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Deutschland bleibt attraktivster F&E-Standort

VDMA-Umfrage unter knapp 400 Maschinenbauern
Deutschland bleibt attraktivster F&E-Standort

Deutschland bleibt attraktivster F&E-Standort
Zwei Drittel der Unternehmen betreiben Forschung und Entwicklung ausschließlich im Inland. Bild: Gorodenkoff/stock.adobe.com

In der Rangliste der attraktivsten Forschungsstandorte belegt Deutschland nach Ansicht von Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau den ersten Platz. Besonders positiv bewerten sie die Leistungsstärke der Ingenieurwissenschaften, das Hochschul- und Wissenschaftssystem sowie F&E-Kooperationen mit anderen Unternehmen. Das sind die zentralen Ergebnisse der neuen Umfrage zu Forschung und Innovation des VDMA, an der sich knapp 400 Unternehmen beteiligt haben.

„Dank leistungsstarker Ingenieurwissenschaften und gewachsener Wertschöpfungsnetzwerke haben wir hierzulande einen herausragenden Innovationsraum“, betont Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA. „In Mitteleuropa mit Deutschland als Gravitationszentrum verfügen wir über ein starkes Maschinenbau-Cluster, das seinesgleichen noch immer sucht.“

USA auf Rang zwei, China ganz hinten

Auf Rang zwei der attraktivsten F&E-Standorte folgen die USA. Den letzten Platz der 13 Länder im Vergleich belegt China. „Für viele Unternehmen scheinen in China die Risiken die denkbaren Nutzwerte deutlich zu überwiegen“, erklärt Rauen. „Der Know-how-Schutz ist möglicherweise aus Sicht der Unternehmen nicht ausreichend.“

Auch ihre innovationsstärksten Wettbewerber wähnt die Mehrheit der Befragten (73 %) nach wie vor in Deutschland. An zweiter und dritter Stelle folgen China (50 %) und die USA (40 %).

Zwei Drittel betreiben F&E ausschließlich im Inland

Insgesamt führt jedes dritte Unternehmen Forschung und Entwicklung im Ausland durch, dies in den allermeisten Fällen über eigene Auslandsstandorte. Die wichtigste Rolle spielen dabei die USA, Indien und China sowie die Nachbarländer Österreich und Schweiz. Zu den häufig angeführten Gründen gehören das Headquarter oder ein Produktionsstandort vor Ort, Kundennähe, regionale Marktanforderungen sowie Personalkosten und Personalverfügbarkeit.

Das bedeutet gleichzeitig, dass zwei Drittel der Unternehmen ausschließlich im Inland Forschung und Entwicklung betreiben. Auf die Frage, warum dies nicht im Ausland geschieht, lautet die Antwort meistens „kein Bedarf“ – insbesondere, wenn Headquarter, Produktion, technische Kompetenz, wichtige Kunden oder wichtige Partner vor Ort vorhanden sind. Gegen F&E im Ausland können aus Sicht der Unternehmen auch Faktoren wie das Risiko von Know-how-Abfluss und die ungenügende Datensicherheit sprechen.

Maschinenbau will F&E-Aktivitäten weiter verstärken

In den kommenden Jahren wollen die VDMA-Mitglieder ihre F&E-Aktivitäten weiter verstärken – sowohl im Inland als auch im Ausland. So rechnen 46 % der Befragten mit mehr Forschung und Entwicklung im Inland. Nur 13 % gehen von einem Rückgang aus.

Noch deutlicher ist das Ergebnis für F&E im Ausland. Hier wollen 68 % ihre Aktivitäten verstärken und nur 5 % ihr Engagement voraussichtlich zurückschrauben. Von denjenigen, die noch keine Forschung und Entwicklung im Ausland betreiben, rechnen 15 % damit, dies in näherer Zukunft zu tun.

