Die Corona-Pandemie ist eines der größten wirtschaftlichen Schadensereignisse der Geschichte – sowohl für Unternehmen als auch für Versicherer. Mit dem Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität während des Lockdowns sind die traditionellen Sach- und Haftpflichtschäden für die Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) zurückgegangen, vor allem im Luftfahrt- und Transportversicherungssektor, aber auch in vielen anderen Branchen. Grund sind unter anderem weniger Unfälle am Arbeitsplatz, so die Studie „Covid-19 – Changing Claims Patterns” von AGCS. Dies wird jedoch durch einen Anstieg von unmittelbaren Covid-19-Schäden – zum Beispiel im Bereich Veranstaltungsausfall – aufgewogen.
Die Schätzungen schwanken, aber die Versicherungsbranche wird nach Angaben von Lloyd‘s im Jahr 2020 bis zu 110 Mrd. US-Dollar für Schäden im Zusammenhang mit der Pandemie zahlen müssen. AGCS hat über 450 Mio. Euro für erwartete Covid-19-Ansprüche reserviert, unter anderem für die Absage von Live-Veranstaltungen.
„Wir haben in einigen Bereichen, wie etwa in der Veranstaltungs- und Filmbranche, einen deutlichen Anstieg an Schadenfällen registriert, während die normalerweise auftretenden Sach- und Haftpflichtschäden während des Lockdowns zurückgegangen sind”, erklärt Philipp Cremer, globaler Schadenmanager der AGCS. „Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass Schadenfälle auftreten, wenn Fabriken und Unternehmen nach einem temporären Stillstand wieder in Betrieb genommen oder Haftungsansprüche mit zeitlicher Verzögerung geltend gemacht werden.” Grundsätzlich erwartet die AGCS wieder eine steigende Schadenhäufigkeit mit der Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Aktivitäten.
Schadenmeldungen nach Verkehrsunfällen, Ausrutschern und Stürzen oder Arbeitsunfällen nahmen während der weltweiten Ausgangssperren ab, da viele Menschen zu Hause blieben und zahlreiche Geschäfte, Flughäfen und Betriebe vorübergehend geschlossen wurden. Die AGCS stellte auch eine positive Auswirkung auf die Schadenregulierung in den USA durch die Aussetzung von Gerichtsprozessen fest. Einige Kläger und Beklagte waren zu außergerichtlichen Vergleichen bereit, statt weiter abzuwarten, bis ihr Fall verhandelt werden kann – ein Trend, der auch in der kürzlich erschienenen AGCS-Veröffentlichung über Trends bei Haftpflichtschäden betont wurde.
Die AGCS-Studie zeigt auf, wie sich die Pandemie auf die Schadentrends in verschiedenen Versicherungsbereichen auswirkt.
Covid-19-Pandemie beschleunigt viele Trends
Trends wie mobiles Arbeiten und Homeoffice, industrielle Fernwartung, weniger Reisen und Reorganisation der Lieferketten werden langfristig Risiken und Schadenszenarien für Unternehmen verändern.
Die zunehmende Abhängigkeit von Technologie und das wachsende Bewusstsein für Stör- und Verlustfaktoren in komplexen globalen Lieferketten. Von vielen Unternehmen wird erwartet, dass sie aus den Erfahrungen der Pandemie Lehren ziehen und ihre Lieferketten neu organisieren, um Ausfallrisiken zu reduzieren und mehr Widerstandsfähigkeit aufzubauen. Dies könnte in kritischen Produktionsbereichen zu einer Rückverlagerung von Wertschöpfung führen. Ein solcher Schritt würde sich wahrscheinlich auf die Häufigkeit von Schadenfällen und die Kosten künftiger Betriebsunterbrechungen auswirken.
In der Zwischenzeit bedeutet die Zunahme von Remote Wrok, dass die Unternehmen in Zukunft möglicherweise über weniger Immobilienbestand verfügen werden und weniger Mitarbeiter vor Ort in Firmenbüros tätig sein werden. Dies verändert die Risiken für die Arbeitgeberhaftpflicht oder für Cybergefahren. Während der Pandemie haben sich Cyberrisiken erhöht, zahlreiche Berichte verweisen darauf, dass Ransomware- und Business Email Compromise-Attacken zugenommen haben. AGCS hat bisher einige wenige Cyber-Schadenfälle registriert, die im Zusammenhang mit der Pandemie stehen.
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