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Schwache Konjunktur, globale Krisen und Kriege, politische Unwägbarkeiten wie Ausgang der US-Wahlen und wachsender Wettbewerb – diese Faktoren drücken den Auftragseingang europäischer Kunststoffmaschinenbauer in die Tiefe. Die Verarbeiter halten sich zurück mit Investitionen. Hinzu kommen hohe Energiepreise und der Transformationsdruck, dem die Kunden aus der Automobilindustrie ausgesetzt sind – aber auch die Branche selbst auf ihrem Weg in die Kreislaufwirtschaft.
Die Folge sind Rückgänge „wie ich sie in meinen 20 Jahren in der Kunststoffbranche noch nicht erlebt habe“, sagt der neue CSO Anatol Sattel beim Maschinenhersteller Sumitomo Demag, Selb. Wie er kommunizierten die Maschinenhersteller auf der Messe Fakuma offen die negativen Zahlen. Je nach Firmenspezifika differieren sie, aber nur graduell. Sumitomo Demag etwa verbuchte einen Umsatzrückgang von 17,4 % in 2023, Arburg prognostiziert für dieses Jahr einen Rückgang von über 20 %.
Wittmann fängt als Komplettanbieter viel mit Peripheriegeräten auf und prognostiziert „nur“ -10 % für 2024, berichtet aber von plötzlichen Einbrüchen im August und September. Engel wiederum erwartet -7 % für sein versetztes Geschäftsjahr 24/25.
Kapazitätsabbau erscheint unumgänglich
Die Hersteller stemmen sich mit allen Mitteln gegen die Krisen, auch entgegen ureigensten Prinzipien. Dass sie das können, zeigt, wie sie Innovationsfähigkeit und Resilienz aufgebaut haben. Kapazitätsabbau wird nun zum Beispiel ein Thema.
Arburg etwa hofft vorerst, mit Kurzarbeit hinzukommen. Sumitomo Demag will bis 2026 über 100 Stellen in den deutschen Werken abbauen, um sich für die Zukunft zu rüsten, und setzt auf Freiwilligkeit alternder Babyboomer. Geplant sind Effizienzverbesserungen im Produktionsgefüge des Sumitomo-Konzerns. Auch KraussMaffei strebt dies innerhalb der chinesischen Mutter Sinochem an, die zuletzt stark in die deutschen Werke investierte.
Durch Internationalisierung folgen die Hersteller ihren Verarbeitern und Märkten. Wittmann etwa investiert weiter in Osteuropa und in ein neues Werk in Indien. Arburg bricht mit alten Prinzipien und etabliert Montage-Werke in Nordamerika und Asien – „auch um den Standort Loßburg zu sichern“.
Teils nutzen die Maschinenbauer grünen Strom, um ihre CO2-Bilanz zu verbessern. Das ist teuer. Wo sie ihn selbst produzieren, senkt er die hohen Energiekosten. KraussMaffei etwa speist neuerdings zwei Werke zu fast 50 % aus PV-Anlagen auf Hallendächern. Wichtigster Hebel aber ist Innovation. Vor allem bei komplexen Anlagen bleibt Technologie-Kompetenz ausschlaggebend – mit Know-how bei Digitalisierung, Automation, Effizienz und Brillianz.
Die Messe Fakuma zeigte sich reich an Exponaten und Praxisbeispielen für technologische Fortschritte. Das im Bild gezeigte Frontpanel von Rehau ist eines davon. PUR-geflutet und somit fertiglackiert verlässt es die Spritzgießzelle, die dafür unterschiedlichste Prozess- und Fertigungsschritte in sich vereint. Eine Technologie von KraussMaffei, der beispielsweise Wettbewerber Engel eine eigene Lösung als Konkurrenzprodukt entgegenhält.
In einem Folgebericht werden wir eine Auswahl solcher Exponate vorstellen, die in Friedrichshafen als Möglichkeiten moderner Spritzgieß- und Kunststofftechnologien präsentiert wurden.