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Leichtbau-Event soll Gymnasiasten für Nachhaltigkeit begeistern

Event in Trier: Bildungsinitiative Nachhaltigkeit
Hightech-Leichtbau lockt Gymnasiasten in den Ingenieurberuf

Es könnte zum Zukunfts-Format werden: Sämtliche Oberstufenschüler der 11. Klasse eines Trierer Gymnasiums besuchen ein Ultraleichtbau-Symposium. Prominenz ist da. Experten aus Industrie und Forschung bis hin zum Bundeswirtschaftsministerium präsentieren ihnen Hightech pur. Auch Profs der Hochschule Trier und der Uni Trier sind zugegen. Springt der Funke über?

» Olaf Stauß, Redakteur Konradin Industrie

„Wenn nur drei von hundert Feuer fangen, wird dies ein Erfolg“, sagt Dr. Holger Kunz, MINT-Koordinator am Max-Planck-Gymnasium Trier (MPG). Er unterrichtet Physik und Chemie am MPG. Er hat nicht nur die Gymnasiasten begleitet zum Symposium „Nachhaltigkeit neu denken“ am 7. November 2023, sondern vertrat auch die Schulleitung. Warum das MPG mitgemacht hat, eine der 20 zertifizierten MINT-Schulen in Rheinland Pfalz? „Bei ihrer Einladung erklärten uns die Veranstalter das Programm“, erklärt Kunz. „Hightech so hautnah präsentiert zu bekommen, gibt es sonst nicht für Schüler. Da kommen sie so nicht ran.“

Leichtbau-Experten vor über hundert Oberstufenschülern

„Auch zu sehen, wie komplex und interdisziplinär solche Entwicklungen sind, ist eine Besonderheit. Und welche Chancen die MINT-Fächer bieten. Die 16– bis 17-Jährigen kommen ja nun in eine berufliche Entscheidungsphase.“ In der Tat haben die Veranstalter das Nachhaltigkeits-Symposium in Kasel bei Trier so hochkarätig ausgerichtet, wie sonst nur für die Industrie – wir berichteten darüber im Vorfeld: Ausgewiesene Experten und Insider erläuterten Hightech am Beispiel der Ultraleichtbau-Technologie ‚xFK in 3D‘. Das war viel Theorie. Workshops ergänzten das Theoretische auf der praktischen Seite durch das 3D-Raumwickeln vor Ort.

Ohne Nachhaltigkeits-Bildung keine Veränderung

Als Leichtbaustrukturen entstanden drei überdimensionale Weihnachtssterne aus nachhaltigen Flachs-, Dyneema- und Basaltfasern. „Die ganze Wertschöpfungskette wurde abgedeckt“, erklärt Rainer Kurek, Geschäftsführer der Automotive Management Consulting GmbH (AMC), der das Event initiierte und über Jahre das Raumwickeln vorangetrieben hatte.

Kurek hat seit der Ahrtal-Katastrophe im Sommer 2021 bereits das siebte Symposium im rheinland-pfälzischen Ruwertal realisiert. Nachhaltigkeits-Bildung sieht er als Voraussetzung dafür, der Klimakrise durch Innovationen etwas entgegensetzen zu können. Ohne Bildung keine Veränderung. Aber auch nicht ohne engagierten technischen Nachwuchs – und deswegen die Bildungsinitiative.

In Zahlen: Die gesamte 11. Oberstufenklasse des MPG, über 100 Schüler, nahm am Nachhaltigkeitssymposium teil. Insgesamt machten 123 Schüler mit, sieben Lehrer, mehrere Professoren aus Trier und anderen Regionen. Mit Firmenvertretern und dem Ultracycling-Radweltmeister Pierre Bischoff als sportlichem Leichtbau-Botschafter waren es 150 Teilnehmer. Nehmen die Gymnasiasten etwas mit für ihre beruflichen Pläne, fühlen sie sich angesprochen? Wohl ein Experiment.

Warum Leichtbau für Nachhaltigkeit sorgt

Werner Loscheider, Leichtbau-Verantwortlicher beim Bundeswirtschaftsministerium, wandte sich in seinem Grußwort direkt an die Jugendlichen. Er erklärte ihnen, warum Leichtbau zentral wichtig ist für die Nachhaltigkeit. Leichtbau schont nicht nur die Ressourcen. „Leichtere Fahrzeuge verbrauchen auch weniger Treibstoff und helfen so, weniger Treibhausgase zu emittieren“, machte Loscheider klar, was vielen Erwachsenen ebenfalls nicht bewusst ist. Bei Flug- und Raumfahrzeugen sei dies noch wichtiger. „Hier zählt jedes Kilogramm.“

Neben der AMC und dem MPG gehörte die luxemburgische Gradel Sarl zum Projektkonsortium der Bildungsinitiative – das Unternehmen, das die Wickeltechnologie ‚xFK in 3D‘ in der Raumfahrt zurzeit industrialisiert. Bewusst war der Tag in Kasel als „Netzwerk-Event“ für Schulen, Hochschulen und Industrie ausgerichtet. Unternehmen und Institute stellten ihre neuesten Entwicklungen vor. Manche Schüler vereinbarten ein Praktikum, berichtet Holger Kunz vom MPG.

Drei Gruppen gab es bei den Workshops. Während die einen beim 3D-Raumwickeln waren, erhielt die zweite Gruppe eine Einführung in die Technologie und die dritte Gruppe lernte Dr. Ulrich Hindenlang von der Ingenieurgesellschaft Lasso kennen – ein Pionier der FEM-Technologie, der auch am Münchener Olympiadach beteiligt war. Hindenlang erklärte die geschlossene digitale Wertschöpfungskette vom Wickelplan bis zur Ausführung. Etwas enttäuschend war für einige, dass sie nicht selbst wickeln durften – das war aus organisatorischen Gründen nicht möglich. Dafür erhielten sie zwei Tage später die im Ofen fertig „getemperten“ drei Weihnachtssterne ausgehändigt, je einer aus Flachs, Dyneema und Basalt.

Ultracycling-Weltmeister über Herausforderungen

Zum Höhepunkt wurde am 7.11., was für knisternde Spannung unter den Jugendlichen sorgte: der Auftritt des „Special Guests“ Pierre Bischoff mit seinem Tourenrad, das selbstverständlich leicht ist. Der 38-jährige Ultracycling-Weltmeister erzählte, was es bedeutet, an die Grenzen zu gehen. Als erster Deutscher hat er das legendäre „Race Across America“ gewonnen. Am Beispiel seines Sieges beim „Red Bull Trans Siberian Extreme“, dem längsten und härtesten Radrennen der Welt, beschrieb er die physischen, emotionalen und mentalen Herausforderungen, die es im Radsport und im Berufsleben zu bewältigen geben kann. „Das hat alle 16-Jährigen direkt angefasst“, sagt Dr. Holger Kunz vom MPG. „Ich glaube, da hat jeder Schüler etwas mitgenommen.“

Ist der Funke übergesprungen? Es bleibt ein Experiment. Doch einige wollen mit ihrem MINT-Lehrer weitermachen und haben sich Fasern und Harze geben lassen. Wer weiß, was sie planen. Lassen wir es einen filigranen Trittschemel aus Flachsfasern sein, der hochbelastbar ist und hunderte Kilos aushält. Klar, sie müssten nochmal die Spezialisten angehen wegen des Wickelplans. Aber wenn dieser Flachsschemel sich auch noch verkaufen ließe – gut vorstellbar, dass sie dann beim Wickeln hängenbleiben, ein Ingenieurleben lang.

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