Am 21.10.2024 startete der 17. Digital-Gipfel der Bundesregierung in Frankfurt am Main. Mehr als 1.500 Experten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft diskutieren mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Vertretern aus Bund und Ländern die digitale Zukunft Deutschlands. Die beiden Veranstalter, Bundesminister Dr. Volker Wissing und Bundesminister Dr. Robert Habeck sehen Deutschland auf einem guten Weg. VDMA-Mann Hartmut Rauen sorgt sich hinsichtlich des Mangels an Fachkräften gerade in den IT-Fächern. Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst fordert innovationsfreundliche Regulierung und Investitionsanreize.
Evelin Eitelmann, Redakteurin, Zentralredaktion Konradin Industrie
Unter dem Titel „Deutschland Digital – Innovativ. Souverän. International“ stehen Digitale Souveränität und Künstliche Intelligenz im Fokus der Debatte des 17. Digital-Gipfels. Man wolle Deutschland zum führenden KI-Land in Europa machen, so Dr. Volker Wissing, Bundesdigitalminister. „Die Bundesregierung schafft die Voraussetzungen dafür: Mit einer wirtschaftsfreundlichen Umsetzung der KI-Verordnung, mit exzellenten Ausgangsbedingungen für die KI-Forschung, besserer Datenverfügbarkeit für innovative Start-ups. Und mit Rückenwind für unseren Mittelstand.“
Nur Unternehmen, die KI nutzen, um ihre Produkte und Services zu optimieren, würden im globalen Wettbewerb bestehen. Daher wolle die Bundesregierung den Einsatz von KI im Mittelstand befeuern und konkret unterstützen: durch bundesweite KI-Zentren, in denen die Bundesregierung Testmöglichkeiten für die praktische Anwendung schaffe und Hilfe bei rechtlichen Fragen biete, so Wissing.
„Künstliche Intelligenz ist im Maschinen- und Anlagenbau kein Selbstzweck.“
– Hartmut Rauen, stellvertretender VDMA-Hauptgeschäftsführer
Hartmut Rauen, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des VDMA meint: „Künstliche Intelligenz ist im Maschinen- und Anlagenbau kein Selbstzweck, sondern bietet den Unternehmen viele Möglichkeiten, um bessere Produkte und Lösungen zu entwickeln sowie Kosten zu sparen und damit die Produktivität zu steigern – auch im industriellen Mittelstand.“
Datenräume als Vertrauensräume
Ohne werthaltige Daten gäbe es keine Künstliche Intelligenz. Daher spielen Datenräume im Gespann mit Künstlicher Intelligenz eine ganz entscheidende Rolle, so Rauen und verweist auf den Datenraum Manufacturing-X, den der VDMA mit seinen Mitgliedern aufbaut. Gerade für den industriellen Mittelstand in Deutschland werde dieser entscheidend sein, so Rauen. „Die Datenraumtechnologie schafft dabei für KI-gestützte firmenübergreifende Prozesse den industriell akzeptierten Vertrauensraum.“
Der Maschinen- und Anlagenbau sorge sich um die hohen Abbrecherzahlen in vielen naturwissenschaftlichen und informationstechnischen Studiengängen, so Rauen. „Digitalisierung braucht Menschen mit guter Qualifizierung. Hier sind die Hochschulen gefordert, mehr Studierende zum Abschluss zu bringen. Der Maschinen- und Anlagenbau ist der größte industrielle Arbeitgeber quer durch alle MINT-Berufe und wichtigster Ingenieurarbeitgeber. Aber die benötigten Fachkräfte gerade aus den IT-Fächern fehlen auch in unserer Industrie. Dadurch bleibt viel Innovationspotenzial ungenutzt.“
„Um Deutschland digital nach vorne zu bringen, braucht es ein hohes Ambitionsniveau, Teamplay und Leistungsbereitschaft.“
– Dr. Ralf Wintergerst, Präsident Bitkom
Der Digitalverband Bitkom hat bereits vor dem Digital-Gipfel gefordert, die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands deutlich zu steigern. „Für Deutschland und Europa muss es Ziel sein, im Wettbewerb um digitale Technologien und Innovationen auf Augenhöhe mit globalen Vorreitern wie den USA oder China zu gelangen – als starker, selbstbewusster und digital souveräner Player“, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst und greift damit das Motto des Digital-Gipfels auf.
Wintergerst: „Das Gipfel-Motto beschreibt ein digitales Deutschland, das international oben mitspielt, innovativ und souverän ist. Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft sollten das gemeinsame Ziel verfolgen, Deutschland digital nach vorne zu bringen. Dafür braucht es ein hohes Ambitionsniveau, Teamplay und Leistungsbereitschaft.“
Netzausbau sei Erfolgsgeschichte
Frankfurt sei ein herausragender Infrastruktur-Standort und damit der ideale Austragungsort für den Digital-Gipfel. Hessen ist Deutschlands wichtigster Standort für Rechenzentren mit dem DE-CIX als Europas größtem Netzwerkknoten im Mittelpunkt. Knapp ein Drittel der deutschen Rechenzentrumskapazitäten befinden sich dort, im Vergleich mit den anderen Top-Standorten in Europa wächst Frankfurt aktuell am schnellsten.
„Leistungsfähige Rechenzentren sind ebenso wie die gesamte digitale Infrastruktur herausragend wichtig für unsere digitale Souveränität und den Einsatz von Technologien wie Künstliche Intelligenz“, betont Bitkom-Präsident Wintergerst. Der Netzausbau sei in den vergangenen Jahren zu einer bundesweiten Erfolgsgeschichte geworden: „Die Netzbetreiber haben ein hohes Tempo beim Ausbau vorgelegt. Für mindestens 98 Prozent der Haushalte ist 5G verfügbar. Von 2018 bis 2022 hat sich Deutschland bei der digitalen Infrastruktur im EU-Vergleich von Rang 16 auf Rang 4 vorgearbeitet. Das zeigt: Wenn Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen, können wir in Deutschland in kurzer Zeit viel bewegen.“
Insgesamt seien Deutschland und Europa nicht so schlecht aufgestellt, wie häufig kolportiert. Aber die multiplen Krisen zeigten unsere wirtschaftliche Verwundbarkeit, so Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. „Wir dürfen unsere Herausforderungen nicht mehr mit immer mehr Regulierung angehen, sondern mit immer mehr Innovation. Wir brauchen das Zusammenspiel aus innovationsfreundlicher Regulierung und Investitionsanreizen.“ (eve)
Quellen:
https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Digital-Gipfel-der-Bundesregierung-2024
https://vdma.org/viewer/-/v2article/render/130096783
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2024/10/20241021-digital-gipfel.html