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Maschinenbauer in Baden-Württemberg: Keine Trendwende in Sicht

Umfrage unter den VDMA-Mitgliedsunternehmen
Maschinenbauer in Baden-Württemberg: Keine Trendwende in Sicht

Maschinenbauer in Baden-Württemberg: Keine Trendwende in Sicht
Die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau in Baden-Württemberg hat in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres mit einem Minus von knapp 10 % die Erwartungen deutlich verfehlt. Bild: Irina/stock.adobe.com (generiert mit KI)

Der Maschinen- und Anlagenbau in Baden-Württemberg sieht sich mit einer Reihe drängender Herausforderungen konfrontiert. Insbesondere ein schwacher Welthandel und fehlende Aufträge belasten die Maschinenbauer, wie eine jüngste Umfrage unter den VDMA-Mitgliedsunternehmen in Baden-Württemberg zeigt. Den größten politischer Handlungsbedarf sehe man beim Bürokratieabbau, bei der Infrastruktur-Erneuerung sowie der Steuer- und Abgabenlast.

Inhaltsverzeichnis
1. Zurückhaltung bei Investitionen
2. Standortbedingungen Deutschlands sinken
3. Produktion und Kapazitätsauslastung unbefriedigend
4. Weniger offene Stellen, Anstieg der Kurzarbeit
5. China enttäuscht, Indien und Mexiko legen zu
6. Forderungen an die Politik

Die Bilanz der baden-württembergischen Maschinenbauer für das erste Halbjahr fällt ernüchternd aus. Unter dem Strich steht ein Rückgang der Auftragseingänge um real 13 % im Vergleich zum Vorjahr. Auch mit Blick auf die Umsatzerwartungen zeigt die Umfrage ein deutlich eingetrübtes Stimmungsbild:

  • 46 % der Unternehmen rechnen im laufenden Jahr mit einem nominalen Umsatzrückgang,
  • 23 % mit einer Umsatzstagnation.

Auf Basis dieser Einschätzungen wäre der Maschinenbauumsatz in Baden-Württemberg in diesem Jahr zum ersten Mal seit dem Coronajahr 2020 rückläufig und läge mit 84 Milliarden Euro um 4 % unterhalb des Vorjahrs. Auch für das kommende Jahr bleiben die Erwartungen gedämpft, nicht einmal jedes zweite Unternehmen rechnet nach heutigem Stand mit einem Umsatzwachstum.

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Dr. Mathias Kammüller, Vorsitzender des VDMA Baden-Württemberg
Bild: Trumpf

„Was die Unternehmen jetzt dringend brauchen, sind echte Reformen für mehr Wettbewerbsstärke.“
– Dr. Mathias Kammüller, VDMA Baden-Württemberg

„Viele Unternehmen hatten ihre Hoffnungen auf ein positives zweites Halbjahr 2024 gestützt. Gemessen an der aktuellen Auftrags- und Wirtschaftslage werden diese Erwartungen enttäuscht. Der Aufschwung lässt weiter auf sich warten, die Investitions- und Konsumbereitschaft leidet auf breiter Front. Was die Unternehmen jetzt dringend brauchen, sind echte Reformen für mehr Wettbewerbsstärke und eine neue Schubkraft für Investitionen. Die bisherigen Ansätze der Bundesregierung sind dafür völlig unzureichend“, kommentiert Dr. Mathias Kammüller, Vorsitzender des VDMA Baden-Württemberg, die aktuelle Situation.

Zurückhaltung bei Investitionen

Angesichts der schwächelnden Konjunktur treten auch die Investitionsplanungen der Unternehmen auf der Stelle. Über die Hälfte der 242 Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, rechnen in diesem und im nächsten Jahr mit stagnierenden oder sogar rückläufigen Investitionen. Damit wächst auch die Sorge um die schwindende Wettbewerbsfähigkeit. „Um nicht den Anschluss zu verlieren, braucht es dringend politische Anreize für mehr Investitionen – zum Beispiel deutlich schnellere Genehmigungsverfahren. Wachstum muss in den Mittelpunkt gestellt werden! Die aktuelle Stagnation, die wir erleben, ist vor allem auf die schwache Investitionstätigkeit über alle Branchen hinweg zurückzuführen. Derzeit fehlt das Vertrauen in den Standort Deutschland“, sagt Kammüller.

Standortbedingungen Deutschlands sinken

Deutschland liegt bei der gegenwärtigen Standortattraktivität für inländische Firmen nur im Mittelfeld Europas. Dies zeigt eine Umfrage des ifo Instituts. Die Befragten aus Deutschland bewerten die Standortattraktivität mit 61,3 von 100 möglichen Punkten. Hinzu kommt, dass sich ausländische Unternehmen mit Investitionen hierzulande zurückhalten. „Der Standort büßt längst seine führende Position ein. Internationale Investoren gehen dorthin, wo die größte Rendite zu erwarten ist. Wir dürfen nicht zulassen, dass der Standort Deutschland die besten Zeiten hinter sich hat“, warnt Kammüller.

