer Betreibern den Zugang zu Maschinendaten ermöglichen. Zugleich sollten sie sich im Verkaufsprozess das Recht sichern, selbst auf relevante Daten zugreifen zu können, um so nachteilige Nachverhandlungen zu vermeiden.

3. Vertrauen stärken: Als langjährige Partner kennen Maschinenbauer die Bedürfnisse ihrer Kunden. Transparenz über den Umgang mit und die Verwertung von Daten stärkt das Vertrauen und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Dabei sind IT-Sicherheit und beidseitige Vorteile entscheidend.

4. Initiative ergreifen: Das Teilen digitaler Daten schafft Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle, angefangen bei Service-Subscriptions bis zu Pay-per-X-Modellen. Derartige Modelle beginnen sich zwar erst langsam am Markt zu etablieren. Dennoch sollten Hersteller diese Serviceleistungen proaktiv entwickeln und in den Markt bringen, bevor ein anderer dies tut.

Praxisbeispiel: Der Schlüssel zu den Daten

Angenommen, eine Maschine hat einen internen Betriebsstundenzähler, der anzeigt, wann bestimmte Komponenten gewartet werden müssen (beispielsweise der Vorschub, alle 5.000 Betriebsstunden). Der Betreiber könnte diese Informationen eigenständig überwachen und ein internes Wartungssystem aufbauen. Dies ist jedoch mit viel Aufwand verbunden. Ein attraktives Angebot wäre es daher, wenn der Maschinenbauer diesen Service im Austausch für die für ihn interessanten Maschinendaten übernimmt.

In der Praxis ließe sich das so gestalten: Im Basisservice wertet der Maschinenbauer die verschiedenen Zähler aus und gibt individuelle Wartungsempfehlungen über ein Kundenportal oder eine App. Dieser Service wäre kostenlos beziehungsweise würde er im Gegenzug für das Bereitstellen der Daten erfolgen. Aufbauend auf den dann vorhandenen Daten könnte der Maschinenbauer weitere Services gegen Bezahlung anbieten, beispielsweise verbrauchsorientierte Wartungsverträge oder IoT-basierte Predictive-Services.

Fazit: Jetzt handeln

Der EU Data Act stellt Maschinenbauer vor Herausforderungen, bietet aber auch große Chancen. Hersteller müssen jetzt proaktiv handeln, um ihre Position in der neuen datengetriebenen Welt zu sichern. Dies bedeutet vor allem, frühzeitig die vertraglichen Grundlagen zu schaffen, relevante Daten zu identifizieren und digitale Serviceangebote zu entwickeln, die Kunden an das eigene Unternehmen binden. Wer diese Chancen nutzt, sichert nicht nur seine Wettbewerbsfähigkeit, sondern definiert auch seine Rolle in der entstehenden Datenökonomie.

Kontakt:
247FactoryNet GmbH

Münchner Str. 89

85051 Ingolstadt

https://247factorynet.com/de

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