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Virtueller Zwilling im After-Sales-Geschäft

Digitaler Wandel im After-Sales-Geschäft
Wie der spezifische virtuelle Zwilling neue Maßstäbe setzt

Wie der spezifische virtuelle Zwilling neue Maßstäbe setzt
Der spezifische virtuelle Zwilling hilft Unternehmen, den After-Sales-Service zu optimieren und effizienter umzusetzen. Bild: Dassault Systèmes
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Wie behalten Hersteller ihre Maschinen auch nach der Auslieferung im Blick? Und wie kann deren Instandhaltung möglichst reibungslos und kostengünstig gestaltet werden? Der Stellenwert dieser Fragestellungen wird im Maschinen- und Anlagenbau aktuell noch unterschätzt. Damit wird langfristig erhebliches Potenzial verschenkt. Der spezifische virtuelle Zwilling hilft Unternehmen dabei, das Servicegeschäft zu individualisieren und zu optimieren. Am Ende profitieren nicht nur die Hersteller, sondern auch die Kunden.

» Philippe Bartissol, Vice President Industrial Equipment bei Dassault Systèmes

Häufig fokussieren sich Hersteller auf den Verkauf neuer Maschinen an den Kunden, aber verlieren aus den Augen, was im Feld passiert. Dabei bildet der Zeitraum bis zur Einführung eines neuen Produkts nur einen kleinen Teil des Lebenszyklus ab, während die Maschine meist mehrere Jahrzehnte im Betrieb ist. Um das volle Potenzial der Aftermarket-Aktivitäten zu nutzen, sollte der komplette Produktlebenszyklus betrachtet und auch im Serviceangebot der technologische Wandel vorangetrieben werden. Unternehmen, die den Schritt in Richtung Digitalisierung gehen und diese konsequent in allen Bereichen fördern, können hier zahlreiche Vorteile erzielen – von der Entwicklung über die Installation bis zum Service.

Der spezifische virtuelle Zwilling ist ein wichtiger Eckpfeiler des künftigen After-Sales-Service: Durch ihn erhalten Kunden ein individuelles virtuelles Abbild, das genau auf die jeweiligen Anlagen und Maschinen zugeschnitten ist. Für Hersteller eröffnen sich hierdurch neue, potenziell lukrative Geschäftsmodelle, während Kunden im gleichen Zuge von einer effizienteren Wartung und Reparatur profitieren.

Innovation und Wandel: Herausforderungen im Service

Obwohl das Bewusstsein der Hersteller für die Relevanz des Servicegeschäfts mit seinem steigenden Umsatz wächst, bleibt dieser Bereich für viele noch eine Herausforderung. Grund hierfür ist häufig eine Kommunikationsbarriere. Wenn sich beispielsweise das Installations- und das Serviceteam nicht ausreichend miteinander abstimmen und gezwungen sind mit unterschiedlichen, isolierten Daten zu arbeiten, bleiben Erkenntnisse aus dem Service schnell ungenutzt. Zudem verlangsamt dies viele Arbeitsschritte nicht nur, sondern führt auch zu Redundanz. Der Einsatz von Virtual-Twin-Lösungen auf einer durchgängigen digitalen Datenplattform wie der 3D-Experience Plattform von Dassault Systèmes kann solchen Situationen entgegenwirken. Diese ermöglicht es Teams nahtlos und auf derselben, stets aktuellen Arbeitsgrundlage zusammenzuarbeiten. Dadurch herrscht allzeit vollständige Transparenz über den aktuellen Status von Projekten. Parallel fördert die Plattform den Austausch in Echtzeit, sodass Feedback aus dem Serviceteam direkt in die Entwicklung und Installation einfließen kann.

Einige Unternehmen haben die Vorteile eines spezifischen virtuellen Zwillings bereits erkannt, nutzen jedoch häufig noch generische Versionen, die nicht aktualisiert werden können, wenn sich in der Praxis Anpassungen ergeben. Dem Serviceteam bleibt zur Vorbereitung auf einen Wartungs- oder Reparatureinsatz beim Kunden deshalb lediglich das statische virtuelle Modell der Maschine oder Anlage. Nach zahlreichen Modifizierungen bildet dieses allerdings in vielen Fällen nicht mehr die Realität ab. Das hat drei entscheidende Nachteile: Zum einen kann es sein, dass sich das Serviceteam vor Ort mit unerwarteten Problemen konfrontiert sieht und deshalb improvisieren muss. Zum anderen lassen sich Ausfälle mangels aktueller Daten zumeist lediglich ungenau prognostizieren und präventiv verhindern. Zudem lässt sich ein vorausschauendes Ersatzteilmanagement oft nur schwer umsetzen. Auch die Wahrscheinlichkeit von Fehlern und Verzögerungen steigt, wenn Arbeitskräfte auf einen nicht-aktuellen virtuellen Zwilling als Orientierungshilfe zurückgreifen müssen. All diese Punkte zehren an zwei essenziellen Ressourcen: Zeit und Geld.

