Startseite » News »

Die undichte Stelle im eigenen Haus

News
Die undichte Stelle im eigenen Haus

Die undichte Stelle im eigenen Haus
Firmeninterna sind der Konkurrenz oft viel Geld wert. (Bild: Detektei Lentz)
Hacker-Kriminalität und Geheimnisverrat richten in deutschen Unternehmen jedes Jahr einen Schaden von rund 4,2 Mrd. Euro an. Dabei drohen derartige Angriffe nicht nur von außen: Oft sind es die eigenen Mitarbeiter, die Wissen gegen Geld weitergeben.

Die meisten verbinden beim Stichwort Industriespionage vor allem den Diebstahl von Informationen über das Internet oder Datenspione in China. Dabei sind solche Fälle tatsächlich eher die Ausnahme: Weitaus häufiger sitzt die „undichte Stelle“ in den eigenen Reihen. Auch wenn viele Unternehmer nicht im Traum daran denken, dass auch ihre Firma Zielscheibe neugieriger Wettbewerber sein könnte – sie habe in den letzten Jahren immer häufiger mit Fällen zu tun, in denen die eigenen Mitarbeiter als „Maulwurf“ für Konkurrenten tätig geworden sind, so Frances Lentz, Geschäftsführerin der bundesweit agierenden Wirtschaftsdetektei Lentz. „Bei einer Werbeagentur in Augsburg zum Beispiel zog der Inhaber bei Ausschreibungen immer wieder den Kürzeren. Stattdessen setzte sich ein bestimmter Mitbewerber durch – mit quasi identischen Konzepten, aber für einen geringeren Preis. Das sind ganz typische Anzeichen für Geheimnisverrat“, erläutert die erfahrene Ermittlerin. Am Ende stellte sich heraus, dass ein Projektleiter den Creative Director der Konkurrenzfirma aus Studienzeiten kannte und für seine „Tipps“ saftige Summen kassiert hatte. „Solche Vorgänge gibt es leider häufiger als viele denken“, betont die Expertin. Der unabhängigen Studie „Industriespionage 2012“ zufolge stellt die eigene Belegschaft sogar eines der größten Informationssicherheitsrisiken in deutschen Unternehmen dar. Fast jeder zweite festgestellte Fall von Industriespionage war demnach auf untreue Mitarbeiter zurückzuführen. „Hinzu kommt, dass Geheimnisverrat oft zu weiteren Wettbewerbsdelikten wie Produktpiraterie führt“, warnt Frances Lentz.

Es gibt viele Gründe, warum Mitarbeiter sich als Spione für andere Firmen nützlich machen. Oft erhalten sie lukrative Gegenleistungen, manchmal versprechen sie sich einen profitablen Posten in der anderen Firma. „Eine Methode ist, einen Maulwurf gezielt in das Unternehmen einzuschleusen“, weiß Lentz. „Viel einfacher ist, wenn eine geeignete Quelle dort bereits tätig ist – und als ‚undichte Stelle‘ gewonnen werden kann.“ Die Bedrohung hat in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen: Mehr als die Hälfte aller deutschen Unternehmen ist schon einmal Opfer von Industriespionage geworden. Firmen in allen Größenordnungen sind gefährdet, besonders häufig aber findet der Vertrauensmissbrauch in mittelständischen Firmen statt. „Unternehmer sollten daher beim ersten Verdacht sofort reagieren“, rät Frances Lentz. „Geheimnisverrat schmälert ihre Wettbewerbsfähigkeit und kann besonders kleinere Betriebe in den Ruin treiben.“
Zwar stellt die Preisgabe von Interna eine Straftat dar: Laut dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb kann der Verrat von Geschäfts- oder Betriebsgeheimnissen mit Geld- und Haftstrafen geahndet werden. Das Problem ist nur: Der Unternehmer muss dem Maulwurf sein kriminelles Treiben erst einmal nachweisen. „An diesem Punkt geraten Betroffene in ein heikles Dilemma: Einerseits wollen sie natürlich niemanden zu Unrecht beschuldigen. Andererseits setzen sie die Existenz ihrer Firma aufs Spiel, wenn sie untätig bleiben“, weiß Lentz. Oft fällt der Geheimnisverrat erst auf, wenn reihenweise Kunden abspringen oder dringend benötigte Aufträge ausbleiben. Die Chef-Ermittlerin der Detektei Lentz kennt solche Fälle zur Genüge: „Unsere Erfahrung zeigt, dass es meist sogar sehr viele beunruhigende Hinweise gibt, aber die stichhaltigen Beweise fehlen, um tätig zu werden.“ Ihre zertifizierten Mitarbeiter ermitteln häufig über mehrere Tage, ehe sie einen Maulwurf ausfindig machen und sein Treiben so dokumentieren können, dass die Beweislage auch einem Gang vor Gericht standhält. Von Ermittlungen auf eigene Faust rät die Fachfrau daher dringend ab: Die Chance, dass ein Unternehmer dem Übeltäter selbst das Handwerk legen kann, ist verschwindend gering. „Umso wichtiger ist, möglichst früh einen Profi zu Rate zu ziehen, um wasserdichte Beweise zu beschaffen“, rät Lentz. Die Kosten dafür sind als Betriebsausgabe voll absetzbar und können vom Prozessgegner nicht selten sogar zurückgefordert werden.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 7
Ausgabe
7.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de