„Der Maschinenbau hält das Innovationstempo weiter hoch, was dem gesamten Standort zugutekommt“, sagt Rauen. „In fast allen Branchen basieren Produktion, Skalierung und Wettbewerbsfähigkeit auf innovativen Lösungen des Maschinenbaus.“

Zwei von drei Unternehmen nutzen öffentliche Förderprogramme

Insgesamt zwei von drei Unternehmen haben innerhalb der vergangenen drei Jahre auch öffentliche Förderprogramme für Forschung und Entwicklung genutzt. Auf dem ersten Platz steht dabei mittlerweile die im Jahr 2020 eingeführte steuerliche Forschungsförderung, die sogenannte Forschungszulage. Sie ist das am häufigsten genutzte Instrument.

„Die Forschungszulage entwickelt sich immer mehr zur Erfolgsgeschichte und steigert direkt unsere Wettbewerbsfähigkeit“, unterstreicht Rauen. „Gleiches trifft zu auf die Industrielle Gemeinschaftsforschung, die bei den laufenden Haushaltsberatungen endlich finanziell ausgebaut werden muss.“

Fachkräfte fehlen vor allem in kleineren Unternehmen

Gehemmt wird die Innovationskraft der Unternehmen durch die Engpässe am Arbeitsmarkt. Zwar haben sich diese leicht entspannt, allerdings von einem hohen Niveau aus. So beobachtet auch aktuell noch immer jeder zweite Befragte starke Engpässe bei Fachkräften für F&E, jeder Dritte bei Akademikern.

Insbesondere kleinere Unternehmen sind betroffen. Bei vielen führen die Engpässe zu Verzögerungen oder gar Verzicht bei F&E-Projekten, zu verschlechterten Wettbewerbspositionen und zu Umsatzverlusten.

Bürokratie und Regulatorik beeinträchtigen Innovationskraft

Ein zunehmendes Hemmnis stellen Bürokratie und Regulatorik dar. 71 % bestätigen, dass die Innovationskraft ihrer Unternehmen stark oder sogar sehr stark beeinträchtigt wird, weil Mitarbeitende bürokratische Aufgaben erledigen müssen, statt die Zeit für Forschung und Entwicklung zu haben. Nur 5 % der befragten VDMA-Mitglieder sind nicht dieser Ansicht.

Zudem sind zwei von drei Unternehmen der Meinung, dass die öffentlich finanzierte Wissenschaft zu freizügig mit in Deutschland generiertem Wissen umgeht. „Neuestes Wissen, Geschwindigkeit und Umsetzungskompetenz entscheiden im internationalen Wettbewerb um Schlüsseltechnologien“, betont Rauen. „Dieses Wissen darf nicht undifferenziert in die Welt geschickt werden.“ Gerade anwendungsnahe Forschungsergebnisse und wettbewerbsrelevante Technologien aus der Wissenschaft seien enorm wichtig; ihre Weitergabe könne Risiken für Deutschland und Europa bergen.

Wissenschaftsfreiheit und Offenheit als fundamentale Voraussetzung

Die Mehrheit der befragten Unternehmen ist dann auch der Ansicht, dass anwendungsnahe Erkenntnisse Wettbewerbern nicht transparent gemacht werden sollten. Jeder Zweite sagt allerdings auch, dass hierbei entscheidend ist, um welche Länder es geht.

„Die direkte Verfügbarkeit von anwendungsnahem, neustem Wissen etwa aus den Ingenieurwissenschaften ist von existenzieller Bedeutung für Europa und damit auch für die Menschen, die hier leben und arbeiten“, sagt Rauen und stellt klar: „Wissenschaftsfreiheit und Offenheit sind fundamentale Bedingung für Innovation – aber nicht als ungesicherte Einbahnstraße des Wissenstransfers mit Abzweigungen in alle möglichen Wettbewerbsländer. Wir brauchen hier allgemeine und verbindliche Leitplanken für Forschende und Wissenschaftseinrichtungen.“ (jpk)

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