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Europäische Luftfahrtindustrie kommt nicht so richtig in die Gänge

Volle Auftragsbücher, aber Lieferkettenprobleme
Europäische Luftfahrtindustrie kommt nicht so richtig in die Gänge

Europäische Luftfahrtindustrie kommt nicht so richtig in die Gänge
Volle Auftragsbücher in der europäischen Luftfahrtindustrie, aber vor allem kleine und mittlere Unternehmen beklagen fehlende Ressourcen. Bild: Gorodenkoff/stock.adobe.com (generiert mit KI)

Volle Auftragsbücher, aber die Produktion stockt: Jedes dritte Unternehmen der europäischen Luftfahrtindustrie sieht sich derzeit nicht gut aufgestellt, um die aktuell anstehenden Produktionssteigerungen umzusetzen. Vor allem für kleine und mittlere Unternehmen ist die Situation schwierig, ihnen fehlt unter anderem Kapital für Investitionen, dazu kommt ein Mangel an Fachkräften und anderen Ressourcen wie Rohmaterialien oder Vorprodukten.

Das belegt eine Studie von Roland Berger in Kooperation mit dem Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) sowie den Luftfahrtverbänden aus Großbritannien und Frankreich. Unter dem Titel „Study on the Resilience of the Aerospace Supply Chain in Germany, France and the UK“ und mit rund 150 befragten Unternehmen zeichnet sie ein umfassendes Bild der europäischen Luftfahrtbranche.

Aufholjagd nach den Coronajahren in vollem Gange

„Die Aufholjagd nach dem Einbruch in den Coronajahren ist in vollem Gange und die Orderbücher der europäischen Luftfahrtindustrie sind entsprechend voll“, sagt Stephan Baur, Partner bei Roland Berger. Um diesen Auftragsbestand abzuarbeiten, müsse die Anzahl der ausgelieferten zivilen Flugzeuge bis 2030 fast verdoppelt werden.

„Doch viele der Unternehmen, vor allem aus dem Kreis der kleinen und mittelständischen Zulieferer, sehen sich derzeit nicht in der Lage, ihre Produktion entsprechend hochzufahren“, berichtet Baur. So tun sich mehr als 60 % der befragten Unternehmen schwer, die nötigen Fachkräfte für den Hochlauf zu finden, 40 % berichten von mangelndem Kapital für Investitionen. Und für immerhin 35 % sind mangelnde Produktionskapazitäten eine Herausforderung.

Zwei Drittel haben Probleme mit den Lieferketten

Dazu kommen Probleme mit den Lieferketten: Zwei Drittel der Befragten (66 %), vor allem Tier-1-Zulieferer, berichten von Störungen, etwa durch längere Vorlaufzeiten oder die begrenzte Verfügbarkeit von Rohmaterial und Vorprodukten. Die Folge seien unzuverlässige Lieferungen und kurzfristige Engpässe, heißt es.

Auch Preiserhöhungen, schwankende Qualität, ungenaue Bedarfsprognosen sowie die gesetzliche Regulierung stehen auf der Liste der Schwierigkeiten. Die Schwere der Beeinträchtigung hat zudem zugenommen: So ist die Zahl der Unternehmen, die angeben, sie seien sehr stark von Disruptionen der Lieferkette betroffen, gegenüber dem Vorjahr von 2 auf 11 % gestiegen.

Krisensichere Lieferketten unverzichtbar für Hochlauf der Produktion

„Angesichts der Vielzahl an Krisen, denen die Unternehmen ausgesetzt sind, ist es nicht verwunderlich, dass die Zahl derer, die im Feuerwehr-Modus sind, gegenüber dem Vorjahr nochmals zugenommen hat“, sagt Baur. Doch nur reaktiv zu handeln reiche nicht: „Damit lässt sich vielleicht kurzfristig eine Disruption bewältigen, aber für eine langfristige Stabilisierung braucht es mehr Resilienz der Lieferketten – und die ist nur mit strukturellen Anpassungen zu erreichen.“

Die Empfehlung der Experten des Beratungsunternehmens lautet, zunächst eine grundlegende Analyse der Lieferkette durchzuführen. Auf dieser Basis ließen sich dann, unter anderem anhand von Best-Practice-Beispielen, Maßnahmen erarbeiten und umsetzen, mit denen sich eine Lieferkette aufbauen lässt, die wirklich krisensicher ist und darüber hinaus auch Kostenvorteile bietet.

Optimierungspotenziale entlang der gesamten Wertschöpfungskette

Auch die Luftfahrtverbände unterstützen dies. So hat der BDLI die Initiative „AeroExcellence“ gestartet. „Damit wollen wir Zuliefer-Unternehmen helfen, Optimierungspotenziale entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette zu identifizieren“, sagt Stefan Berndes, Leiter Luftfahrt, Ausrüstung und Werkstoffe beim BDLI.

Er verweist zudem auf einen anderen wichtigen Punkt: „Abgesehen von Maßnahmen auf der individuellen Unternehmensebene brauchen wir auch mehr europäische und internationale Kooperation in der Luftfahrtindustrie, um Lieferketten zu diversifizieren und so resilienter zu machen. Die Studie zeigt deutlich, dass die Branche europaweit eine schwierige Situation durchläuft, die es zu lösen gilt, um den positiven Schub aus dem Auftragsboom mitnehmen zu können.“ (jpk)

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