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Produktion und Kapazitätsauslastung unbefriedigend

Die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau in Baden-Württemberg hat in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres mit einem Minus von knapp 10 % die Erwartungen deutlich verfehlt. Fehlende Aufträge belasten auch die Kapazitätsauslastung, die im Maschinenbau mit einem Wert von 79 % unter dem langjährigen Mittel von 86 % liegt. „Die Kunden warten weiter ab, insbesondere im Neumaschinengeschäft. Projekte werden immer wieder verschoben. Das macht eine Vorhersage für die kommenden Monate schwierig. Wir gehen derzeit davon aus, dass die schwache Konjunktur bis in das nächste Jahr hinein anhält“, prognostiziert der Landesvorsitzende.

Weniger offene Stellen, Anstieg der Kurzarbeit

Die wirtschaftliche Schwächephase wirkt sich auch auf den Arbeitskräftebedarf der Maschinenbauer aus. Der Maschinen- und Anlagenbau ist zwar mit mehr als 330.000 Beschäftigten der nach wie vor größte industrielle Arbeitgeber Baden-Württembergs. Mit Blick auf Neueinstellungen zeigen sich die Unternehmen für den weiteren Jahresverlauf jedoch zurückhaltend:

  • Bei fast der Hälfte der Unternehmen reduziert sich die Zahl der offenen Stellen.
  • Gleichzeitig nimmt die Bedeutung der Kurzarbeit zu.
  • Rund 46 % der Befragten erwarten für die nächsten sechs Monate einen Anstieg der Kurzarbeit, über die Hälfte plant die Zeitkonten der Beschäftigten abzubauen.

Zuversichtlich stimmt, dass laut der Umfrage vier von fünf Unternehmen die Stammbelegschaft konstant halten wollen. „Die Unternehmen sind sich der demografischen Entwicklung und der damit einhergehenden Arbeitskräfteknappheit in den kommenden Jahren sehr wohl bewusst. Daher werden viele Unternehmen ihren Personalbestand so weit als möglich halten, was angesichts der Gesamtumstände durchaus ambitioniert ist“, betont Kammüller.

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China enttäuscht, Indien und Mexiko legen zu

Aufgrund der schwachen Weltkonjunktur verzeichnet der Export Einbußen. Im ersten Halbjahr 2024 gingen die Ausfuhren des baden-württembergischen Maschinenbaus um knapp 6 % auf 24 Milliarden Euro zurück.

  • Wichtigster Exportmarkt für Maschinenlieferungen aus Baden-Württemberg bleiben die USA. Trotz eines Minus von knapp 2 % konnten im ersten Halbjahr Maschinen im Wert von rund 4 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten exportiert werden.
  • Der größte Rückgang war im Exporthandel mit China zu verzeichnen, der mit einem Wert von 2,1 Milliarden Euro um 16 % geringer ausfiel als im ersten Halbjahr 2023.
  • Positiv entwickelten sich hingegen die Ausfuhren in die Wachstumsmärkte Indien mit plus 15 % und Mexiko mit plus 10 %.

Forderungen an die Politik

Laut Umfrage hat sich der politische Handlungsdruck weiter erhöht. So sehen die meisten Unternehmen dringlichen politischen Entscheidungsbedarf

  • beim Bürokratieabbau (93 %),
  • bei der Beschleunigung von Genehmigungsverfahren (83 %),
  • bei der Infrastrukturmodernisierung (79 %) und
  • bei der Reduzierung der Steuer- und Abgabenlast (72 %).

„Die Wachstumsinitiative der Bundesregierung geht zwar in die richtige Richtung, ist in der Realität jedoch viel zu kleinteilig.“
– Dr. Mathias Kammüller, VDMA Baden-Württemberg

„Die Wachstumsinitiative der Bundesregierung geht zwar in die richtige Richtung, ist in der Realität jedoch viel zu kleinteilig und wenig wirkungsvoll: Abbau der kalten Steuerprogression, Bürokratieabbau, bessere Abschreibungsmöglichkeiten bei Investitionen, aber auch Maßnahmen zur Stärkung der Erwerbsanreize. Das sind alles richtige Schritte, die jetzt konsequent umgesetzt werden müssen. Wenn es hier Verlässlichkeit gibt, dann investieren die Unternehmen auch wieder mehr“, resümiert der baden-württembergische VDMA-Vorsitzende. (eve)

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