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Interview mit Christoph Hackländer, Geschäftsführer der Haro-Gruppe

Interview mit Christoph Hackländer, Geschäftsführer der Haro-Gruppe
„Wir werden auch 2024 ein gutes Jahr haben“

„Wir werden auch 2024 ein gutes Jahr haben“
Christoph Hackländer, Geschäftsführer von Haro, hat bereits frühzeitig an die Unternehmensübergabe gedacht und seinen Sohn eingebunden. Bild: Martin Vogt/Haro
Die Haro-Gruppe ist ein mittelständisches Familienunternehmen und Hersteller von Förderanlagen, das Automatisierungslösungen für den innerbetrieblichen Materialfluss und die damit verbundene Intralogistik anbietet. Im Gespräch mit dem Industrieanzeiger erläutert Geschäftsführer Christoph Hackländer, worauf es bei einer erfolgreichen Übergabe an die nächste Generation ankommt und wie er sein Unternehmen fit für die Zukunft macht.

» Alexander Gölz, Chefredakteur Industrieanzeiger

Herr Hackländer, Sie führen das Unternehmen jetzt in der zweiten Generation. Ist die Frage der Unternehmensnachfolge bei Ihnen bereits geregelt?

Ich habe das Unternehmen von meinem Vater übernommen, der 1957 ein kleines Handelsunternehmen in Wermelskirchen gegründet hat. Er hat vor allem mit Tragrollen gehandelt, daraus leitet sich übrigens auch unser Firmenname ab – „Ha“ für Hackländer und „Ro“ für Rollen. Später kamen dann Rollenbahnen und ganze Anlagen dazu. Irgendwann kam die Frage der Nachfolge auf – ich habe zwei Brüder – wir haben entschieden, dass ich den Betrieb übernehmen werde. Also bin ich 1987 hierhergezogen, habe selbst eine GmbH gegründet und mit zwei Leuten angefangen. Ich hatte natürlich das Unternehmen meines Vaters im Rücken, musste aber selber zusehen, dass ich genügend Aufträge bekam, und habe das Unternehmen dann gemeinsam mit meiner Frau weiter auf- und ausgebaut. Und jetzt steht mit meinem Sohn die dritte Generation in den Startlöchern. Er ist Anfang dreißig und seit fünf Jahren im Unternehmen, hauptsächlich im Vertrieb. Ich sage ihm immer, es gibt zwei Dinge, die wichtig sind, um ein Unternehmen zu leiten: Du musst führen können und du musst verkaufen können. Das kann er jetzt, und inzwischen beziehe ich ihn zunehmend in die unternehmerischen Entscheidungen mit ein. Wir arbeiten da sehr intensiv zusammen, vor allem wenn es um größere Investitionen und neue Produktentwicklungen geht. Er übernimmt mehr und mehr und ich ziehe mich langsam zurück.

In welchem Zeitfenster ist die Übergabe geplant?

Wir haben den Prozess bereits vor zehn Jahren begonnen mit meinem Sohn und meinen beiden Töchtern und uns – übrigens mit externer Unterstützung – zwei- bis viermal jährlich mit der Familie zusammengesetzt. Mir war es sehr wichtig, keinen Druck auszuüben. Natürlich wünscht man sich, dass das Unternehmen in der Familie bleibt, aber es hätte auch andere Möglichkeiten gegeben. Wenn keines meiner Kinder Interesse gehabt hätte, dann hätten wir das Unternehmen eben verkauft, das halte ich nicht unbedingt für den schlechtesten Weg. Mein Sohn hat Maschinenbau studiert und konnte sich eine Übernahme gut vorstellen, meine Töchter eher nicht. Ich gebe jetzt stückweise immer mehr Verantwortung ab. In vier Jahren werde ich 70, spätestens dann will ich mich komplett zurückziehen. Ursprünglich wollte ich schon mit 65 aufhören, nun bin ich als Unterstützung immer noch im Unternehmen. Wichtig ist nur, dass man in der Lage ist, loszulassen und dem Nachfolger nicht in alles hinein redet. Ein Senior, der nicht loslassen kann, kann das ganze Unternehmen zerstören.

