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Grüner Stahl: Branche führt Kennzeichnung „Less“ ein

Hannover Messe 2024: Startschuss für Transparenz-Tool
Grüner Stahl: Branche führt Kennzeichnung „Less“ ein

Grüner Stahl: Branche führt Kennzeichnung „Less“ ein
Vertreter der deutschen Stahlbranche und des Tüv Nord zusammen mit Bundeswirtschaftsminister Habeck auf der Hannover Messe: Das neue Kennzeichnungssystem „Less“ soll eine Basis für „grüne Leitmärkte“ legen – möglichst international. Bild: Deutsche Messe

Mit dem „Low Emission Steel Standard“ (Less) hat die Wirtschaftsvereinigung Stahl einen Grundstein gelegt, um Leitmärkte für klimafreundlichen Stahl zu entwickeln. Die Einführung des Kennzeichnungssystems erfolgte im Schulterschluss mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) auf der Hannover Messe 2024. „Es ist deutlich geworden, dass die Branche selbst voran geht“, lobte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Hannover. „Dieser Prozess hat Dynamik aufgenommen in Deutschland.“

Ein Drittel aller CO2-Emissionen durch Stahlproduktion

Was dies für das Klima bedeutet, machte der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Bernhard Osburg, unmissverständlich klar: Die deutsche Stahlproduktion sei für Emissionen von 55 Mio. t CO2 jährlich verantwortlich – „ein Drittel aller CO2-Emissionen in Deutschland“. Doch Stahl sei „für den Wohlstand unverzichtbar“. Das Less-Kennzeichungssystem führe die Branche freiwillig auf Basis eines Vorschlags der Internationalen Energieagentur IEA ein. „Es wird von der Industrie in voller Breite getragen.“

Bedingung der Transparenz mit „Less“ erfüllt

Dabei geht es auch um hohe Kosten, die in der Transformation anfallen werden. Osburg: „Als Stahlindustrie wollen wir einen Markt für klimafreundlichen Stahl entwickeln, um öffentliche Anschubfinanzierungen für unsere Transformation schnellstmöglich abzulösen.“

Erst die Kennzeichnung ermögliche es, Fortschritte in der Dekarbonisierung vergleichbar und damit auch bewertbar zu machen – für den Staat und auch für die Kunden der Stahlindustrie. Stahlverwender erhielten damit die nötigen Informationen, um ihre CO2-Einsparziele mithilfe von emissionsreduziertem Stahl zu dokumentieren.

Alle anwesenden Vertreter der deutschen Stahlindustrie und des Zertifizierers Tüv Nord hoben die Bedeutung des Kennzeichungssystems für Transparenz hervor und für das Vertrauen, dass die deutsche Stahlindustrie den Weg zur emissionsarmen und langfristig emissionsneutralen Produktion geht. Und betonten die Notwendigkeit, dass auf dieser Basis „grüne Leitmärkte“ entstehen sollten – europaweit und möglichst international, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein Auftrag auch an die Politik, solche Prozesse zu implementieren.

Bundesregierung unterstützt Kennzeichnungssystem „Less“

„Danke, dass Sie mir diesen Auftrag geben“, sagte Bundesklimaschutzminister Habeck in Hannover. „Die neue Less-Kennzeichnung ist ein wichtiger und begrüßenswerter Vorstoß der deutschen Stahlindustrie für nachhaltige Standards und mehr Vergleichbarkeit bei den Transformationsanstrengungen. Die Kennzeichungen sind eine wesentliche Stellschraube, um Anreize für klimafreundliche Grundstoffe und Produkte im Markt zu schaffen.“

Less ging ein einjähriger Stakeholderprozess „Leitmärkte für klimafreundliche Grundstoffe“ voraus, der vom BMWK organisiert und im November 2023 abgeschlossen wurde. Beteiligt waren mehr als 60 Vertreter politischer Institutionen, produzierender Unternehmen, aus dem Stahlhandel, der Weiterverarbeitungs- und Abnehmerbrache sowie Mitgliedern von NGOs, Instituten und Think Tanks. Das Kennzeichungssystem ist auf internationale Zusammenarbeit ausgelegt und baut auf dem international anerkannten Vorschlag der IEA auf, der im Mai 2022 von den G7-Staaten als Startpunkt anerkannt worden war.

Erster umfassender Industriestandard für CO2-armen Stahl

Less ist der erste Standard in einem der größten stahlproduzierenden Länder der Welt, der beide Routen der Stahlproduktion hinter sich vereint: sowohl die konventionelle Hochofenroute im Übergang zu CO2-armen wasserstoffbasierten Produktionsverfahren als auch die heute schon CO2-arme schrottbasierte Elektrostrahlproduktion. Die Unternehmen beider Routen sind laut WV Stahl bestrebt, weitere Dekarbonisierungsschritte zu gehen.

Less ermöglicht eine Vergleichbarkeit der Dekarbonisierungsanstrengungen beider Routen. Ziel ist es, diese Transformation zur Klimaneutralität mit marktwirtschaftlichen Mitteln zu beschleunigen. Daher, so erklärt die WV Stahl, sei das System deutlich ambitionierter als vergleichbare Kennzeichnungen: Less macht sowohl den aktuellen Stand der Transformation als auch die unternommenen transformativen Anstrengungen auf dem Weg zu „Near-Zero“-Stahl über alle Prozessrouten sichtbar und damit marktfähig.

CO2-Fußabdruck von Stahl wird nun quantifizierbar

Die Kennzeichnung von CO2-arm hergestellten Stählen erfolgt nach einer gestuften Klassifizierungsskala. Unternehmen, die sich nach Less zertifizieren, müssen ihre Schrottquote wie auch den im Stahlfertigprodukt enthaltenen Product Carbon Footprint (PCF) oder Global Warming Potential (GWP)-total ausweisen – entsprechend der Environmental Product Declaration (EPD). Stahlverwender erhalten somit die benötigten Informationen, um das Erreichen ihrer Klimaziele mit CO2-arm produziertem Stahl zu dokumentieren. Das „Less-Regelbuch“ bildet die Grundlage für die unabhängige Zertifizierung. (os)

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