Daten- und Klimaschutz sowie das Lieferkettengesetz haben im Vergleich zu den anderen Regularien die größten Auswirkungen auf den deutschen Mittelstand. Das zeigt die aktuelle Studie „Deutscher Mittelstand im Regulierungskorsett“ des ERP-Anbieters Proalpha. Befragt wurden 200 mittelständische Unternehmen aus ganz Deutschland zu den Auswirkungen und Einschätzungen sie betreffender aktueller sowie künftiger gesetzlicher Regulatorik.
Demnach stellt für die Fertigungsindustrie das deutsche Lieferkettengesetz mit 43 % ein größeres Wachstums- und Expansionshemmnis dar als für alle anderen innerhalb der Studie analysierten Branchen (39 % im Durchschnitt). Zudem bewerten ebenfalls 43 % der im Bereich Fertigung befragten Mittelständler das Gesetz als nachteilig im internationalen Wettbewerb. Im Branchendurchschnitt sehen das nur 34 % so.
Darüber hinaus wirke der EU AI Act – das erste gesetzliche Regularium für Künstliche Intelligenz weltweit – insbesondere für die produzierende Industrie als Innovationsbremse, heißt es weiter. Das gaben 38 % der in diesem Sektor Befragten an, im Vergleich zu 32 % im Branchendurchschnitt.
Negative Auswirkungen auf Wachstum und Expansion
Auch wollen in der Fertigung mehr Unternehmen (34 % gegenüber 26 % im Branchendurchschnitt) ihre Produktion aufgrund des EU AI Acts ins Ausland verlagern. Weitere 32 % stimmen der Aussage zu, dass Deutschland aufgrund dieses Gesetzes seine führende Position im internationalen Wettbewerb einbüßt.
„Für die Fertigungsindustrie zeigt sich, dass das Lieferkettengesetz sich insbesondere auf Wachstum und Expansion negativ auswirkt“, kommentiert Michael Finkler, Geschäftsführer Business Development bei Proalpha. „Zudem belastet laut unserer Umfrage der EU AI Act die Innovationskraft und den Wirtschaftsstartort Deutschland.“
Handel, Transport und Logistik sehen Innovationshemmnisse
Für fast die Hälfte (44 %) der Unternehmen aus dem Bereich Handel, Transport und Logistik ist das deutsche Lieferkettengesetz ein Innovationshemmnis (32 % im Branchendurchschnitt). Ebenfalls 44 % der Befragten in diesem Sektor gaben an, das europäische Lieferkettengesetz zwinge sie zur Zurückstellung geplanter Investitionen.
Die Branche werde zudem im Hinblick auf die europäische Datenschutzverordnung (DSGVO) eher in ihrem Wachstum oder Expansion ausgebremst (45 %) und müsse eher geplante Investitionen zurückstellen (29 %). Darüber hinaus wirke das ESG-Reporting in diesem Sektor als stärkere Investitionsbremse im Vergleich zu den anderen Branchen.
IT- und Technologie verweisen auf hohen Reporting-Aufwand
Die IT- und Technologiebranche wiederum habe am meisten mit dem Reporting im Zuge der Datenschutzverordnung zu kämpfen. So gibt fast die Hälfte (46 % im Vergleich zu 33 % im Branchendurchschnitt) der Befragten an, dass die DSGVO für sie einen erhöhten Reporting-Aufwand bedeute.
Zudem zeigt sich anhand der Tech-Branche, dass auch der Mittelstand von gesetzlichen Vorschriften betroffen ist, die eigentlich für größere Unternehmen gelten. So sagten 38 % der befragten IT- und Tech-Unternehmen, dass das ESG- beziehungsweise CSRD-Regelwerk für sie viel Extraaufwand bei der Berichterstattung bedeute, weil größere Geschäftspartner das von ihnen verlangen.
Der EU Resilience Act und das Kritis-Dachgesetz – beide im weitesten Sinne mit Information Security befasst – wirken sich vor allem in der IT- und Tech-Industrie negativ auf die Innovationskraft (50 %) und geplante Investitionen (37 %) aus. (jpk)