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Empa stellt eine Papierbatterie als „Proof of Concept“ vor

„Proof of Concept“ der Schweizer Empa
Eine Papierbatterie – angeknipst mit Wasser

Ein Empa-Forscherteam hat eine durch Wasser aktivierbare Einweg-Batterie aus Papier entwickelt. Damit ließe sich eine breite Palette von kleinen Einweg-Elektronikgeräten mit geringem Stromverbrauch betreiben – und damit deren Umweltauswirkungen minimieren. Denkbare Anwendungen sind intelligente Etiketten zum Tracken von Objekten, Umweltsensoren oder medizinische Diagnosegeräte.

Der vielleicht spektakulärste Moment beim Einsetzen der Einweg-Batterie ist das Befeuchten des Papiers: Nun nimmt sie ihren Betrieb auf, geschaltet durch Wasser. Nachdem „Scientific Reports“ diese „Proof of Concept“-Studie des Schweizer Material-Forschungsinstituts Empa veröffentlicht hatte, informierte umgehend der Leiter der Empa-Kommunikation, Dr. Michael Hagmann, die Fachwelt mit dem dafür vorbereiteten, folgenden Bericht:

Die von Empa-Forscher Gustav Nyström und seinem Team entwickelte Batterie besteht aus mindestens einer elektrochemischen Zelle, die rund einen Quadratzentimeter groß ist. Drei verschiedene Tinten sind auf einen rechteckigen Papierstreifen aufgedruckt. Salz, in diesem Fall einfach Natriumchlorid oder Kochsalz, ist im gesamten Papierstreifen verteilt, und eines der beiden kürzeren Enden des Streifens wurde in Wachs getaucht.

Nichts als Papier und Tinte

Auf eine Seite des Papiers wird eine Tinte gedruckt, die Graphitflocken enthält und als positiver Pol der Batterie – als Kathode – fungiert. Auf der Rückseite wird eine zweite Tinte gedruckt, die Zinkpulver enthält und als negativer Pol der Batterie – als Anode – fungiert. Eine dritte Tinte, die Graphitflocken und Ruß enthält, wird auf beiden Seiten des Papiers über den beiden anderen Tinten aufgedruckt. Diese bildet die Stromkollektoren, die die beiden Pole der Batterie mit zwei Drähten verbinden, die sich am in Wachs getauchten Ende des Papierstreifens befinden.

Tropfen Wasser löst Salz auf – nun kann Strom fließen

Fügt man eine kleine Menge Wasser hinzu, dann löst sich das im Papier enthaltene Salz auf, geladene Ionen werden freigesetzt, und der Elektrolyt wird ionisch leitfähig. Dieser Schritt aktiviert die Batterie: Die Ionen verteilen sich im Papier, was dazu führt, dass das Zink an der Anode oxidiert wird und Elektronen freisetzt. Durch Schließen des (externen) Stromkreises können diese Elektronen dann von der zinkhaltigen Anode – über die graphit- und rußhaltige Tinte und die Drähte – zur Graphitkathode fließen, wo sie auf den Sauerstoff aus der Umgebungsluft übertragen werden und diesen dadurch reduzieren.

Durch diese beiden „Redoxreaktionen“ (eine Reduktion und eine Oxidation) wird ein elektrischer Strom erzeugt, der zum Betreiben eines elektrischen Geräts verwendet werden kann.

Nachhaltige Stromquelle für Elektronik geringer Leistung

Um die Funktionsfähigkeit der Batterie zum Betrieb von Elektronik mit einem geringen Stromverbrauch zu demonstrieren, kombinierte Nyströms Team zwei identische Zellen – dadurch erhöht sich die Betriebsspannung der Batterie – und betrieb damit einen Wecker mit Flüssigkristallanzeige. Als die Forschenden die Leistung einer (einzelligen) Batterie analysierten, zeigte sich, dass die Batterie nach der Zugabe von zwei Tropfen Wasser innerhalb von 20 s aktiviert wurde und eine stabile Spannung von 1,2 V erreichte. Zum Vergleich: Die Spannung einer normalen AA-Alkalibatterie beträgt 1,5 V.

1,2 Volt bis das Papier austrocknet

Nach einer Stunde nahm die Leistung der einzelligen Batterie deutlich ab, da das Papier austrocknete. Gaben die Forschenden jedoch zwei weitere Tropfen Wasser hinzu, dann behielt die Batterie eine stabile Betriebsspannung von 0,5 Volt für mehr als eine weitere Stunde aufrecht.

Das Besondere an der neuen Batterie: Dadurch, dass sowohl Papier als auch Zink und die anderen Komponenten biologisch abbaubar sind, könnten sich so die Umweltauswirkungen von Wegwerf-Elektronik mit geringem Stromverbrauch deutlich minimieren lassen.

„Und im Gegensatz zu vielen Metall-Luft-Batterien, bei denen eine Metallfolie verwendet wird, die nach und nach aufgebraucht wird, wenn die Batterie in Gebrauch ist, geben wir bei unserem Design nur gerade die Menge an Zink in die Tinte, die für die jeweilige Anwendung tatsächlich benötigt wird“, ergänzt Nyström. Sprich: Je mehr Zink die Tinte enthält, desto länger hält die Batterie. Metallfolien seien dagegen viel schwieriger zu „dosieren“, würden also nicht immer vollständig aufgebraucht, was zu einer Materialverschwendung führt.

Längere Batterielaufzeit im Visier

Ein kleiner Schwachpunkt des neuen Batteriekonzepts mit Wasseraktivierung ist die Zeit, die die Batterie feucht – und dadurch funktionsfähig – bleibt, wie Nyström zugibt. „Aber ich bin sicher, dass wir dieses Problem durch einen anderen Aufbau lösen können.“ Und für Anwendungen in der Umweltsensorik ab einer bestimmten Luftfeuchtigkeit oder in feucht-nassen Umgebungen wäre das Austrocknen ohnehin kein Thema.

Vorläufer: Superkondensator aus Papier

Vor kurzem hatte Nyströms Team bereits einen abbaubaren Superkondensator auf Papierbasis entwickelt, der Tausende von Malen geladen und wieder entladen werden konnte, ohne dabei an Effizienz zu verlieren. Im Vergleich zu Batterien gleichen Gewichts haben Superkondensatoren eine etwa zehnmal geringere Energiedichte – dafür aber eine zehn- bis hundertmal höhere Leistungsdichte. Superkondensatoren können daher viel schneller ge- und entladen werden. Außerdem können sie viel mehr Lade- und Entladezyklen aushalten.

„Die beiden Technologien ergänzen sich also sehr gut“, so Nyström. Die Idee hinter der neuen wasseraktivierten Batterie sei es gewesen, kleine Stromspeicher herzustellen, die vollständig aufgeladen sind und diese Energie erst nach Auslösung eines Stimulus, in diesem Fall einfach eines Wassertropfens, bereitstellen. (os)

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