Was sind denn Ihrer Meinung nach die wirklich wichtigen beziehungsweise kritischen Themen bei der Nachfolge?

Ganz wichtig ist es, wirklich offen zu sein und nicht etwa zu sagen, das habe ich schon immer so gemacht und so läuft es dann bitte auch in den nächsten 30 Jahren. Man sollte schon das Vertrauen haben, dass auch die nächste Generation gute Ideen hat und das Unternehmen auf ihre Weise erfolgreich führen wird. Das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen guten Übergang. Daneben kommt es darauf an, den oder die Nachfolger zu unterstützen, so lange es eben nötig ist. Der Rest ist Tagesgeschäft.

Wann sollt man denn damit beginnen, die Frage der Nachfolge in der Familie zum Thema zu machen?

Wenn die Kinder etwa 20 sind. Viel früher damit anzufangen halte ich für unsinnig, damit würde man junge Menschen mit Sicherheit überfordern. Sie müssen ja erst einmal für sich selber herausfinden, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen und in welche Richtung es gehen soll. Viel später wäre auch nicht gut. Insofern würde ich sagen, zehn Jahre bevor man an die Pensionszeit denkt, wenn die Kinder so um die 20 sind, das ist der richtige Zeitpunkt.

Sind Sie zufrieden mit der aktuellen Geschäfts- und Auftragslage?

Ja, absolut. Das liegt vor allem daran, dass wir mit unserem Produkt völlig branchenunabhängig agieren. Unsere Hauptzielgruppe ist der Mittelstand, und da sprechen wir unsere Kunden direkt an. Das Interesse vieler Unternehmen an einer automatisierten Produktion ist groß, weil sie dabei helfen kann, die Personalkosten zu senken, und das kann angesichts des hohen Lohnniveaus in Deutschland ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein. Die Alternative wäre, Teile der Produktion nach Asien zu verlagern, aber der Trend geht eigentlich eher dahin, sie zurück nach Europa zu holen. Und das ist für uns natürlich ein enormer Vorteil. Wir verstehen uns als Partner unserer Kunden: Wir beraten sie, nehmen ihre Ideen auf und setzen sie um und koordinieren auch die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Lieferanten. Die Beratung ist entscheidend, damit der Kunde wirklich das Gefühl hat, verstanden zu werden. Genau das bringt uns im Wettbewerb nach vorne. Natürlich spielen auch gute technische Lösungen und der Preis eine Rolle, aber wesentlich ist das menschliche Element.

Dafür braucht es gute Mitarbeiter…

Ja, das stimmt, und die haben wir. Aber auch wir spüren natürlich den Fachkräftemangel. Gute Mitarbeiter zu finden und vor allem, sie zu halten, ist eine große und immer größer werdende Herausforderung. Früher sind die Leute Jahrzehnte im Unternehmen geblieben, manchmal von der Lehre bis zur Rente – heute wird alle zwei bis drei Jahre gewechselt, um „flexibel zu bleiben“. Was wir aber neben zusätzlichen Leistungen und regelmäßiger Weiterbildung bieten, ist ein gutes Team mit einem großen Zusammenhalt. Wenn die Leute sich wohlfühlen, dann bleiben sie auch länger, so einfach ist das, und das ist zum Glück bei sehr vielen unserer Mitarbeiter der Fall.

Wie sehen Ihre Pläne für das nächste Jahr aus?

Wir konzentrieren uns vor allem darauf, stabil am Markt zu bleiben. Natürlich spüren auch wir die aktuelle Wirtschaftslage, aber unsere Projekte haben eine sehr lange Vorlaufzeit von ein bis zwei Jahren. Wir leben nicht von den Angeboten, die wir gestern gemacht haben, sondern von Projekten, die wir vor einem oder anderthalb Jahr begonnen haben. Und für viele Unternehmen ist eine Umrüstung auf eine automatisierte Produktion auch einfacher, wenn sie nicht unter voller Belastung laufen. Es gibt derzeit weniger Anfragen nach großen Projekten, manche werden auch noch einmal um ein paar Monate verschoben, aber dadurch, dass wir branchenunabhängig arbeiten, trifft uns das eigentlich nicht. Wir werden also auch 2024 ein gutes Jahr haben.

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