Der spezifische virtuelle Zwilling setzt genau an dieser Stelle an und hilft Unternehmen, den After-Sales-Service zu optimieren und effizienter umzusetzen.

Optimierung durch den spezifischen Service Twin: Chancen erkennen und nutzen

Schon heute sehen viele Expertinnen und Experten den Einsatz eines virtuellen Zwillings und vergleichbarer digitaler Lösungen als unverzichtbar für die Industrie an. Seit Jahren gewinnt diese Technologie an Relevanz. Eine Studie von Bitkom zeigt: Die Industrie ist gewillt, den nächsten Schritt in Richtung Digitalisierung zu gehen. So können sich lediglich 10 % der Industrieunternehmen den Einsatz eines virtuellen Zwillings in der Zukunft noch nicht vorstellen. Außerdem sind knapp die Hälfte der Befragten der Meinung, dass virtuelle Zwillinge die Basis für neue Geschäftsmodelle sind. Dieses Potenzial gilt gerade im Servicebereich: Hier bieten Virtual-Twin-Lösungen viele Möglichkeiten und Chancen, Hersteller auf ihrem Weg zu neuen Geschäftsmodellen, wie zum Beispiel Equipment-as-a-Service (EaaS), zu unterstützen.

Ein weiterer wichtiger Faktor: Der spezifische virtuelle Zwilling trägt dazu bei, Datensilos aufzulösen und verschiedene Unternehmensbereiche zu vernetzen. Ob Konstruktions- oder Serviceteam – mit einem individuellen 3D-Modell der Maschine sprechen alle dieselbe „Sprache“ und können effizient und einfach zusammenarbeiten. Spezifische Abbilder bieten Arbeitskräften außerdem die Möglichkeit, anstehende Wartungsarbeiten oder auftretende Probleme zum Teil vorab in der virtuellen Welt zu identifizieren. So lassen sich Lösungsansätze frühzeitig erarbeiten, wodurch Probleme vor Ort oft innerhalb kurzer Zeit gelöst und die Ausfallzeiten von Maschinen reduziert werden. Hinzu kommt eine deutlich bessere Planbarkeit des Produktverschleißes, welche es Unternehmen ermöglicht, Ersatzteile stets rechtzeitig nachzubestellen. Dank eines spezifischen virtuellen Zwillings haben Kunden so in der Regel weitaus seltener mit unvorhergesehenen Ausfällen und anderweitigen Verzögerungen zu kämpfen, wodurch sich die Gesamtanlageneffektivität (OEE) erhöht.

Auch zur Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitenden können Unternehmen den spezifischen virtuellen Zwilling ihrer Maschinen und Anlagen nutzen: Das spezifische 3D-Modell kann unkompliziert zur Schulung von (angehenden) technischen Fachkräften verwendet werden. Dadurch erhalten sie einen vollständigen Überblick über die Funktionsweisen – noch vor dem ersten Einsatz in der realen Welt.

Der Einsatz eines spezifischen virtuellen Zwillings kann Unternehmen in verschiedenen Bereichen unterstützen. Doch es liegt auch an den Maschinen- und Anlagenbauern, das Bewusstsein für das Potenzial virtueller Zwillinge zu schärfen. Der After-Sales-Service als vielversprechendes Geschäftsmodell eröffnet die Möglichkeit, den Kunden während des gesamten Lebenszyklus zu begleiten – ob bei der Wartung, der wertsteigernden Nachrüstung oder letztlich bei der Demontage und dem Recycling.

Vielversprechende Zukunft und großes Potenzial

Fest steht: Der Verkauf einer Maschine oder Anlage ist für Hersteller nur der Anfang einer langjährigen Beziehung zum Kunden. Der Einsatz eines spezifischen virtuellen Zwillings im After-Sales-Service bietet bedeutende Chancen, die bislang noch häufig unterschätzt werden. Auf dieser Basis wird es möglich, den Kunden über die vollständige Lebensdauer der Maschinen zu unterstützen, Serviceeinsätze zu optimieren und im Idealfall hilfreiche Erkenntnisse aus dem Betrieb auch langfristig, beispielsweise für die weitere Produktentwicklung, zu nutzen.

Im Zuge des anhaltenden technologischen Fortschritts eröffnen sich kontinuierlich neue Anwendungsfelder für den spezifischen virtuellen Zwilling: Der Einsatz neuer Technologien wie Virtual Reality und Augmented Reality bieten für die Industrie ein enormes Potenzial. Sie helfen dabei, die reale und virtuelle Welt künftig noch weiter miteinander zu verschmelzen. Dadurch kann eine unbegrenzte Zahl von „Was-wäre-wenn“-Szenarien bewertet werden, um die besten Optionen im realen Leben zu realisieren. Es zeichnet sich ab, dass sich die vermeintlichen Grenzen des Möglichen in den nächsten Jahren weiter verschieben werden. Unternehmen, die das Potenzial des spezifischen virtuellen Zwillings bereits heute erkennen, haben die Chance, ebenso frühzeitig von den Vorteilen des digitalen Service-Sektors zu profitieren.

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