Logistikautomatisierer Siemens Dematic geht mit einer neuen Struktur ins neue Jahr. Sie soll die Kundenorientierung fördern und die Integration beschleunigen. In den nächsten fünf Jahren soll vor allem das Asien-Geschäft ausgebaut werden.
Thomas Preuß ist Journalist in Stuttgart
Zu Beginn der Präsentation der Jahreszahlen und einer neuen Unternehmensstruktur machte Johann Löttner, seit einem halben Jahr Vorstandsvorsitzender der Siemens Dematic AG, Mut: Der Markt, in dem sich das Nürnberger Unternehmen bewege, sei weiterhin attraktiv; die Arbeitsteilung in der Industrie halte an; dies erfordere eine größere Anzahl bedarfsgerechter, kleinerer Transporte, die der Produktion zugeführt werden müssten. Und daraus schloss er: „Fünf Prozent Wachstum per annum sind im Logistikmarkt der nächsten Jahre drin.“
Die aktuellen Zahlen lesen sich anders. Siemens Dematic, mit 2,6 Mrd. Euro Umsatz 2003 kleinster Siemens-Bereich, fuhr im vergangenen Jahr ein großes Minus ein: 218 Mio. Euro fehlen unter dem Strich.
Der Siemens-Dematic-Manager führte die Misere auf den seit zwei bis drei Jahren rückläufigen Markt zurück, gab aber auch Managementfehler bei zwei Großaufträgen in Großbritannien und Deutschland zu, die noch aus der Zeit vor dem Zusammenschluss der Siemens-PL- und Mannesmann-Dematic-Bereiche herrührten. Hierfür mussten hohe Rückstellungen und Abschreibungen vorgenommen werden. Details wollte Löttner nicht nennen, sagte lapidar: „Die Komplexität des Anlagengeschäftes wurde unterschätzt.“ Das soll nun anders werden: Bei zwei im Dezember unterzeichneten Verträgen mit der Luftfahrtbehörde der Vereinigten Arabischen Emirate über 350 Mio. Euro für ein Cargo-Zentrum und eine automatische Gepäckförderanlage habe man derartige Gefahren ausgeschlossen.
Die Integrationsversuche der Logistiksparten von Mannesmann Dematic beziehungsweise Atecs und Siemens dauern nun schon seit Mai 2001 an, aber es sind längst nicht alle Synergien gehoben. Löttner strukturiert deshalb weiter um: Die Sparte Material Handling Automation, die „zu zergliedert“ gewesen sei, geht vor allem in den Bereichen Distribution & Industry (DI) und Airport Logistics (AL) auf. Daneben wird es die Abteilungen Postal Automation (PA) und Electronics Assembly Systems (EA) geben. „Die neue Struktur fördert Kundenorientierung, Integration und Synergien“, hofft Löttner.
Lösungen würden zukünftig stärker gemeinsam entwickelt und Plattformstrategien ausgeschöpft. Der eingeschlagene Weg der Modularisierung und Standardisierung der Komponenten wird weiter verfolgt. Das Unternehmen setzt etwa bei Sortern – speziellen Verteilern in Förderstrecken – weltweit auf gleiche Technik und gleiche Steuerungen. Zusammengearbeitet werden soll konzernübergreifend. Bereits vor einem Jahr wurde der in Kooperation mit dem Siemens-Bereich Automation & Drives (A&D) entwickelte Conveyor vorgestellt, ein neuartiges Fördertechnik-Konzept mit verteilter Steuerungsarchitektur und komponentenbasierter Automatisierung.
Neben den technologischen Zielen setzt sich Löttner unternehmerische. So will er das Asiengeschäft, das derzeit 9 % zum Umsatz beiträgt, auf 25 % ausbauen. Da sich etwa bei den Bestückungsautomaten für elektronische Bauteile die Wertschöpfung nach Asien verschoben habe, werde auch Siemens Dematic dort produzieren.
Erweitert werden soll zudem das Dienstleistungsgeschäft mit Service oder Modernisierungen. Zurzeit erbringt diese Sparte etwa 470 Mio. Euro. Für 2008 peilt Löttner 830 Mio. Euro an. Die sollen etwa 25 % des Umsatzes ausmachen, woraus sich ein Umsatzziel von 3,3 Mrd. Euro errechnet. Das deckt sich mit dem erwarteten Zuwachs von 5 % pro Jahr.
Für die derzeitigen Mitarbeiter besteht Hoffnung, das mitzuerleben: Die Anzahl ihrer Kolleginnen und Kollegen ist binnen Jahresfrist von 12 000 auf 10 000 gesunken. „Damit haben wir uns auf den vernünftigerweise erwartbaren Markt eingestellt“, versichert Löttner.
Vorort- und Teleservice erhalten zukünftig mehr Gewicht
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